Wolfsburg. Ein 28-jähriger Albaner soll im August 2019 einen Mann getötet haben. Nun hat der Prozess vor dem Landesgericht Braunschweig begonnen.

Das beschauliche Vorsfelde wurde im August 2019 der Schauplatz eines Gewaltverbrechens, eines Falls organisierter Schwerkriminalität wohl mit Bezügen zum internationalen Drogenhandel. Ein 20-jähriger Albaner wurde damals getötet, sein 31-jähriger Landsmann schwer verletzt. Europaweit wurde nach den mutmaßlichen Schützen, ebenfalls Albaner, gefahndet. In Malaga (Spanien) wurden sie schließlich verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert. Donnerstagvormittag startete der Prozess vor dem Landgericht Braunschweig.

Oberlandesgericht prüft noch die Beschwerde der Staatsanwaltschaft

Der Tatort in Vorsfelde war dieses Haus.
Der Tatort in Vorsfelde war dieses Haus. © Hendrik Rasehorn (Archivfoto)

Auf der Anklagebank sitzt nur der 28-jährige Eglis V., der am Donnerstag nach dem Verlesen der Anklagevorwürfe dazu keine Aussage gemacht hat. Der Prozess wurde fortgesetzt mit Zeugenaussagen von fünf Polizeibeamten sowie einem Gerichtsmediziner. Sein Mitbeschuldigter Orgest K. (32) musste vor dreieinhalb Wochen auf freien Fuß gesetzt werden. Die 9. große Strafkammer hatte die Anklage gegen ihn wegen mangelnden Tatverdachts nicht zur Verhandlung zugelassen. Damit war sein Haftbefehl unverzüglich aufzuhaben.

Vor dem Oberlandesgericht Braunschweig (OLG) läuft gegen die Nichtzulassung aktuell eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft, über die noch nicht entschieden worden ist. Selbst wenn das OLG dem Antrag der Ankläger stattgibt, scheint es unwahrscheinlich, dass sich K. einem Prozess aus freien Stücken stellt. Er dürfte mittlerweile längst abgetaucht sein und Deutschland verlassen haben.

Eglis V. wird vorgeworfen, er habe in der Tatnacht den Überlebenden der Schüsse, Emirjon H. (31), mit vorgehaltener Waffe einschüchtern wollen. Ein erster verirrter Warnschuss habe diesen am Bein getroffen. Als der die Waffe greifen wollte, soll ihn ein zweiter Schuss getroffen haben. Auf einen Landsmann (20), der ihm aus der Wohnung zur Hilfe geeilt sein soll, habe V. dann zweimal geschossen und damit tödlich verletzt.

Verbindungen zu einem albanischen Drogensyndikat

Der Hintergrund der Streitigkeiten zwischen Eglis V. und Emirjon H. ist unbekannt. Es gibt aber Hinweise, dass H. in Drogengeschäfte verwickelt war. Seine frühere Lebenspartnerin wurde in diesem Jahr vom Landgericht Braunschweig wegen Drogenhandels zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die Wolfsburgerin war die Statthalterin eines albanischen Drogensyndikats und könnte den Platz von ihrem Lebensgefährten H. eingenommen haben, nachdem dieser kurz nach den Schüssen von Vorsfelde bei einem Autounfall in der Heimat verstorben war.

Einen Mordvorsatz konnte die Staatsanwaltschaft Eglis V. nicht nachweisen. Der Vorwürfe gegen ihn lauten auf Totschlag und illegalen Waffenbesitz. 12 Verhandlungstage sind zunächst angesetzt.