Wolfsburg. Die Stadt Wolfsburg hat neue Vereinbarungen mit den Anbietern der Elektroroller angekündigt. Die werfen aber auch bei Lesern Fragen auf.

Dass die Stadt mit den drei Anbietern der E-Scooter Selbstverpflichtungen geschlossen hat, ist ein alter Hut. Es wurde nachgebessert, und neuerdings gibt es weitere Vereinbarungen, die das Durcheinander mit den Leih-Rollern in Wolfsburg eindämmen sollen. Aber wie soll das funktionieren? Wir hatten da noch ein paar Nachfragen an die Stadt. Auch unsere Leser diskutieren darüber.

Es liest sich ja alles ganz plausibel – ganz so, als hätten die Stadt und die Verleiher die Probleme bald ein für allemal im Griff: Fuß- oder Radwege blockierende Elektro-Roller, E-Scooter in Gebüschen, Gewässern oder anderswo gehören zum Stadtbild, seit es die eigentlich als sinnvolle Ergänzung gedachten Roller hier gibt. Seitens der Politik gab es mehrere Vorstöße, um die Situation endlich zu ordnen. Doch erst jüngst gab die Stadt bekannt, dass sie von einer Sondernutzungssatzung mit Zusatz-Gebühren für die aktuell im Stadtgebiet vertretenen Anbieter Bolt, Lime und Tier vorerst nichts hält. Die Kenntnisgabe an den Rat der Stadt warf Fragen auf.

Gefährlich wird es, wenn die Elektro-Roller zum Ausleihen in der Dunkelheit Fuß- und Radwege blockieren, so wie hier in der Kleiststraße. (Archiv)
Gefährlich wird es, wenn die Elektro-Roller zum Ausleihen in der Dunkelheit Fuß- und Radwege blockieren, so wie hier in der Kleiststraße. (Archiv) © regios24 | Michael Uhmeyer

Wie will die Stadt Bußgeldverfahren bei Verstößen forcieren?

Es ist eine erschreckend geringe Zahl: Gerade einmal 18 Verfahren hat die Stadt 2022 nach Angaben von Daniel Gruß aus der Stadt-Pressestelle eingeleitet und dadurch 345,50 Euro Bußgelder generiert. Die Zahl der Verfahren steht in keinem Verhältnis zur Vielzahl der teils krassen Verstöße, die täglich für Ärger sorgen. „Zukünftig sollen häufiger Bußgeldverfahren eingeleitet werden, insbesondere, wenn die Scooter behindernd abgestellt werden“, kündigte der Pressereferent auf Anfrage unserer Zeitung an.

Häufig seien E-Scooter von Mitarbeitern des städtischen Ordnungsdienstes wieder ordentlich aufgestellt worden, berichtete Gruß. „Von einem Verwarngeld wurde nur in eher seltenen Fällen Gebrauch gemacht.“ Aus den Erfahrungen resultierend hätten die Anbieter die Foto-Pflicht beim Abstellen eingeführt.

Zukünftig sollen häufiger Bußgeldverfahren eingeleitet werden, insbesondere, wenn die Scooter behindernd abgestellt werden.
Daniel Gruß, Stadt-Pressestelle

Warum stehen trotz Foto-Pflicht so viele Roller falsch?

Diese Fragen liegen auf der Hand: Was soll die Foto-Pflicht bringen, wird die von den Verleihern überhaupt ausgewertet, oder ist die Vereinbarung mit der Stadt wirkungslos? Was passiert beispielsweise, wenn laut Foto-Nachweis alles korrekt ist und der Roller danach doch falsch abgestellt oder hingeworfen wird? Denn es gibt ja mehrere Möglichkeiten: Der Nutzer selbst wirft das Gefährt später um, Roller-Gegner machen sich daran zu schaffen, oder andere machen sich einen „Spaß“ daraus, sie umzuwerfen.

