Braunschweig. Im Stöckheimer Zoo in Braunschweig sind die Weltkrisen längst angekommen – Er erweist sich dennoch als Ort der Entspannung.

Um einmal aus dem Laufrad herauszukommen, kann man im Stöckheimer Zoo fröhlich und lange den Chinesischen Baumstreifenhörnchen in ihren Laufrädern zuschauen.

Das ist ganz vergnüglich. Denn im Gegensatz zu unsereinem genießen die Streifenhörnchen aus der Gattung der Hörnchen ihr Laufrad, sie kosten es förmlich aus, springen freiwillig hinein und heraus, toben drin herum – und turnen sogar wie todesmutige Artisten beim Internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo auf der Außenseite ihres rotierenden Rades herum.

Peter Wilhelm füttert den Baumstachler mit Blättern vom Maulbeerbaum.
Peter Wilhelm füttert den Baumstachler mit Blättern vom Maulbeerbaum. © Henning Noske

Toll. Aber jetzt kommt der absolute Clou, den uns Tierpflegemeister Peter Wilhelm (36) aus der Geschäftsleitung des Braunschweiger Zoos „Arche Noah“ in Stöckheim verrät. Denn die Chinesischen Streifenhörnchen machen in der aktuellen Lage gerade alles richtig, produzieren in ihren Laufrädern tatsächlich sogar Strom über ein paar Fahrraddynamos. Und, das muss man schon sagen, bei ihnen geht das Licht nicht aus, wenn sie’s brauchen.

60 Arten sind zu sehen – und vom nächsten Jahr an vielleicht auch ein Löwenrudel

Ein echter Publikumsmagnet im Zoo. Ohnehin ist da gerade viel los. Das Publikum aus Stadt und Region und auch darüber hinaus strömt herein, vor allem, wenn es nicht ganz so heiß ist. Außerdem haben heimische Destinationen eine schöne Konjunktur, es ist ein Ausflugstipp der beschaulichen, der lehrreichen Art. 60 Arten gibt es zu sehen von der Achatschnecke bis zur Zwergziege, 350 bis 400 Tiere, die genaue Zahl variiert je nach Nachwuchslage.

Sibirischer Tiger und Gepard dabei – und vielleicht ab nächstem Jahr schon ein richtiges Löwenrudel. Der Stöckheimer Zoo will einen Kater und zwei Katzen unterbringen auf einem Terrain mit Freigelände und Löwenhaus, in dem auch eine Zooschule eingerichtet werden soll, wie Peter Wilhelm berichtet. Das wird die Attraktivität noch einmal erhöhen.

Verbreiten gute Laune: Weißrüssel-Nasenbären bei ihrer Kletterpartie auf dem Seil.
Verbreiten gute Laune: Weißrüssel-Nasenbären bei ihrer Kletterpartie auf dem Seil. © Henning Noske

Als wir bei den Weißrüssel-Nasenbären ankommen, muntern uns die possierlichen Seilkletterer ein bisschen auf. Denn natürlich haben wir auch über Probleme und Schwierigkeiten gesprochen. So viele Baustellen im Zoo, neue, attraktive Projekte, aber auch notwendige Reparaturen – und so stark gestiegene Kosten und Wartezeiten.

Überall sind die Preise gestiegen. Der Zoo muss sich nach der Decke strecken

So hohe Energie-, Rohstoff- und Futterpreise! Öl für die Pommes, Graspellets für die Ponys und Esel, was man so braucht. Und nicht nur das. Die ganze Welt ist durcheinander. Nicht einmal die Erdnüsse aus Afrika kommen noch an, die vom Publikum im Zoo gekauft und an die Tiere verfüttert werden, wie mir Seniorchefin Edith Wilhelm berichtet. Erdnuss-Flaute. Mutmaßungen über die Ursachen. Viele Menschen hungern in Afrika. Oder die Dürre. Aber auf keinen Fall was Gutes.

Hierzulande haben wir Sorgen, die sie woanders gern hätten, aber sie belasten uns auch. Es regnet zu wenig, ist zu trocken. Aber die vielen schönen Pflanzen in dieser grünen Oase und Arche brauchen viel Wasser, es muss kräftig gegossen werden. Ohnehin ziehen grad brutal die Preise an. Zoopreis noch stabil, aber im Bereich von Kiosk und Cafeteria wird es zwangsläufig teurer. Was nicht jedem gefällt. Und Personal ist knapp geworden.

Familie Wilhelm, die Zoo-Dynastie, hält alle Fäden in der Hand

Zum Glück gibt es Familie Wilhelm, die Zoo-Dynastie, das kann man so sagen. Seniorchef Uwe hat mit Edith den Zoo 1978 übernommen. Sohn Peter wird von seiner Frau Tiara unterstützt. Sie ist Tierpflegerin. Sohn Marco ist als Handwerker und Schlosser im Zoo im Einsatz. Tochter Hanna hilft, wo immer es geht. Und Sohn Gregor betreibt nicht weit entfernt den Tierpark Essehof bei Lehre im Landkreis Helmstedt, da arbeitet man natürlich eng zusammen.

Aber zurück zu den Weißrüssel-Nasenbären, sie gehören zu Peter Wilhelms persönlichen Favoriten. Ebenfalls die Baumstachler. Für ihn schon sehr charismatische Tiere, wie er sagt. Stolz ist er auch auf das neue Zwergmangustengehege für die kleinen Verwandten der Erdmännchen.

Chinesisches Baumstreifenhörnchen.
Chinesisches Baumstreifenhörnchen. © Henning Noske

Oder die Goldkopflöwenäffchen, die auch zu den bedrohten Arten zählen. „Schon gut, dass wir gerade sie immer wieder nachziehen und weltweit Tiere in andere Zoos abgeben können“, sagt er. So ist auch der Braunschweiger Zoo eingebunden in ein weltweites Netz des Erhalts selten gewordener Arten und der Bewahrung des Genpools vieler Arten.

Ein Lern-Ort. Und ein Ort für Entspannung jenseits vom Laufrad des Alltags, die Chinesischen Streifenhörnchen jetzt mal ausgenommen. Mit Liebe und Sorgfalt möbliert, so auch eine helle Orangerie zum Ausruhen, viele Spielmöglichkeiten für Kinder. Ein kleiner, feiner Zoo – knapp drei Hektar eine echte Arche Noah.

Zoo Stöckheim, Leipziger Str. 190 in Braunschweig-Stöckheim: geöffnet im Sommer täglich 9 bis 18.30 Uhr (letzter Einlass 17 Uhr). Eintritt: 9 Euro, Schüler/Studenten 8 Euro, Kinder (bis 16) 6 Euro, Hunde 2,50 Euro. Telefon: 0531/611269 Homepage: www.zoo-bs.de

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