Wolfsburg/Chattanooga. Keinen Bock auf Gewerkschaften? Diesen Vorwurf muss sich VW nach einigen seltsamen Vorfällen im Umfeld der Wahl im US-Werk gefallen lassen.

Wie ernst meint es Volkswagen mit der qualifizierten Mitbestimmung in seinen weltweiten Werken? Zum Streitfall mit Signalwirkung wird die Abstimmung über eine gewerkschaftliche Vertretung der Mitarbeiter im US-Werk Chattanooga. Es ist das einzige Werk im Konzernverbund, das gar keine Arbeitnehmervertretung hat. Nach jahrelangen juristschen Auseinandersetzungen läuft die Wahl nun noch bis Samstag. Doch VW provozierte den Weltkonzernbetriebsrat (WKBR) vorab durch die Weigerung, Wahlbeobachter Johann Järvklo in die Fabrik zu lassen (wir berichteten). Jetzt geht es ums Grundsätzliche. Gewerkschaftsnahe US-Medien werfen dem Management vor, Neutralität nur vorgetäuscht zu haben und damit falsch zu spielen.

Tatsächlich gibt es einen objektiven Grund für die Weigerung, Järvklo auf das Werksgelände zu lassen. Der Generalsekretär des WKBR, der auch für die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns sitzt, war zwar offiziell angemeldet. Aber die Sicherheitsleute an den Werkstoren in Chattanooga haben wie auch alle anderen am Wahlvorgang Beteiligten die Vorgaben der zuständigen Behörde National Labor Relations Board (NLRB) im Hinterkopf. Sie überwacht auch, ob die Parteien, also Unternehmen und Gewerkschaften, sich unfairer Praktiken bedienen, um die Mitarbeiter zu beeinflussen. Deshalb gibt es während der laufenden Wahl auch keine Aussagen von Volkswagen in Wolfsburg, von Sprechern der Volkswagen Group of America oder von der UAW zu den aktuellen Vorkommnissen.