Wolfsburg. Die Mitglieder des Wolfsburger Ruder-Clubs feiern 65-jähriges Vereinsbestehen. Sie geben Einblicke ins Training. Im Frühjahr gibt es Anfängerkurse.

Was macht ein Ruderer eigentlich im Winter? Peter-Johann Söth und Uwe Birnbaum vom Wolfsburger Ruder-Club wissen es: „Solange die Temperaturen über dem Gefrierpunkt sind und das Wasser eisfrei ist, kann man mit den Booten ausfahren. Ab fünf Grad Celsius gehen wir aufs Wasser.“ Entscheidend sei die richtige Bekleidung.

„Wir kleiden uns nach dem Zwiebelprinzip“

Deshalb erscheinen Söth, der 83-Jährige ist der Vorsitzende des Vereinsrates, und der ehemalige langjährige Vorsitzende Birnbaum zu unserem Gespräch in langen Sportleggings, darüber tragen sie noch Sport-Shorts und am Oberkörper drei Lagen – bestehend aus T-Shirt, langärmeligem Funktionsshirt und einer mit Vlies gefütterten Jacke. „Wir kleiden uns nach dem Zwiebelprinzip“, schmunzelt der 77-jährige Birnbaum. Selbstgestrickte Wollsocken in den Farben Rot und Grün, die für Wassersportler auch für Backbord, also links, und Steuerbord (rechts) stehen, komplettieren das Outfit.

„Uns wird ja durch die Bewegung warm“

„Beim Rudern wird der ganze Körper komplett eingebunden, wir bewegen sämtliche Muskeln. Da freut sich die Pumpe, denn das Blut zirkuliert durch den ganzen Körper. Deshalb ist Kälte eigentlich kein Problem. Uns wird ja durch die Bewegung warm“, wissen die zwei alten Hasen, die beide schon mehr als 60 Jahre diese Sportart ausüben. Einziger Knackpunkt sind der untere Rücken und der Hintern. Die werden schnell kalt. Hier empfiehlt das Duo Rückenwärmer oder Funktionsbekleidung, die so geschnitten ist, dass sie hinten länger ist. Einzig und alleine der Steuermann, der in jedem 8er-Ruderboot obligatorisch ist, muss sich warm anziehen, da dieser sich ja wenig bewegt. „Mütze und Handschuhe mindestens, und eine dicke Jacke darf auch nicht fehlen“, meinen die beiden.

Boote müssen wasserfrei sein, damit sich kein Eis bildet und keine Schäden entstehen

Weil die Sportler aber auch nicht bei Dunkelheit auf den Mittellandkanal dürfen, geht’s im Winterhalbjahr nur am Wochenende in die Gig-Boote: immer samstags ab 14 Uhr ist Treffen am Bootshaus In den Allerwiesen 6. Nach dem Spaß kommt die Arbeit: Jedes Boot, welches aus dem Wasser gehoben wird, muss erst mit Frischwasser sauber abgespült und danach trockengerieben werden. Das ist vor allem im Winterhalbjahr besonders wichtig. Denn, so Söth: „Bei Minusgraden kann es auch mal in der Bootshalle frieren. Die Boote müssen deshalb wasserfrei sein, damit sich kein Eis bildet und dadurch keine Schäden entstehen.“

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Rennen werden im Winter gewonnen“, weiß Jugendvorstand Jonas Knaup. Der 16-Jährige und elf weitere gehören dem aktiven Leistungskader des Vereins an und bereiten sich in den kalten Monaten im clubeigenen Kraftraum auf die kommenden Niedersachsen- und Deutschen Meisterschaften vor.

„Wer im Sommer fit sein möchte, muss im Winter diszipliniert trainieren“

Der etwa 50 Quadratmeter große Raum mit Aussicht auf den Allersee kann an 365 Tagen genutzt werden und wurde 2021 komplett renoviert: Nach einem Wasserschaden wurden die Wände neu gestrichen, die Elektrik neu verlegt, der Fußboden sowie die Fenster erneuert. Die Ruderergometer, aber auch die anderen Kraftgeräte und Freihanteln in allen Größen und Gewichtsklassen stehen allen Mitgliedern zur Verfügung, die Kadermitglieder haben aber einen Trainingsplan erhalten: Fünf Mal in der Woche müssen sie ran. Jonas Knaup: „Wer im Sommer fit sein und seine Leistung abrufen möchte, muss im Winter diszipliniert trainieren, muss die Motivation finden, auch in der Kälte sein Bestes zu geben.“

In der kalten Jahreszeit bietet der WRC zudem seinen Mitgliedern Training in eigens von der Stadt angemieteten Turnhallen an. So findet beispielsweise montags in der Halle der Friedrich-von-Schiller-Schule das von Gerd Friedrich geleitete Erwachsenentraining statt, mittwochs das „Allgemeine Hallentraining“ in der kleinen Halle des Theodor-Heuss-Gymnasiums, welches Jens Luhmann und Lars Deppe anbieten. „Sport kann man im Ruder-Club das ganze Jahr über betreiben, auf dem Wasser, im Kraftraum und in den Turnhallen“, betont Pressewartin Andrea Grillo.

Anfängerkurse im Frühjahr

Im Frühjahr plant der WRC wieder Kurse für Anfänger anzubieten, die in den Vorjahren immer mittwochs stattfanden. Birnbaum: „Die Rudertechnik ist eine leicht erlernbare, fließende, dynamische Bewegung. Es dauert allerdings ein bisschen, bis man die Bewegung, die aus dem Durchzug und dem anschließenden Vorrollen besteht, erlernt hat. Deshalb setzten wir Anfänger immer mit Erfahrenen in ein Boot.“

Übrigens: Am Samstag feierte der 1957 gegründete Verein, dem knapp 300 Mitglieder angehören, sein 65-jähriges Bestehen.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage unter https://www.wob-rc.de/. E-Mails können an gerichtet werden.