Eine Neuinszenierung von Antonín Dvořáks »Rusalka« wird die erste Online-Opern-Premiere. Das digitale Kulturprojekt startet am 1. März

Noch ist offen, wann die Theater wieder Publikum live empfangen dürfen. Darauf reagiert das Staatstheater Braunschweig jetzt mit der Eröffnung einer frei zugänglichen digitalen Bühne auf www.staatstheater-braunschweig.de. Für März sind dort vier Premieren aus den Bereichen Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater/JUNGES! und Staatsorchester geplant.

Zum Auftakt erwartet die Online-Besucher eine Doppelpremiere mit Antonín Dvořáks »Rusalka« unter der Musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Srba Dinić und in der Regie von Dirk Schmeding am 5. März sowie das schauspielmusikalische Projekt »Werther: A Few Love Songs« nach dem Briefroman von Johann Wolfgang Goethe am 6. März.

Die "Digitale Bühne" als Streaming-Plattform

"Das Theater ist und bleibt für uns vor allem anderen ein lebendiger Ort der Begegnung zwischen Künstler*innen und Live-Publikum, weshalb wir alle einer baldigen Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebs entgegenfiebern. Trotzdem sind wir stolz und froh, unseren Besucher*innen über unseren neuen digitalen Kanal etwas davon zeigen zu können, was in den letzten Monaten an kreativer Arbeit auf unseren Probebühnen entstanden ist", so Generalintendantin Dagmar Schlingmann.

Die "Digitale Bühne" des Staatstheaters Braunschweig geht am 1. März online und funktioniert wie eine Streaming-Plattform, die eigene Aufzeichnungen, Filmproduktionen, Live-Streams, Trailer und Audio-Einführungen aller Sparten sammelt und übersichtlich präsentiert. Alle Angebote sind kostenlos, es kann aber ein frei wählbarer Ticketpreis gezahlt werden.

Die Premieren

Julie Adams als Rusalka.
Julie Adams als Rusalka. © Thomas M. Jauk / Stage Picture

5. März um 19:30 Uhr: »Rusalka« – Lyrisches Märchen in drei Akten von Antonín Dvořák (Filmaufzeichnung, 135 Minuten, abrufbar bis 4. April, danach Übernahme ins Programm von OperaVision)

Die Bühnenpremiere von Antonín Dvořáks berührender Oper wurde im November vom zweiten Lockdown gestoppt. Dirk Schmeding (Regie), Srba Dinić (Musikalische Leitung) und ihr Team aber konnten die Probenarbeit mit dem Sängerensemble und einer aufgrund der Hygienevorschriften reduzierten Orchesterbesetzung zu Ende führen. Die Titelpartie der Rusalka wird von einer phänomenalen Julie Adams verkörpert, die eigentlich für die New Yorker MET gebucht war, aber durch den Komplett-Abbruch der dortigen Spielzeit für Braunschweig frei geworden ist. Aufgezeichnet wird die Inszenierung am heutigen Montag von Oliver Becker (OTB Medien) und seinem Team. Für die Bildregie ist Götz Filenius verantwortlich. Alle Informationen zu Stück und Besetzung hier.

6. März um 19:30 Uhr: »Werther: A Few Love Songs« – nach dem Briefroman von Johann Wolfgang Goethe (Film, 55 Minuten, abrufbar für jeweils 48 Stunden am 6., 14., 18. und 27.3.2021)

Ana Yoffe in »Werther: A Few Love Songs«.
Ana Yoffe in »Werther: A Few Love Songs«. © Lukas Pergande

Ausgehend von Goethes berühmter Geschichte über Werthers unerfüllte Liebe zu Lotte spürt Ana Yoffe in einem schauspielmusikalischen Projekt den verschiedenen Aggregatzuständen dieser nicht zu bändigenden Emotion nach. Werther, durchaus egomanisch veranlagt, inszeniert dabei einen Reigen aus Euphorie, Überwältigung, Eitelkeit und Schmerz – und auch die Lieder, vom Volkslied über Nick Cave zu Nirvana, spiegeln die seelische Ausnahmesituation eines Menschen wider, der sich seinen Obsessionen hingibt. So entsteht eine exzentrische Selbstinszenierung zwischen Hoffen und Vergeblichkeit. Gedreht wurde unter der Regie von Grigory Shklyar (Kamera) und Jörg Wockenfuß (Musikarrangements und -produktion) hauptsächlich im »Aquarium« des Staatstheaters sowie an Schauplätzen inner- und außerhalb Braunschweigs.

20. März um 18 Uhr: »Grauzonen« (Filmaufzeichnung, 60 Minuten, abrufbar bis 3.4.2021)

Zum »Welttag des Theaters für Kinder und Jugendliche« bringt die Digitale Bühne eine im Februar 2021 neu erarbeitete Filmversion des von Henrietta Horn choreografierten tanz JUNG!-Stücks »Grauzonen« heraus. Die raffinierte und humorvolle Choreografie über die Räume zwischen Schwarz und Weiß, über die Räume zwischen dem, was man ist oder sein möchte, wurde vor einem Jahr mit großem Erfolg im Kleinen Haus des Staatstheaters uraufgeführt, konnte dann aber nach nur wenigen Vorstellungen nicht mehr vor Publikum gespielt werden. Aufnahme und Bildregie: Oliver Schirmer und Knut Bussian. Alle Informationen zu Stück und Besetzung hier.

28. März um 11 Uhr: Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Braunschweig (Filmaufzeichnung, 80 Minuten, abrufbar bis Juli 2021)

Das letzte Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Braunschweig vor Publikum fand im Oktober letzten Jahres in der Stadthalle unter strengen Hygieneregeln statt. Am 15. März kommt das Staatsorchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Srba Dinić erstmals wieder an diesem Ort zusammen, um vor immer noch leeren Stuhlreihen ein Programm für die Digitale Bühne aufzuzeichnen: die Ballett-Suite »Der Triumph der Zeit« von Alexander Zemlinsky, das Oboenkonzert D-Dur op. 144 von Richard Strauss mit Solist Salomo Schweizer und die Sinfonie Nr. 2 d-Moll op. 49 von Louis Spohr. Zu den Online-Premieren-Terminen gibt es ein digitales Begleitprogramm mit Programmheften, Audio-Einführungen und wahlweise Live-Einführungen, Gesprächsrunden oder Premierenfeiern. Neben den Premieren und einigen Projekten aus den vergangenen Lockdown-Monaten starten im März außerdem der wöchentliche »Mit-Tanz-Mittwoch«, ein digitales Tanztraining des Tanztheaters, eine Liedzyklen-Video-Reihe des Musiktheaters und der Tanz-Podcast »Bewegung der Woche«.

Das letzte Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Braunschweig fand im Oktober letzten Jahres statt. Nun kommt das Staatsorchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Srba Dinić erstmals wieder an diesem Ort zusammen.
Das letzte Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Braunschweig fand im Oktober letzten Jahres statt. Nun kommt das Staatsorchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Srba Dinić erstmals wieder an diesem Ort zusammen. © Björn Hickmann / Stage Picture