Wolfsburg. Nach vierjähriger Pause bietet die Zuliefererbörse eine Vielzahl von Innovationen. Es geht um die Mobilität von morgen.

Für Branchenkenner ist sicherlich so ziemlich alles interessant und relevant, was auf der IZB im Wolfsburger Allerpark noch bis zum Donnerstag präsentiert wird. Schließlich geht es auf der europäischen Leitmesse der automobilen Zuliefererbranche nach vierjähriger Coronapause um technische Lösungen und Dienstleistungen für eine vernetzte Mobilität. Laien dürften – im Gegensatz zu den Fachbesuchern – sehr oft wohl nur Bahnhof verstehen, wenn es etwa um „Messsysteme zur unkomplizierten, mobilen Quantifizierung von Haptik“ geht. Das nimmt der Messe indes nichts von ihrem Reiz, gewährt sie doch Einblicke in die zukünftige Nutzung des Automobils und einer neu gedachten Mobilität. Und die geht ja schließlich alle etwas an. Es gibt auch Aussteller, die sehr anschauliche und anfassbare Produkte zu bieten haben. Beispielsweise die Pendix-Gruppe, die „ein- und mehrspurige Lastenräder“ plus der passenden Batterie-Antriebstechnik für den industriellen Anwendungsbereich im Angebot hat. Zu den Kunden gehören Unternehmen wie die Deutsche Post AG, aber auch „Standorte der Volkswagen AG“.

26 Weltpremieren werden präsentiert

Unter den über 900 Ausstellern aus 37 Ländern deklarierten 119 ihre Produkte vorab als Innovationen. Darunter feiern 26 ihre Weltpremiere in Wolfsburg. Das unterstreicht auch, wie stark der Druck ist, den Hersteller wie Volkswagen durch ihre Transformationsanstrengungen auch auf ihre Zulieferer ausüben. Denn: Innovationen von Automobilzulieferern tragen wesentlich zur Veränderung der Fahrzeugmobilität und neuen Mobilitätslösungen bei, wie der Messeausrichter Wolfsburg AG schreibt. Verbunden sind damit vor allem Themen wie das vernetzte Auto, das autonome Fahren und die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette. Diese stehen auf der IZB 2022 im Fokus. Ein besonderes Schaufenster für aktuelle Trends rund um die Digitalisierung von Produkt und Produktion in der Automobilbranche bietet der Software-Marketplace mit der IZB-Livestage in Halle 1.

Braunschweiger Firma zeigt ihren Strato Streamer

In einem zunehmend digitalisierten Umfeld hängt auch der Erfolg eines Fahrzeugs davon ab, inwieweit es gelingt, das Auto nahtlos in die Lebenswelt der Kunden zu integrieren. Neue Entwicklungen zu Software, Connectivity und damit zusammenhängende Themen konzentriert auf der IZB erstmals der Software-Marketplace. Er besteht aus einer an Co-working-Spaces orientierten Ausstellungsfläche für Software-Unternehmen, einer Live-Stage für hybride Vortrags- und Talkformate sowie einer Cross-Industry Area. Auf dieser stehen Technologien im Mittelpunkt, die außerhalb der Automobilindustrie entwickelt wurden, aber Schnittstellen zu ihr aufweisen oder in Zukunft aufweisen könnten. Zum Beispiel zeigt die Braunschweiger LeichtWerk AG ihren Strato Streamer. Das unbemannte Flugzeug mit langer Flugdauer, stellt unabhängig von Jahreszeit und Breitengrad eine echte Breitbandabdeckung aus der Luft bereit. Dadurch ermöglicht es effektive und hochprofitable Kommunikationsdienste für die Automobilindustrie. Zu den ausstellenden Software-Unternehmen und -Initiativen im Co-working-Bereich gehört die Cinemo GmbH, ein Spezialist für Multimedia-Software im Fahrzeug, genauso wie die Experten Hybrid Cloud-Infrastrukturen, Anwendungsservices und Automatisierung von der Red Hat GmbH oder die Dressler Automation GmbH. Sie hat eine Automatisierungslösung entwickelt, die einen effizienteren Umgang mit zunehmenden Informationsmengen aus und durch robotergestützte Fertigungsanlagen erlaubt.

Volkswagen-Experten referieren auf der Livestage

Die Verbindung zwischen beiden Flächen bildet die IZB-Livestage. Hier stellen Referenten aus der Industrie in Keynotes und Diskussionsrunden aktuelle Themen aus den Schwerpunkten Software, Produktion 4.0, Cyber Security, Autonomes Fahren und E-Mobilität vor. Mit dabei sind zahlreiche Experten von Volkswagen, wie Sebastian Schmickartz, CPO New Factory Warmenau, der über die geplante neue Fertigungsstätte für das E-Modell Trinity spricht, Silke Bagschik, Head of Product Line MEB, die die Bedeutung der MEB-Plattform für eine CO2-neutrale Mobilität hervorhebt, oder Geng Wu, Head of Purchasing Transformation, der die Einkaufsstrategie der Volkswagen AG erläutert. Podiumsdiskussionen zu Themenfeldern wie Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie sowie die zukünftige Einbindung von Zulieferern durch Co-creation runden das Programm ab. Zu den Referenten gehören auch Vertreter von Zuliefererunternehmen und Start-ups.

Radarüberwachung des Fahrzeuginnenraums

Die Internationale Zuliefererbörse gilt als eine der wichtigsten Kommunikations- und Businessplattformen für Unternehmen der Automobilzulieferindustrie. Dies belegen unter anderem die Qualität und Innovationskraft der Aussteller. Weltneuheiten umfassen Bereiche von der Kühlung für Hochvoltleitungen und modular aufgebauten Ladekabeln bis zu Datenerfassungs- und Messsystemen. Eine Weltneuheit zeigt Novelic aus dem erstmals als Gastnation auf der IZB vertretenen Serbien. Das Unternehmen hat gemeinsam mit Infineon ein Radarsystem zur zuverlässigen Überwachung des Fahrzeuginnenraums entwickelt. IZB-Besucher erleben den Einsatz in einem handgefertigten Modell einer Fahrerkabine. Die Antolin Deutschland GmbH präsentiert gleich zwei Produkte erstmals auf einer Messe. Dazu gehört eine kombinierte Software- und Hardware-Lösung zur Multi-Faktor-Authentifizierung für den Fahrzeugzugang mittels Biometrie. Sie eignet sich zum Beispiel für die Integration in die Fahrertür oder einen anderen Außenbereich des Fahrzeugs. Zu den Weltneuheiten aus dem Themenspektrum der Elektrifizierung gehören eine pressgeformte Hochleistungsplatte mit geringem Gewicht, hoher Festigkeit und flexiblem Design der AdvanTech GmbH sowie eine leichte Batterieschutzplatte und eine nachhaltige Akustik-Technologie der Autoneum AG. Ebenfalls erstmalig vorgestellt werden eine Reihe von Lösungen aus dem Bereich Produktion 4.0, wie das mobile 3D-Scansystem mit intelligenter drahtloser Kommunikationsverbindung in Echtzeit des Unternehmens 3Dokuteam oder ein Messsystem zur unkomplizierten, mobilen Quantifizierung von Haptik der Hamburger Grewus GmbH.

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