Wolfsburg/Chattanooga. In Sachen Mitbestimmung sind die Südstaaten der USA ein Minenfeld. Auch VW bekommt das in Tennessee zu spüren.

In Wolfsburg reden sie oft und gerne vom Kulturwandel. Nicht davon betroffen ist die Mitbestimmung, die zentraler Bestandteil dieser Volkswagen-Kultur ist. So weit ist man in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee noch lange nicht. Dort tobt seit Jahren ein erbitterter Kulturkampf gerade um diese Mitbestimmung im einzigen VW-Werk in Nordamerika. Industrieverbände und Politik wollen keine Gewerkschaften, die Aktivisten der Automobilgewerkschaft UAW kämpfen verbissen um eine Präsenz und VW laviert zwischen den Fronten und spielt auf Zeit. In diesem Jahr nun spitzt sich die Angelegenheit dramatisch zu.

2014 war die UAW bei einer Wahl unter der gesamten Belegschaft in Chattanooga knapp gescheitert. Ein positives Votum gab es dann aber bei einer kleineren Abteilung von Facharbeitern. Nun wollte die UAW erneut den Versuch starten, eine Wahl für die Gesamtbelegschaft zu organisieren. Die Gewerkschafter haben sich neben dem VW-Werk auch eine Fabrik von Nissan im Bundesstaat Mississippi ausgeguckt, um ihre Forderungen durchzusetzen. Eigentlich sollte diese zweite Wahl in Chattanooga Ende April stattfinden. Doch die zuständige Behörde National Labor Relations Board (NLRB), inzwischen mehrheitlich mit Vertretern von Präsident Donald Trumps Republikanern besetzt, setzte die Wahl nun aus. Die UAW behauptet: Das geschah auch auf Betreiben von Volkswagen. Das Unternehmen hatte seinerseits aber stets betont, es lege Wert auf eine Wahl der gesamten Belegschaft von rund 1800 Mitarbeitern. Gegen die Wahl der Vertretung von Instandsetzern war VW juristisch vorgegangen. Der Fall wurde dann wieder die NLRB-Behörde zurückverwiesen.