Wolfsburg. Die Zuwanderung aus der Ukraine beschert Wolfsburg einen Bevölkerungsschub. Auch ziehen weniger Familien weg – vermutlich des Geldes wegen.

In Wolfsburg leben so viele Menschen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Die Bevölkerung wuchs im Jahr 2022 um fast 2000 Personen: Am Stichtag 31. Dezember lag die Einwohnerzahl bei 127.046 Wolfsburgern. „Nach Jahren der Stabilität haben wir wieder eine steigende Bevölkerungszahl“, frohlockte Oberbürgermeister Dennis Weilmann am Mittwoch im Haus der Jugend. Dort stellte die Stadtverwaltung dem Strategieausschuss die aktuelle Einwohnerstatistik vor.

Den Einwohnerzuwachs bescherten der Stadt Wolfsburg rund 2000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Ende des Jahres lebten 1380 Ukrainerinnen und 780 Ukrainer in Wolfsburg. Vier Jahre zuvor waren es lediglich 174. Innerhalb kürzester Zeit haben sich die Ukrainer zur drittgrößten Bevölkerungsgruppe nach den Deutschen und den Italienern entwickelt – knapp gefolgt von den Syrern.

Einwohnerzahl klettert in Wolfsburg auf lange nicht dagewesenen Stand

„Uns ist bewusst, dass die Umstände, unter denen im vergangenen Jahr viele Menschen nach Wolfsburg gekommen sind, nicht immer positive sind. Dennoch freuen wir uns über jede neue Wolfsburgerin und jeden neuen Wolfsburger“, sagte der OB.

Als positives Signal wertet er, dass weniger Menschen ins Umland abwandern als in früheren Jahren. Weilmann sprach von einer Trendumkehr. „Das ist ein Beispiel dafür, dass unser Wohnstandort sich positiv entwickelt.“

Zuzug aus der Ukraine lässt Wolfsburgs Bevölkerung wachsen

2022 sind weit mehr Menschen nach Wolfsburg als aus Wolfsburg fort gezogen.
2022 sind weit mehr Menschen nach Wolfsburg als aus Wolfsburg fort gezogen. © Jürgen Runo

In den Jahren 2016 bis 2020 waren jeweils mehr als 6000 Personen aus Wolfsburg fortgezogen. 2022 verließen nur noch 5735 Menschen die Stadt. Jan Lunge aus dem Statistik-Referat der Stadt nannte die wirtschaftliche Situation, das breitere Wohnungsangebot und den Umstand, dass steigende Zinsen junge Wolfsburger vom Hausbau abhalten, als potenzielle Gründe. Auch die Großstädte Braunschweig und Hannover verzeichnen aktuell Einwohnerzuwächse.

2018 hatte eine Befragung ergeben, dass es vor allem der Wunsch nach Wohneigentum ist, der Familien zu einem Fortzug aus Wolfsburg bewegt. 2022 verlor Wolfsburg allerdings nach Verrechnung der Zuzüge nur noch 58 Einwohner an den Landkreis Gifhorn. Das Wanderungssaldo mit Helmstedt war sogar ganz knapp positiv: 492 Helmstedter zogen nach Wolfsburg, 491 Wolfsburger nach Helmstedt.

Hohe Zinsen: Familien bleiben häufiger in der Mietwohnung

Die Einwohnerzahl Wolfsburgs ist 2022 stark gestiegen.
Die Einwohnerzahl Wolfsburgs ist 2022 stark gestiegen. © Jürgen Runo

Innerhalb der Stadt sind in den vergangenen zehn Jahren die Stadtteile Wendschott, Velstove und Alt-Wolfsburg am stärksten gewachsen. Die mit Abstand stärkste prozentuale Schrumpfung verzeichnete Heßlingen mit einem Minus von 28 Prozent. Der Stadtteil ist geprägt von älteren Einfamilienhäusern, in denen heute viele Senioren leben.

Gäbe es keinen Zuzug aus dem Ausland, würde Wolfsburg kontinuierlich schrumpfen. Die Sterbefälle übersteigen die Geburtenzahlen seit Jahren. 2022 öffnete sich die Schere besonders weit: Auf natürlichem Weg verlor Wolfsburg 462 Einwohner (Vorjahr: 305). Die Zahl der Sterbefälle stieg auf 1611, die Geburtenzahl sank auf 1149. „Der demografische Wandel ist da“, sagte Lunge.

Mehr Sterbefälle und weniger Geburten in 2022

Den Anstieg der Sterbefälle führt der Mitarbeiter der Stadtverwaltung aber auch auf die Pandemie zurück. Wolfsburg verzeichnete seit Beginn der Pandemie 243 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.

Der Bevölkerungsbericht 2023 wurde am Mittwoch, 1. Februar, veröffentlicht. Abrufbar ist er im Statistikbereich des Stadtportals wolfsburg.de.

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