Volkswagen hat den Einstieg in den Ausstieg für Autos mit Verbrennungsmotoren bekanntgeben. Der Betriebsrat geht auf die Barrikaden.

Wolfsburg. Da hilft alles Relativieren und Einordnen nichts mehr: Die jüngsten Aussagen von Volkswagen-Strategiechef Michael Jost zum konkreten Fahrplan für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor haben in Wolfsburg eine Lawine der Unsicherheit losgetreten. Jetzt redete Betriebsrat Gerardo Scarpino Klartext: „Die Diskussion über ein angeblich konkretes Enddatum für die Entwicklung der letzten konventionellen Fahrzeugplattform ist schädlich. Sie hat bei den Kolleginnen und Kollegen in unserer Technischen Entwicklung enorme Unruhe ausgelöst. Fest steht: Zum heutigen Zeitpunkt sind alle vermeintlichen Jahreszahlen für das Herunterfahren unserer Entwicklungsaktivitäten bei Verbrennungsmotoren unseriös und damit unverantwortlich.“ Jost hatte auf dem Autogipfel des Fachblattes Handelsblatt angekündigt, dass Volkswagen ab 2050 nur noch Elektroautos verkaufen werde. In der Konsequenz heiße dies, dass 2026 die letzte neue Plattform für Verbrenner komme.

Scarpino, der als Betriebsrat für die TE zuständig ist, kritisiert: „Die vielen unsicheren Variablen in der dazugehörigen Gleichung sind hinlänglich bekannt. Um nur einige zu nennen: das Ladenetz, die Entwicklung des regenerativen Anteils im Strom-Mix, die Preisentwicklung und Rohstoffsituation, das Kundenverhalten oder die Zukunft alternativer Kraftstoffe. Ob und wann sich daher vermehrt die Frage stellt, welche Diesel- und Benziner-Technologien wie weiterentwickelt werden, ist eine Frage mindestens für das gesamte nächste Jahrzehnt. Absehbar ist allerdings bereits heute eines: Angesichts immer strikterer CO2-Vorgaben ist die weitere Optimierung der herkömmlichen Antriebssysteme ein Feld, das auch in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Ich warne also davor, die eine Technologie gegen die andere auszuspielen. Elektromobilität und konventionelle Antriebe werden noch für einen sehr langen Zeitraum nebeneinander ihre Relevanz haben. Der genaue Kurs dabei wird nicht dadurch bestimmt, dass irgendwelche Vorstandsstrategen auf irgendeiner medialen Bühne irgendwelche Jahreszahlen ausrufen. Das verunsichert übrigens nicht nur die Belegschaft, sondern am Ende auch die Kunden. Und auf die und deren Verhalten gilt es sich zu fokussieren. Dabei werden unsere hervorragend ausgebildeten und motivierten Kolleginnen und Kollegen weiterhin alles daransetzen, die jeweils besten Produkte auf den Markt zu bringen.“ Grundsätzlich sind sich Management und Betriebsrat über die Neuausrichtung des Konzerns einig. Angesichts der konkreten Folgen scheint diese Allianz jetzt aber offenbar erste Risse zu bekommen.