„Fotonachweise beim Abstellen sind ein Baustein von mehreren, um die Abstellsituation zu ordnen. Sie sollen vorrangig die Nutzenden für das Thema korrektes Abstellen sensibilisieren. Andererseits werden die Fotos nach Aussage eines Anbieters per KI ausgewertet, und bei regelmäßigen Verstößen können Nutzende sanktioniert werden“, erklärte der Pressereferent dazu. Allerdings schließe das nicht aus, dass Roller nach dem Abstellen zum Beispiel durch Dritte umgeworfen werden. „Hier können künftig neue technische Möglichkeiten der Anbieter wie die Erkennung eines umgefallenen Rollers in Verbindung mit dem Servicepersonal greifen.“ Das funktioniere aber nur mit zeitlichem Verzug, so dass nicht ganz zu verhindern sei, dass Roller falsch geparkt oder umgeworfen werden.

Als präventive Maßnahme sollen daher beispielsweise Parkbereiche wie An der Vorburg, am Hauptbahnhof und an der Pestalozziallee ausgeweitet und mit einer umliegenden Parkverbotszone versehen werden. Nutzende können sich dann nur innerhalb eines Parkbereichs von einer Fahrt abmelden und sollen bei einigen Anbietern noch einen Bonus dafür erhalten.

Wieso klappt das Einsammeln und Aufstellen nicht richtig?

Manche E-Scooter liegen tagelang herum, obwohl die Verleiher sie orten können und angeblich einsammeln oder wieder korrekt aufstellen. „Nach der freiwilligen Selbstverpflichtung haben die Anbieter unsachgemäß abgestellte Roller mindestens innerhalb von 24 Stunden zu versetzen“, erklärte Daniel Gruß dazu – bei akuten Gefahrensituationen unverzüglich. „Bei längerfristig falsch abgestellten Rollern greifen die einschlägigen Hinweise an die Anbieter durch Hinweisgeber oder durch die Stadt an die Anbieter, wenn Fälle bekannt werden.“

Ich fürchte, nicht nur Nutzer, sondern auch Hater und ewig Gestrige gehen mit den Teilen um wie Sau. Ich halte sie für die letzte Meile für äußerst nützlich.
User auf Facebook

Was halten Leser von den E-Scootern und dem Umgang damit?

Auf Facebook entwickelte sich eine ausgiebige Diskussion über Sinn und Unsinn der Elektro-Roller zum Ausleihen. Während einige User sich über die Gefährte aufregten, waren andere froh, dass es sie gibt. Und manche hatten sogar Verbesserungstipps parat. „Weg damit! So ein Schwachsinn... die liegen überall! Letztens lag einer in der Aller! Und überall mitten auf der Straße oder in den Gebüschen!“, schimpfte beispielsweise eine Userin. Weitere Kontra-Kommentare: „Abschaffen, machen Ärger. Ständig stehen sie im Weg oder liegen herum.“ „Weg mit dem Mist, andere Städte haben die zum Glück schon verboten.“

„Einfach Stationen schaffen, wo sie reingestellt werden müssen, um die Mietzeit zu beenden! Ich denke, dann regelt sich das von selbst“, empfahl ein User. Ein anderer hielt nichts davon: „Es ist ja gerade deren Vorteil, dass die Roller überall herumstehen und immer einer auf kurzem Weg erreichbar ist. Bei Stationen kann man ja gleich zur nächsten Bushaltestelle gehen.“

„Wegen der Dummheit Einzelner wird die Nutzung eines sehr nützlichen Verkehrsmittels beschränkt... Ich nutze die Teile sogar dienstlich!“, schrieb ein Fan der Roller. Und weiter: „Ich fürchte, nicht nur Nutzer, sondern auch Hater und ewig Gestrige gehen mit den Teilen um wie Sau. Ich halte sie für die letzte Meile für äußerst nützlich.“ Ein anderer stimmte ihm zu: „Auf jeden Fall sind sie nützlich. Deswegen hoffe ich auch, dass sich eine Lösung für dieses Problem findet.“

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