Wolfsburg. Nach einer Sixx-Paxx-Show in Wolfsburg gibt es Ärger um Geld. Die große Frage: Liefern die Männer Theateraufführungen oder strippen sie?

Wenn durchtrainierte Männer auf der Bühne ihre Shirts entzweireißen und danach oben ohne tanzen. Wenn sie sich ihre Uniformhosen vom Leib reißen. Wenn ein Tänzer, nur mit einer Unterhose bekleidet, sich vor dem Gesicht einer in der Badewanne liegenden Frau mit Wasser übergießt. Wenn die Muskelpakete an der Stange tanzen, sich, als Indigene oder Cowboys verkleidet, in der Choreographie in den Schritt fassen – ist das dann eine Theateraufführung oder Striptease? Eine Antwort auf diese Frage muss am 7. November das Verwaltungsgericht Braunschweig nach Auftritten der Sixx Paxx in Wolfsburg und Braunschweig finden.

Die Veranstalterin klagt nämlich dagegen, dass die beiden Kommunen von ihr nach den Abenden Vergnügungssteuer verlangt haben. Die Stadt Braunschweig erhob für zwei Shows, die im Januar 2019 in der Stadthalle Braunschweig und im Oktober 2021 in der Milleniumhalle stattfanden, Anfang 2022 eine Vergnügungssteuer von rund 14.300 Euro. Die Stadt Wolfsburg setzte für die „Sixx in the City“-Show, die am 12. Februar 2022 im Congress-Park über die Bühne ging, gut 4100 Euro fest.

Sixx Paxx in Wolfsburg: Veranstalterin klagt gegen Stadt Wolfsburg

Das will die Klägerin nicht zahlen. Laut einer Pressemitteilung des Verwaltungsgerichtes vertritt sie die Ansicht, die Städte hätten ihre Veranstaltungen zu Unrecht als unter die Vergnügungssteuersatzungen fallende „einmalige Tanzveranstaltung und sonstige Veranstaltung“ eingeordnet. Sie argumentiert demnach, die Auftritte seien als Theateraufführungen zu betrachten und nicht mit „Veranstaltungen von Schönheitstänzen, Table Dances sowie Striptease-Vorführungen und anderen Schaustellungen von Personen und Darbietungen ähnlicher Art“ vergleichbar.

Das Verwaltungsgericht formuliert relativ neutral, dass bei den Events der ehemaligen Combo von Marc Terenzi „die ausschließlich männlichen Darsteller entsprechend ihrer Choreographie zu Musik singen und sich schrittweise entkleiden“. Über die „Sixx in the City“-Show, die zwei Tage vor dem Valentinstag 2022 im Wolfsburger Congress-Park abgefeuert wurde, berichtete die Mittelbayerische Zeitung, in der Universität Regensburg seien die Darsteller sinnlich um auf Stühlen sitzende Frauen herumgetanzt, hätten sich splitternackt ausgezogen und akrobatische Leistungen vollführt. Auch bei einem Auftritt in Wolfsburg im November 2022 sorgten die Stripper für Kreischalarm.

Theater oder Striptease? – Es geht um 4000 Euro Vergnügungssteuer

Ihre aktuelle Magic-Show beschreibt die Sixx Paxx Concert GmbH als „Nacht voller Fantasien“ mit „zehn heißen Männern aus aller Welt“ und verspricht: „Mit ihren bezaubernden Gesang- und Tanznummern, hypnotisierenden Moves und atemberaubender Akrobatik werden sie dich verzaubern und faszinieren.“ Zur 2024 startenden Colors-Tour heißt es: „Die Bühne ist die Leinwand, die Jungs sind die Pinsel und wir zusammen malen ein Bild, das du nie vergessen wirst.“

„Colors“ soll am 3. November 2024 in Wolfsburg laufen. Schon vorher heißt es bei einer ausverkauften Veranstaltung der Sixx Paxx am 18. November dieses Jahres im Großen Saal des Congress-Parks wieder „anfassen erwünscht“.

Bald sind die Sixx Paxx wieder in Wolfsburg

Sollte die Klage am Verwaltungsgericht für die Veranstalterin nicht zum Erfolg führen, könnte die Kommune danach wieder auf erkleckliche Steuereinnahmen hoffen: Laut Vergnügungssteuersatzung darf sie für Striptease, Tabledance und andere „Schönheitstänze“, Schaustellungen von Personen und Darbietungen ähnlicher Art 20 Prozent auf die Ticketpreise nehmen.