Wolfsburg. Ein selbstbewusster und leidenschaftlicher Markenauftritt – wie das geht, kann man bei Porsche studieren. VW-Chef Schäfer arbeitet dran.

Im Volkswagen-Konzern betont man gerne, dass die Marken viel voneinander lernen können. Stimmt. Doch gilt das auch für den Umgang mit der eigenen Geschichte und der Präsentation des automobilen Erbes? Die Porsche AG, die ja weiterhin vom Konzernchef Oliver Blume geführt wird, geht diesbezüglich selbstbewusst voran. Obwohl der legendäre Gründungsvater Ferdinand Porsche tief verstrickt war im System des nationalsozialistischen Deutschland Adolf Hitlers, tut das der weltweiten Begeisterung für die exklusiven Sportwagen-Marke keinen Abbruch. Hier lautet die Gleichung: Geschichte tut dem Image gut.

Porsche bekennt sich „klar zu seiner Heimatstadt“

Porsche ist es gelungen, den Nimbus der leistungsstarken, erfolgreichen und innovativen Edelmarke geldwert in Szene zu setzen. Jüngst eröffnete man in der Stuttgarter Innenstadt den weltweit ersten Brandstore im Dorotheenviertel. „Mit dem Retail-Format „Porsche Driven by Dreams – Der Brand Store in Stuttgart“ schafft der Sportwagenhersteller in bester Innenstadtstadtlage einen Ort, an dem die Marke und der Brand Purpose hautnah erlebt werden können. Damit bekennt Porsche sich klar zu seiner Heimatstadt“, schreibt das Unternehmen dazu. Der Brand Purpose, also der Markenzweck, wird nahezu ungeniert stolz mit „Angetrieben von Träumen“ benannt. Das wäre doch auch mal etwas für Wolfsburg und VW: Eine „Außenstelle“ oder besser Botschaft außerhalb der Werksgrenzen in der Innenstadt. So weit ist man allerdings noch nicht am Mittellandkanal.

Tradition: In Wolfsburg fehlt ein großer Wurf

VW hat historisch bedingt ein gespaltenes Verhältnis zur eigenen Geschichte. Möglicherweise auch deshalb gelingt in Wolfsburg in Sachen Markenmuseum bislang kein großer Wurf – weder architektonisch noch thematisch. Die Exponate sind auf das Automuseum in der Dieselstraße, die Autostadt und die Sammlung von Volkswagen Classic verteilt. Ein Ort, der einen Gesamtkontext inklusive der geschichtlichen Altlasten schafft, fehlt weiterhin. Doch es gibt Hoffnung. Der neue VW-Chef Thomas Schäfer will die Marke zum Strahlen bringen und setzt dabei auf die Liebe zu Oldtimern. Die erste Mitarbeiter-Rallye war eine exzellente Idee und ein Erfolg. Dass Schäfer mit seiner Frau daran teilnahm, verschafft ihm Sympathiepunkte bei allen Fans und Freunde der Marke VW. Darauf lässt sich aufbauen. Jens Katemann, der Sprecher von Schäfer und Leiter der Markenkommunikation von Volkswagen, nahm kürzlich am Forum Wirtschaft der Wolfsburger Marketing Gesellschaft (WMG) statt. Die Veranstaltung fand nicht von ungefähr im Automuseum statt. Denn für das baulich eher schlichte Domizil mit den sensationellen Exponaten muss eine neue Perspektive gefunden werden. Das ist nicht neu. Aber Schäfer scheint der Manager zu sein, der – ähnlich wie bei Porsche – erkannt hat, dass automobile Leidenschaft und Liebe von unschätzbarem Wert ist.

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