Wolfsburg. Als Chefhistoriker fiel Manfred Grieger bei VW wegen kritischer Artikel in Ungnade. Keksfabrikant Bahlsen setzt nun auf seine Expertise.

Bei Volkswagen war seine historische Expertise nicht mehr erwünscht. Doch das hat der wissenschaftlichen Reputation von Manfred Grieger nicht geschadet. Jetzt wurde der in Gifhorn lebende promovierte Historiker, der eine Gastprofessur in Göttingen innehat, vom traditionsreichen Kekshersteller Bahlsen mit der Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte während der nationalsozialistischen Herrschaft beauftragt. Es geht insbesondere um den Einsatz und die Behandlung von Zwangsarbeitern.

Das Thema war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil Bahlsen-Erbin Verena Bahlsen sich zweimal unglücklich geäußert hatte. Zunächst hatte sie freimütig bekannt, dass sie aus Überzeugung Kapitalistin sei und sich von ihrem 25-Prozent-Anteil am Unternehmen auch weiterhin Luxuriöses wie Segelyachten leisten wolle. Als danach über die Nazi-Vergangenheit der Unternehmerfamilie und den Einsatz von Zwangsarbeitern berichtet wurde, missglückte auch die Entschuldigung der Bahlsen-Erbin. Sie behauptete, dass die Zwangsarbeiter wie Deutsche bezahlt und gut behandelt worden seien. Das sollen Grieger und eine Expertenkommission jetzt überprüfen und historisch geraderücken und einordnen. Zuletzt hatte Grieger einen Job in Tirol. Dort war er Leiter einer Expertenkommission, die die Geschichte des NS-Zwangsarbeitslagers in Haiming aufarbeiten soll. Die zentrale Themenstellung lautete: „Zwangsarbeit und Elektrizitätswirtschaft“.