Fallersleben. Der Kiosk „Kleiner Laden“ in Fallersleben schließt. Der bisherige Besitzer nennt zwei Gründe für das plötzliche Aus.

„Kiosk geschlossen“ steht seit Samstagmittag in schwarzen Lettern auf einem schlicht-weißen DIN-A4-Zettel, der in die Eingangstür des „Kleinen Ladens“ in Fallersleben geklebt wurde. Trotzdem rüttelten immer wieder Kunden am Montag an der verschlossenen Türe. Drinnen liefen die Auf- und Ausräumarbeiten auf Hochtouren – nach dem Motto „Alles muss raus“.

Am 1. März 2001 hatte Uwe Jahns den Kiosk an der Ecke Mühlenkamp/Hopfengarten bezogen, um die Bewohner des damaligen Neubaugebietes Marggrafviertel auf dem ehemaligen Gelände der Zuckerfabrik mit Süßigkeiten, Tabakwaren, Getränken und der Möglichkeit, Lotto und Totto zu spielen, zu versorgen. „In Hochzeiten habe ich 1500 verschiedene Pressetitel geführt“, blickt der 68-Jährige zurück.

Seit Corona ist der Umsatz im „Kleinen Laden“ in Fallersleben eingebrochen

Hatte er in den Anfängen auch durchgehend am Wochenende sowie an Feiertagen geöffnet, bot Jahns zuletzt unter der Woche Öffnungszeiten von 8 bis 12 und 15 bis 18 Uhr an. „Seit Corona ist der Umsatz massiv eingebrochen. Jetzt ist alles teurer geworden, da sitzt den Menschen das Geld einfach nicht mehr so locker in der Tasche“, nennt der Eigentümer des Ladens vor allem auch wirtschaftliche Gründe dafür, dass jetzt Schluss ist.

Gerade viele ältere Kunden haben uns ihr Herz ausgeschüttet, die waren froh, wenn sie mal was erzählen konnten.
Laura Unruh - Mitarbeiterin im Kiosk „Kleiner Laden“ in Fallersleben

Eigentlich hatte Uwe Jahns geplant, sich in zwei Jahren – wenn er selbst 70 Jahr alt ist und der Laden seit einem Vierteljahrhundert besteht – zur Ruhe zu setzen. Das wäre im Frühjahr 2026 gewesen. Doch eine schwere Krankheit macht ihm jetzt einen Strich durch die Rechnung: „Nun muss ich erst einmal schnell wieder gesund werden.“ Dafür drücken ihm vor allem seine drei Mitarbeiterinnen die Daumen. „So einen tollen Chef findet man selten, wir sind alle sehr, sehr traurig“, sagt Sabine Kutter mit tränenerstickter Stimme.

Zwei Raubüberfälle und sieben Einbrüche in Fallersleber Kiosk

Seit mehr als einem Jahr hat Jahns nach einem Nachfolger gesucht und keinen gefunden. Jetzt möchte er den Laden mit einer Gesamtfläche von 114 Quadratmetern, der mittlerweile seinen beiden Söhnen gehört, sogar veräußern: Der Verkaufsraum alleine umfasst 77 Quadratmeter, es gibt zwei Toiletten, eine Küche, einen Lagerraum und ein Büro. Ebenfalls unter den Hammer soll das Mobiliar kommen – von den Regalen über den Tresen bis hin zum Tresor. Gut eine Woche wird es wohl dauern, schätzt der Inhaber, bis sämtliche Zeitungen und Zeitschriften remittiert sind, die Zigaretten zum Großhändler zurückgeschickt wurden.

Jahrelang eine Anlaufsstelle für viele Fallersleber: Der Kiosk „Kleiner Laden“ war 2001 eröffnet worden.
Jahrelang eine Anlaufsstelle für viele Fallersleber: Der Kiosk „Kleiner Laden“ war 2001 eröffnet worden. © regios24 | Darius Simka

In den vergangenen fast 23 Jahren hat Jahns Schlechtes erlebt – wie zwei Raubüberfälle, bei denen seine Mitarbeiterinnen sogar mit dem Messer bedroht wurden, und mehr als sieben Einbrüche. Er erinnert sich aber auch an sehr viel Gutes. „Hundebesitzer konnten mit ihren Vierbeinern nie entspannt an unserem Laden vorbeigehen. Weil wir immer eine große Tüte mit Hunde-Leckerlis unter dem Tresen hatten und die Tiere das wussten, haben sie Herrchen oder Frauen quasi direkt in den Laden gezogen“, erinnert sich Sabine Kutter, die seit fünf Jahren bei Jahns beschäftigt ist.

Fallersleber Kioskmitarbeiterinnen im Einsatz als Seelsorgerinnen

„Wir haben uns sogar mit vielen unserer Stammkunden geduzt. Waren richtig familiär miteinander. Wussten, was die Kinder und die Enkelkinder machen, haben uns ausgetauscht“, blickt Laura Unruh zurück und ergänzt: „Gerade viele ältere Kunden haben uns ihr Herz ausgeschüttet, die waren froh, wenn sie mal was erzählen konnten, haben über ihre Krankheiten gesprochen. Wir haben sie dann wieder aufgebaut. Das hatte fast eine seelsorgerische Komponente.“

Wenn Uwe Jahns wieder gesund ist, möchte der Weltenbummler, der seine Reisen nach Asien wie beispielsweise nach Vietnam immer selbst organisiert, Silvester 2024 vier Wochen in Thailand verbringen – dann ohne Kiosk.

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