Wolfsburg. Wenn sich die Kinder nur streiten, geraten auch Eltern schnell ans Limit. Wie die Pandemie die Entwicklung beeinflusst hat und wo es Hilfe gibt.

Mehr als dreiviertel aller Kinder in Deutschland wachsen mit Geschwistern auf – so sagt es das Deutsche Bundesamt für Statistik. Im Jahr 2021 lebten demnach 10,3 von 13,6 Millionen Kindern mit mindestens einem Geschwisterkind in einem Haushalt. „Anders als häufig vermutet“, heißt es zur Erhebung, „ist der Anteil der Kinder, die ohne Geschwister in einer Familie leben, in den letzten 20 Jahren nicht gestiegen.“ Er liege seit 2001 bei 24 bis 25 Prozent.

Angelika Heil hat diese Zahlen parat. Sie sieht die Folgen jeden Tag. Heil arbeitet im Awo-Familienberatungszentrum in Wolfsburg. Hier finden Familien mit Kindern im Kleinkindalter Hilfe; daneben bietet auch die Stadt Wolfsburg eine kostenfreie Erziehungsberatung an. Heils Beobachtung: Seit einiger Zeit kommen besonders viele Familien wegen Geschwisterstreitigkeiten in die Beratung. „Wenn sie zu uns kommen, dann meistens, weil sie so erschöpft sind von der Gesamtsituation, dass alle Akkus leer sind“, so Heil.

Familienberatung in Wolfsburg: Probleme wegen Geschwisterstreit nehmen zu

Gerade nach Corona seien Geschwisterstreitigkeiten ein Dauerbrenner in der Beratungsstelle. „Oft ist das erste Kind zwischen drei und vier Jahre alt, und das kleine Kind ist um ein Jahr alt“, sagt die Beraterin. Ein klassisches Coronababy also – denn im Sommer 2020, als die erste Coronawelle gerade abflachte, wurden besonders viele Kinder in Deutschland gezeugt, auch das hat das Bundesamt für Statistik erfasst. Überhaupt sind, so sagen es die Zahlen, 2021 sehr viel mehr Kinder in Deutschland zur Welt gekommen, besonders im März und April.

Im Jahr 2021 lebten die meisten Kinder in einem Haushalt mit mindestens einem weiteren Kind - so geht es aus Daten des Bundesamtes für Statistik
Im Jahr 2021 lebten die meisten Kinder in einem Haushalt mit mindestens einem weiteren Kind - so geht es aus Daten des Bundesamtes für Statistik © Jürgen Runo

Für die Beraterin Angelika Heil ist dieser Zusammenhang auch deshalb wichtig, weil er ihr etwas über die Ursprünge der Konflikte in den Familien verrät. „Während der Hochphasen der Pandemie gab es oft wenig Kontakt nach außen in den Familien, und Hilfsangebote wie Kita oder Spielgruppe gab es nicht“, sagt sie. Dadurch seien viele Familien auf sich selbst zurückgeworfen geblieben – ein Nährboden für Konflikte.

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Heils Eindruck: Dass sich während dieser Zeit viel angestaut habe, was jetzt zu einem erhöhten Beratungsbedarf führe. Und am häufigsten gehe es in den Familienkonflikten eben um Geschwisterstreitigkeiten. Was genau rät also die Beraterin? Wir haben uns eine Beispielfamilie ausgedacht – und acht Szenarien aus ihrem Alltag beschrieben. Welche konkreten Tipps die Familienberaterin für jede Situation und für jeden Tag gibt, lesen Sie hier.

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