Wolfsburg. Laut einer Studie bildet die Stadt damit bundesweit eine der wenigen Ausnahmen. Warum Wolfsburg trotzdem auch für Mieter attraktiv bleibt.

Die Mieten in Wolfsburg sind in den vergangenen Jahren stärker angestiegen als die Löhne – so lautet das Ergebnis einer Studie, über die der Verband Haus und Grund jetzt informiert hat. Demnach ist das Mediangehalt in Wolfsburg von 2015 bis 2021 um 2,6 Prozent gestiegen; die Mieten aber um 8,9 Prozent im Bestand und um 3,8 Prozent bei den Neuverträgen.

Im Vergleich: In ganz Deutschland sind die Löhne von 2015 bis 2021 um satte 14,2 Prozent gestiegen, geht aus der Studie hervor. Die Mieten aber nur um 7,3 bis 7,7 Prozent. „Für die Bezieher von Lohneinkommen ist das Mieten einer Wohnung in fast jeder Region Deutschlands seit 2015 bezahlbarer geworden“, resümiert der Verband Haus und Grund aus seiner Studie; nur in sechs Kommunen sei das Verhältnis umgekehrt. Und eine davon ist Wolfsburg.

In Wolfsburg läuft die Entwicklung anders als in ganz Deutschland

Der Grund, warum Wolfsburg aus der Studie des Eigentümerverbandes so „massiv hervorsticht“, wie es heißt, ist dabei weniger bedrohlich, als es die Zahlen vermuten lassen. Sondern: Die durchschnittlichen Löhne waren schon 2015 so viel höher als im Rest des Landes bei gleichzeitig besonders günstigen Mieten, dass sich beide Pole schlicht ein wenig angenähert haben.

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Trotzdem verdienen Menschen in Wolfsburg weiterhin überdurchschnittlich viel und zahlen weiterhin unterdurchschnittlich viel Miete. „Verglichen mit dem Bundesdurchschnitt stehen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt verhältnismäßig immer noch besser da“, heißt es bei Haus und Grund.

Mediangehalt in Wolfsburg liegt höher als in ganz Deutschland

In Zahlen: Wolfsburgerinnen und Wolfsburger verdienten laut Studie im Jahr 2015 im Mittel 4316 Euro. Gemeint ist das Mediangehalt, aus dem extreme Ausschläge nach oben und unten bereits herausgerechnet sind. Von diesem Einkommen zahlten Wolfsburgerinnen und Wolfsburger laut Studie 6,54 Euro pro Quadratmeter für ihre Mietwohnung. Das Mediangehalt in ganz Deutschland betrug 2015 nur 3086 Euro, dafür lagen die Mieten im Durchschnitt bei 6,82 Euro pro Quadratmeter.

Durchschnittsmieten und Durchschnittslöhne in Deutschland online
Durchschnittsmieten und Durchschnittslöhne in Deutschland online © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Im Jahr 2021 hatte sich das Verhältnis etwas verschoben – doch mit einem Mediangehalt von 4426 Euro und durchschnittlichen Mieten zwischen 7 und 8 Euro pro Quadratmeter lebte es sich immer noch relativ bequem in der VW-Stadt. Das sieht auch der Verband Haus und Grund so: Und warnt dennoch.

Haus und Grund sieht Probleme auf Wolfsburgs Wohnungsmarkt

Zwar seien die Mieten in Wolfsburg für die meisten privaten Haushalte bezahlbar. „Damit sind die Probleme auf dem Wohnungsmarkt jedoch nicht gelöst“, sagt Adam Ciemniak, Geschäftsführer von Haus und Grund Wolfsburg und Umgebung. Problematisch sehe er vor allem die hohe Belastung für Haushalte mit niedrigem Einkommen. Das sei ein soziales Problem.

„Die steigenden Mieten resultieren allein aus einem Mangel an Wohnungen und den hohen Kosten energetischer Sanierungen. Die Politik muss jetzt alles tun, damit schnell ausreichend neuer Wohnraum gebaut und bestehender günstiger saniert werden kann. Zudem muss sie dafür sorgen, dass in Zukunft kein Bezahlbarkeitsproblem entsteht“, sagt Ciemniak.

Verband fordert: Stadt muss mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen

Aus Sicht des Verbandes müsse in Wolfsburg mehr dafür getan werden, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen – anstatt vor allem Wohnungsbauprojekte im hohen Preis-Segment zu forcieren. Dies sei in Wolfsburg „stark betrieben“ worden.

Tatsächlich wurde die Wohnbaustrategie in Wolfsburg in der Vergangenheit immer wieder heiß diskutiert. Kritisiert wurde unter anderem, dass es zu wenige erschwingliche Grundstücke für Eigenheime, aber auch zu wenig bezahlbare Wohnungen gebe. Auch eine Unterschriftenaktion wurde gestartet: Deren Unterzeichner fordern unter anderem, dass die Stadt Wolfsburg darauf hinwirken soll, günstigen Wohnraum in allen Stadtteilen zu erhalten. Und: Oberbürgermeister Dennis Weilmann soll sich beim Land Niedersachsen für eine bessere Wohnbauförderung einsetzen. Der Rat muss nun über den Einwohnerantrag befinden.

Neuland: 150 Wohnungen aller Größen und Preisklassen in Wolfsburg frei

Wolfsburgs größte Wohnungsgesellschaft und Tochter der Stadt, die Neuland, teilt auf Nachfrage mit, dass 95 Prozent ihrer 11.500 Wohnungen in Wolfsburg unterhalb der Mietobergrenzen für Wolfsburg lägen. „Mit zwei Personen dürfte nach diesem Paragrafen in Wolfsburg eine Wohnung bezogen werden, die maximal 60 Quadratmeter groß ist und 654,50 Euro kalt kostet“, sagt Geschäftsführer Hans-Dieter Brand. Und: „97,4 Prozent all unserer Wohnungen dieser Größe könnten Menschen mit geringem Einkommen also bei uns mieten.“ Für eine Wohnung für fünf Personen würden nach diesem Prinzip für maximal 95 Quadratmeter 1038 Euro Kaltmiete fällig.

Doch sind diese Wohnungen auch frei? Hier antwortet die Neuland etwas umständlich: 150 Wohnungen und WG-Zimmer „aller Größen und Ausstattungen und damit auch aller Preisklassen“ seien aktuell zu haben. „Das Mietangebot können Interessierte jederzeit über unsere Internetseite einsehen.“