Wolfsburg. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Der Wolfsburger Betriebsrat schickt einen Beobachter zur Wahl ins US-Werk Chattanooga.

Man kennt das von Wahlen in Krisengebieten: Wahlbeobachter supranationaler Institutionen wie der UNO sollen den regulären Ablauf der Abstimmungen und die korrekte Auszählung sicherstellen und überprüfen. Ganz so kriegerisch geht es Mitte Juni nicht zu in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee. Dort soll die Belegschaft der VW-Fabrik nur darüber abstimmen, ob sie eine gewerkschaftliche Vertretung durch die UAW wünscht. Weil das aber ein echtes Politikum ist, schickt der VW-Betriebsrat einen Beobachter der Vorgänge nach Übersee.

Der Kampf der Gewerkschaft United Automobile Workers stand kurz davor, sich endgültig zu einer Farce zu entwickeln (wir berichteten mehrfach). Mit Ruhm bekleckerten sich weder die stramm konservativen Lokal- und Bundespolitiker noch das VW-Management, der Betriebsrat und die UAW. Die Gewerkschaft beklagt laut die Behinderung ihrer Bemühungen und die Beeinflussung der Mitarbeiter. In Amerika nennt man das „Union Busting“. In den südliche US-Bundesstaaten, wo alle ausländischen Autobauer ihre Werke haben, will man die Gewerkschaften aus den Betrieben heraushalten. Chattanooga gilt diesbezüglich als Kampfplatz mit Signalwirkung. Ganz offen wird von republikanischen Politikern auch damit gedroht, bereits zugesagte Subventionen für die Werkserweiterung einzufrieren, sollten Wahlen stattfinden. Das VW-Management versuchte sich durchzulavieren, der VW-Betriebsrat engagierte sich außerhalb des Radars der Öffentlichkeit. Nun haben die rund 1800 Mitarbeiter und die Leiharbeiter Mitte Juni das Wort beziehungsweise die Wahl. Ein Abgesandter des VW-Betriebsrates aus Wolfsburg wird genau hinschauen, ob die wichtige Entscheidung korrekt abläuft.