Sieben Prozent der Schulen fielen im ersten Anlauf durch – In Niedersachsen gibt es 130 “Trainer Unterrichtsqualität“

Das Gymnasium ist in der Diskussion. Elternvertreter fordern größere Anstrengungen zur Qualitätssicherung. Bei der Frühjahrstagung des Verbands der Elternräte der Gymnasien nutzten Teilnehmer aus ganz Niedersachsen am Samstag die Chance, prominente Behördenchefs mit ihren Wünschen zu konfrontieren. Bei der Diskussion im Braunschweiger Wilhelm-Gymnasium sickerten eine Reihe von Neuerungen durch, die auf Landesebene erwogen werden.

"Welche Taten folgen den Daten?" Mit dieser Frage spielte die Vorsitzende des Elternratsverbands, Hiltrud Sürmann, darauf an, dass es vielen Schulen nach einer Schulinspektion schwer fällt, die zu Tage gekommenen Missstände zu beseitigen. In Redebeiträgen beklagten Elternvertreter mangelnde Unterstützung der Landesschulbehörde bei der Qualitätsverbesserung.

Bert Märkl, der Präsident der Niedersächsischen Schulinspektion, verwies hingegen darauf, dass den Inspektionen durchaus Taten folgten: "Bei Schulen, die nachinspiziert werden, sind deutliche Verbesserungen festzustellen. Innerhalb von eineinhalb Jahren gelingt es den meisten Schulen, bei den Qualitätskriterien Durchschnittswerte zu erreichen."

Eine Nachinspektion wird immer dann angesetzt, wenn eine Schule in zu vielen Bereichen und besonders bei der Unterrichtsqualität Mängel aufweist – sie ist dann bei der Inspektion durchgefallen. Nachdem das vor drei Jahren noch bei weniger als fünf Prozent der Schulen der Fall war, musste Märkl jetzt vermelden: "Inzwischen gibt es bei sieben Prozent der Schulen Nachinspektionen."

Ulrich Dempwolf, der Präsident der Landesschulbehörde, betonte: "Wir als Schulaufsicht wirken darauf hin, dass die Schule Entwicklungsschritte festlegt. Und wir unterstützen sie dabei."

Doch die versammelten Elternvertreter hakten nach, ihnen waren Dempwolfs Versicherungen zu nebulös. "Wenn Lehrer ungeeignet sind für den Beruf, was tun sie dann konkret?", wollte der Uelzener Elternrat Bernd Milnickel wissen. "Ich garantiere Ihnen, dass wir Beschwerden mit allem Nachdruck nachgehen. Aber ich finde es gut, dass es bei uns nicht so wie in der Schweiz ist, wo Lehrer einfach rausgeworfen werden können." Hilfe könnten in Niedersachsen beispielsweise 130 "Trainer Unterrichtsqualität" leisten.

Dass sich die bei den Schulinspektionen ermittelte Qualität der Schulen zum letzten Schuljahr hin verschlechtert hat, führen Elternräte wie Annette Schüler von der Braunschweiger Gauß-Schule auf eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen zurück. Sie erinnern an die starke Lehrerbelastung, zu große Klassen oder Herausforderungen wie den doppelten Abiturs-Jahrgang. Bernhard Neumann, Elternratsvorsitzender des Kranich-Gymnasiums in Salzgitter, sorgte sich um die Unterrichtsqualität im ländlichen Raum: "25 Prozent des Unterrichts geben Quereinsteiger und Referendare, wie soll sich da die Qualität an den Gymnasien verbessern?" Dempwolf zweifelte die Zahl an und erklärte, dass Lehrer gezielt in den ländlichen Raum geschickt würden. Und er betonte: "Viele Quereinsteiger leisten hervorragende Arbeit."

Hier einige voraussichtliche Neuerungen, die sich in der Diskussion abzeichneten:

Schulleiter als Beruf

Dempwolf bestätigte, dass unter anderem durch die eigenverantwortliche Schule mehr Aufgaben auf die Schulleiter zugekommen sind. Bert Märkl von der Schulinspektion kündigte jedoch an: "Die Schulleitung als eigenen Beruf zu etablieren, diese Entwicklung ist eingeleitet." Gemeint ist, die Unterrichtsverpflichtung der Schulleiter von großen Schulen zu minimieren.

Unangemeldete Schulinspektionen

Die Niedersächsische Schulinspektion wird reformiert. "Es gibt viele Überlegungen, das Inspektionssystem für eine zweite Runde zu verbessern", bestätigte Behördenchef Märkl. Dabei wird auch an Inspektionen gedacht, die nur ein oder zwei Tage vorher angemeldet werden. Derzeit wird die Schule acht Wochen vorher informiert.

Schließung von Außenstellen

Trotz heftiger Kritik bekräftigte Ulrich Dempwolf, dass er 15 der 24 Außenstellen der Landesschulbehörde schließen will – auch Peine, Salzgitter und Helmstedt sind betroffen. "Unser Service bleibt erhalten. Aber das Ganze wird uns sehr fordern." Auch an der Schließung der Nebenstelle der Schulpsychologie in Wolfsburg hält Dempwolf fest.

Zentralabitur erweitern

"Wir haben ja nur ein halbes Zentralabitur: Die Aufgaben werden zentral gestellt, aber die Korrektur erfolgt weiter an den Schulen", erläuterte Märkl. Es gebe Überlegungen, dass eine zentrale Korrektur zu faireren Ergebnissen führe.

Mehr Schulpsychologen

Ein Verhältnis von einem Schulpsychologen auf 10 000 Schüler sei wünschenswert.

Zahl der Lehrer

Trotz der Forderung von Elternvertretern, mehr Lehrer einzustellen, wird es in Niedersachsen mittelfristig weniger Lehrer geben. Allerdings soll ihre Zahl in geringerem Umfang sinken als die der Schüler.

Die Reportage von einer Schulinspektion lesen Sie in dieser Woche auf der Serienseite.