Wolfsburg. Die AfD geht für den Diesel auf die Straße: in Stuttgart und in Wolfsburg. Die Rechten drehen IG Metall und Betriebsräten eine lange Nase.

Lange sprach Volkswagen im Zusammenhang mit dem Abgasbetrug in den USA verharmlosend von der „Diesel-Thematik“. Die begriffliche Neutralisierung des verheerenden Skandals ist misslungen. Gut drei Jahre nach Bekanntwerden der Tricksereien ist der Streit über die Folgen schon längst kein reines Politikum mehr, sondern spaltet die Nation. Betroffene freuen sich über Dieselverbote, Pendler organisieren Demos für den Selbstzünder und Ärzte streiten über die vermeintlichen oder tatsächlichen Gesundheitsrisiken der Abgase. Statt sachlicher ist die Auseinandersetzung noch emotionaler geworden. Volkswagen zweifelt die Messergebnisse und deren Einordnungen sowie die Positionierung der Messstationen nun ganz offen an (wir berichteten). Die Fronten sind inzwischen verhärtet und die Atmosphäre scheint nachhaltig vergiftet.

Dass der Volkszorn sich schon an prinzipiell vergleichsweise kleineren regulatorischen Eingriffen des Staates entzünden kann, hat Deutschlands Nachbar Frankreich gerade mit den teilweise gewalttätigen Protesten der sogenannten Gelbwesten erlebt. Gelbe Westen tragen auch jene Demonstranten, die zweimal in Stuttgart gegen Dieselfahrverbote auf die Straße gegangen sind. Beider zweiten Demo am vergangenen Wochenende sollen schon 700 Empörte auf die Straße gegangen sein. Schauplatz des Geschehens ist das Neckartor, eine viel befahrenen und stark belasteten Straße. Das Dafür oder Dagegen in Sachen Diesel ist schon längst eine politische Glaubensfrage. Die Alternative für Deutschland will sich an die Spitze der Bewegung setzen. Nicht nur in Stuttgart, sondern auch in Wolfsburg. Demonstriert hat man auch hier schon – und zwar stundenlang an einem kalten Dezembermorgen vor dem Tor Sandkamp des Stammwerkes. Neben Vertretern des AfD-Kreisverbandes war auch AfD-Prominenz aus Berlin dabei: Armin-Paul Hampel, außenpolitischer Sprecher der Fraktion im Bundestag, der Bundestagsabgeordnete Jens Kestner und Dirk Spaniel, verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion.