Wolfsburg. Der Verein Junge Kunst stellt in der Pop-up-Gallery Werke von Angelika Bucher aus. Jede Arbeit kann für eine Spende mitgenommen werden.

Großformatige, farbenfrohe, abstrakte Bilder ziehen Blicke auf sich. Die Grafiken stehen auf riesigen Paletten in den Fenstern einer gerade leer stehenden Wabe mitten auf der Porschestraße, postalisch die Nummer 56 der Einkaufsmeile. Zum Kauf aber werden die Arbeiten nicht angeboten. Angelika Bucher spendet sie gegen einen „Betrag nach eigenem Ermessen“. An die 60 längliche, weiße, zugeklebte Briefumschläge hat der Verein Junge Kunst bereits gegen 14 Uhr erhalten, sagte Vorsitzender Frank Hocke.

Kultureller Spot mit morbidem Charme

Geöffnet habe er noch keinen dieser Umschläge, aber er findet das schon „bemerkenswert“. Denn erst um 11 Uhr öffnete die temporäre Pop-up-Gallery. Der kleine, wabenförmige Raum habe „morbiden Charme“, sagte Simone Arndt, Geschäftsführerin der Jungen Kunst, „weil wir nicht renoviert haben“. Da hängen Kabel an den Wänden, blättert Farbe ab, zeichnen sich einstige Lampen an der Decke ab. Mittendrin sitzt die Künstlerin, die sich anlässlich ihres bevorstehenden 80. Geburtstag entschloss, ausschließlich limitierte, signierte und mit Auflagennummer versehene Originale und Künstlerdrucke zu verschenken – gegen anonyme Spende. Alle Arbeiten können sofort mitgenommen werden.

Künstlerin erzielt wirkungsvolle Effekte

Es ist ein Querschnitt ihres Schaffens. Bucher arbeitet gern mit den Grundfarben Rot, Blau und Gelb in abgedunkelten Tönen, denen sie manchmal Schwarz hinzufügt. Oder Lila. Oft bleibt es bei Grau in abgestufter Intensität. So erzielt sie wirkungsvolle Effekte. Die Farben trägt sie pastenartig auf, lässt sie aber auch stark verdünnt mit Wasser fließen. Auf Formate ist sie nicht festgelegt, macht mal fast schon winzig kleine, dann wieder riesig große Flächen zu einer Radierung. Etwas farbenfroher sind ihre Siebdrucke oder Acrylarbeiten.

Sofort gut angenommen: Die Pop-up-Gallery von Angelika Bucher.
Sofort gut angenommen: Die Pop-up-Gallery von Angelika Bucher. © regios24 | Lars Landmann

Radierungen mag sie, weil sie viel Handarbeit verlangen. Ihre erste Radierung entstand 1964 im Studium, später lehrte Angelika Bucher an der Wolfsburger Volkshochschule 20 Jahre lang die Kunst der Ätzung und Kaltnadel-Radierung. In ihrer Sülfelder „Mäusewerkstatt“ führte sie Kinder in die Kunst der Radierung – oft mit internationalem Wettbewerbserfolg. 1944 im kunstsinnigen Dresden geboren, studierte sie in Hannover Textildesign (Abschluss 1966), gestaltete dann als freie Designerin auch Bucheinbände. Im Alter von 30 Jahren begann sie, als freie Künstlerin mit Schwerpunkt Grafik zu arbeiten.

Kunstverein zeigt im Schloss eine Retrospektive

Die Stadt Wolfsburg verlieh ihr die Stadtplakette in Bronze. Auf Schloss Wolfsburg zeigte der Kunstverein eine Retrospektive, in der Porschehütte war sie künstlerisch präsent, beteiligte sich an Gemeinschaftsausstellungen. Der Verein Junge Kunst, dessen Mitglied Angelika Bucher ist, macht nun diese Pop-up-Gallery mit ihren Arbeiten – mitten in der Porschestraße, vermittelt von der Wolfsburger Marketing Gesellschaft. Und Marcus Hertzsch stellte „großzügig und unkompliziert“, so Frank Hocke, diese Räume für „diese großartige, wohlwollende Aktion“.

Bis Ende März ist die Pop-up-Gallery samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet.