Wolfsburg. Die Stadt schnieft und hustet, Schulen und Kitas fahren mit Notbetreuung. Wie sieht es im Klinikum aus, wie stellt man sich dort der Grippewelle?

Corona, Grippe, RSV und der chronische Personalmangel obendrauf – aktuell bringen drei Infektionen und der Pflegenotstand bundesweit Kliniken an den Rand. Wie sieht es im Wolfsburger Klinikum aus? In der vergangenen Woche hatte die Klinik bereits vermeldet, dass geplante stationäre Aufnahmen nach Möglichkeit verschoben werden.

547 Betten stehen normalerweise im Klinikum am Klieversberg zur Verfügung. Klinikumssprecher Thorsten Eckert erläutert: „Nach einem Brand auf einer Station im September und der damit verbundenen Sanierung sowie wegen der Isolierung von Infektionspatienten und wegen enger personeller Ressourcen stehen uns in der Erwachsenenmedizin aktuell rund Dreiviertel der Betten zur Verfügung.“

In der Kinderklinik stehen 64 Behandlungsplätze zur Verfügung

In der Kindermedizin sieht es so aus: 64 Behandlungsplätze stehen normalerweise zur Verfügung. Eckert: „Derzeit gibt es hier noch freie Betten für die stationäre Versorgung, auch bei den Intensivkapazitäten und für die Versorgung von Infektionskindern.“ Es gebe allerdings eine sich ständig ändernde Zahl an Betten, da in einigen Patientenzimmern Infektionspatienten isoliert werden müssen.

Kinderkliniken sind bundesweit am Limit. In Wolfsburg sieht die aktuelle Lage noch gut aus. Kein Kind musste verlegt werden. Man hat auch schon Kinder übernommen.
Kinderkliniken sind bundesweit am Limit. In Wolfsburg sieht die aktuelle Lage noch gut aus. Kein Kind musste verlegt werden. Man hat auch schon Kinder übernommen. © dpa | Christoph Soeder

Zum Hintergrund: Bundesweit schlagen Intensivmediziner bereits Alarm, weil wegen fehlenderKapazitäten Kinder nicht ausreichend versorgt werden können. Patienten müssen in entferntere Kliniken verlegt werden. So hatte der leitende Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, Michael Sasse, jetzt eine prekäre Lage geschildert. Eine enorme Welle von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) habe die Situation noch einmal verschlimmert. RSV ist eine akute Erkrankung der oberen und unteren Atemwege, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Und einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen und Kleinkindern ist.

Wolfsburg hat Kinder übernehmen können

In Wolfsburg, so das städtische Klinikum, musste bisher kein krankes Kind wegen fehlender Kapazitäten in einem anderen Krankenhaus untergebracht werden. Wenn es eine Verlegung gegeben habe, habe dies medizinische Gründe gehabt. Man habe auch Patienten aus anderen Kinderkliniken übernehmen können. Der Kreißsaal sei zudem rund um die Uhr besetzt.

Auch wenn man dieserorts bislang nicht vor der Situation stand, Patienten woanders unterbringen zu müssen, wirken sich Personalmangel und Häufung von Infektionen aus. Klinikumssprecher Thorsten Eckert: „Die sehr hohe Zahl an zu versorgenden Patienten und der gleichzeitig krankheitsbedingte Ausfall von Personal sind für uns deutlich spürbar und belasten den aktuellen Arbeitsalltag.“ Durch die hohe Zahl an Infektionspatienten seien in den meisten Fällen Isolierungen notwendig. „Unsere Mitarbeitenden müssen bei der Behandlung von Infektionspatienten meist zusätzliche Schutzausrüstung tragen und haben hierdurch einen größeren Aufwand.“

Dienstpläne müssen ständig neu angepasst werden

Durch kurzfristige, krankheitsbedingte Ausfälle im ärztlichen und pflegerischen Bereich sei es zudem erforderlich, dass Dienstpläne immer wieder angepasst und neu besetzt werden müssten. Alles zusammengenommen habe dazu geführt, dass das Klinikum vorübergehend die Zahl der stationären Aufnahmen und damit auch die Zahl der geplanten Eingriffe reduziert hat. Eckert: „Mehr Betten müssen freibleiben und die Notfallversorgung muss gesichert werden.“

Das Klinikum weist zudem auf die Rufnummer 116 117 hin. Klinikumssprecher Eckert: „Dort erhalten Sie Auskunft über die nächstgelegene Bereitschaftsdienstpraxis, die zum Beispiel bei Symptomen wie akute Kopf- oder Rückenschmerzen, Fieber mit hohen Temperaturen, Hals- oder Ohrenschmerzen, Nasenbluten und kleinere Wunden, bei starker Übelkeit mit Brechdurchfall und bei akuten Harnwegsinfekten weiterhilft.“

Wenn der Notruf erforderlich ist

Bei plötzlich auftretenden starken Beschwerden sowie Unfällen und lebensbedrohlichen Situationen sollte dagegen der Notruf 112 gewählt, beziehungsweise der direkte Weg in eine Zentrale Notfallaufnahme gesucht werden.

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