Wolfsburg. Taieb Salah betreibt seit November 2021 das einzige reine Fischrestaurant Wolfsburgs: das La Mareé in der Poststraße.

Jeden Dienstagabend setzt sich Taieb Salah hinter das Lenkrad seines Iveco Daily 35 S15 Tiefkühl-Kastenwagens und fährt von Wolfsburg aus Richtung Paris. Dort sucht er in Rungis, das etwa sieben Kilometer außerhalb der Hauptstadt Frankreichs liegt, einen der größten Fischmärkte der Welt auf. Dieser hat an sechs Tagen die Woche von Montag bis Samstag von 2 Uhr in der Nacht bis 11 Uhr in der Früh geöffnet. „Hier bekomme ich den besten und frischesten Fisch in ganz Europa“, weiß der Gastronom, der seit November 2021 das einzige reine Fischrestaurant Wolfsburgs, das La Mareé in der Poststraße 40, betreibt.

Tricks beim Qualitätscheck des Fisches

Gut eine Tonne Fisch kauft der 64-Jährige auf dem Fischmarkt ein. Die eine Hälfte benötigt er für sich selbst – für sein Restaurant und für den angeschlossenen Frisch-Fisch-Verkauf, der Market ist gleich um die Ecke in der Schlosserstraße zu finden. Mit der anderen Hälfte beliefert er Restaurants in Wolfsburg und Umgebung. Für jede Tour benötigt er für eine Strecke zwischen zehn und zwölf Stunden Fahrzeit, gegen Donnerstagnachmittag ist der Wolfsburger meist wieder zurück. „Um mich zu vergewissern, dass der Fisch frisch ist, drücke ich ihn. Das Fleisch muss immer fest sein. Eigentlich kann ich schon am Äußeren erkennen, wie viele Stunden der Fisch aus dem Wasser ist. Zudem müssen die Augen klar und die Kiemen rosa-rot sein“, verrät Taieb Salah seine Tricks beim Qualitätscheck.

Taieb Salah und seine Ehefrau Souiki Fatima verkaufen in ihrem Frisch-Fisch-Market 48 verschiedene Sorten Fisch.
Taieb Salah und seine Ehefrau Souiki Fatima verkaufen in ihrem Frisch-Fisch-Market 48 verschiedene Sorten Fisch. © regios24 | LARS LANDMANN

Im Oktober 1986 fängt er bei Volkswagen in der Produktion an

Was ihm zugutekommt ist, dass er als gebürtiger Tunesier sehr gut Französisch spricht. Aufgewachsen ist Taieb Salah in Tunis, wo schon sein Vater und sein Onkel mit eigenen Booten als Fischer gearbeitet haben. „Mein Vater konnte dem Wasser ansehen, wo und wann die Fische schwärmen“, erinnert sich der Selfmademan, der in seiner Heimat als Fahrlehrer gearbeitet hat. 1981 kam Taieb Salah nach Hamburg, arbeitete dort in einem Hotel als Aushilfe in der Küche und im Etagenservice. Im Oktober 1986 fing er bei Volkswagen in der Produktion in der Halle 54 an.

48 verschiedene Sorten Fisch

2003 machte sich Taieb Salah als Fischhändler selbstständig, hatte zunächst nur einen Verkaufswagen, den er vor dem Restaurant Bingo-Bingo im Schachtweg parkte, der damalige Inhaber stellte ihm den Strom zur Verfügung. Später hatte er einen kleinen Laden in der ehemaligen Passage eines Supermarktes an der Rothenfelder Straße gemietet. In diesen ersten Jahren fuhr Taieb Salah sogar bis nach Marseille, um den Fisch direkt von den Fischerbooten in der Hafenstadt in Südfrankreich zu erwerben. In seinem Market bietet er 48 verschiedene Sorten Fisch an – über Lachs, Dorade und Wolfsbarsch hin zu Rotbarben, Seehecht, Forellen, Heilbutt, Tintenfisch und Garnelen. Und Muscheln in der Saison. Auf Vorbestellung kann er auch Sonderwünsche erfüllen – wie Jakobsmuscheln, Seeigel, lebende Langusten oder Hummer.

Stammkundin Tiziana Rosa vor der Platte mit den frittierten Calamaris.
Stammkundin Tiziana Rosa vor der Platte mit den frittierten Calamaris. © regios24 | LARS LANDMANN

Ein Teil der Ware landet in den Pfannen des Restaurants, welches auf einer Fläche von etwa 200 Quadratmetern 49 Sitzplätze bietet. Hier helfen Ehefrau Souiki Fatima und Sohn Bilel Salah mit. Auf der Karte stehen nicht nur Schwertfisch-Carpaccio, Meeresfrüchtesalat, Fischsuppe, Fisch-Platten – wahlweise gegrillt oder frittiert – und Thunfisch in Parmesancreme. Sondern auch marokkanische Spezialitäten wie Tajine, das ist die Bezeichnung für das Gefäß eines traditionellen Schmortopfes, Chorba, das ist eine maghrebinische Suppe, und Bastilla, eine Pastete gefüllt mit Fleisch. Paella gibt es auf Vorbestellung. Und so kommen die Kunden aus Peine, Braunschweig, Hildesheim und Hannover. „Wir haben viele Stammkunden“, weiß Taieb Salah. Eine davon ist Tiziana Rosa: „Im La Mareé schmeckt’s extra lecker, ich fühle mich hier wie zu Hause, willkommen bei Freunden. Die Küche erfüllt jeden Extrawunsch, beispielsweise wenn die Haut krosser gebraten werden oder eine Fisch-Sorte auf der Fischplatte ausgewechselt werden soll.“

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Das La Mareé Restaurant in der Poststraße 40 hat Montag bis Samstag von 11 bis 14.30 und 17 bis 22 Uhr geöffnet, Sonntag und an Feiertagen von 17 bis 22 Uhr. Der Frisch-Fisch-Market hat Montag und Dienstag von 10 bis 17 Uhr, Donnerstag von 13.30 bis 17 Uhr sowie Freitag und Samstag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Für beide Geschäfte gilt: Mittwoch geschlossen.

Greenpeace warnt vor Fischverzehr

„Es gibt kaum Fisch, den Greenpeace uneingeschränkt zum Kauf empfehlen kann“, bedauert Franziska Saalmann, Fachkampaignerin Meere bei der Umwelt- und Klimaschutz-Organisation, auf Anfrage unserer Zeitung. Fisch sollte nach Auffassung von Greenpeace, wenn überhaupt, nur selten gegessen werden und etwas Besonderes sein. Franziska Saalmann: „Die eingesetzten Fangmethoden der industriellen Fischerei sind weiter sehr zerstörerisch für die Umwelt, zum Beispiel durch hohe Mengen an Beifang oder weil Lebensräume am Meeresboden durch Grundschleppnetze zerstört werden.“

Auch das bekannte MSC-Label sei kein Garant für nachhaltigen Fisch, da dieses Label aus Sicht des Vereins zu leichtfertig vergeben wird. Ähnliches gelte für das ASC-Siegel, für Fische aus Aquakultur. Bio-Aquakultur sei konventioneller Aquakultur zu bevorzugen, da der Einsatz von Antibiotika und Chemikalien nicht erlaubt ist. „Trotzdem würde Greenpeace nicht so weit gehen, diese Form von Fischfarm zu empfehlen“, sagt Franziska Saalmann.

Weitere Informationen: https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/fischerei/siegel-sauber und https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/fischerei/ratgeber-nachhaltig-fisch-essen.