Wolfsburg. 40 Stunden lang klebten sich Aktivisten in der Autostadt Wolfsburg fest. Die Geschäftsführung ist froh, dass die Aktion vorbei ist.

Über 40 Stunden lang besetzten 14 Aktivistinnen und Aktivisten von „Scientist Rebellion“ den Porsche-Pavillon in der Wolfsburger Autostadt. In der zweiten Herbstferienwoche soll wieder Normalität einkehren, doch die Ereignisse wirken noch nach.

„Wir sind sehr froh, dass die Aktion beendet ist“, erklärte der Vorsitzende der Autostadt-Geschäftsführung, Armin Maus, am Wochenende. „Ich selbst habe insgesamt sicher zwei Stunden mit den Aktivisten diskutiert und verdeutlicht, dass die Industrie längst auf dem Weg einer Transformation zur Nachhaltigkeit ist.“

Leider hätten die Besetzer versucht, das Verhalten der Autostadt zu skandalisieren. „So wurde uns unsere Standardprozedur vorgeworfen, über Nacht Licht und Heizung zu sparen. Die Autostadt hat ehrgeizige Klimaziele“, so Maus. „Es wurde behauptet, wir hätten medizinische Hilfe verweigert, was falsch ist, denn wir haben unsere Sanitäter herbeigerufen. Auch stand den Aktivisten die Toilettenanlage zur Verfügung, wir haben ihnen also keineswegs diese Möglichkeit verwehrt.“

Autostadt-Geschäftsführung widerspricht „Scientist Rebellion“

Einige wenige Medien hätten die einseitige Darstellung der Klimaaktivisten weiterverbreitet, beklagt Maus. „Ich bin deshalb sehr froh, dass wir insgesamt – auch auf den Social Media-Portalen – viel Anerkennung für unsere Deeskalationsbemühungen erfahren haben.“

40 Stunden lang besetzten Klimaaktivisten den Porsche-Pavillon in der Wolfsburger Autostadt, klebten sich am Boden fest. Dann räumte die Polizei das Gebäude.
40 Stunden lang besetzten Klimaaktivisten den Porsche-Pavillon in der Wolfsburger Autostadt, klebten sich am Boden fest. Dann räumte die Polizei das Gebäude. © DieVideomanufaktur.de / Martin Dziadek | Martin Dziadek

Bereits am Mittwoch hatten Wissenschaftler der Organisation „Scientist Rebellion“ Kunstblut auf den Treppen vor der Autostadt verteilt und Flugblätter auf die Fenster des Eingangsbereiches geklebt. Die Klimaaktivisten fordern eine Verkehrswende für Deutschland und ein Ende klimaschädlicher Einflussnahme des VW-Konzerns auf die Politik.

Am Mittwoch klebten sich neun Protestler in Autostadt-Pavillon fest

Neun Protestler klebten sich sodann am Mittwochnachmittag vor verschiedenen Luxusautos im Markenpavillon der Autostadt fest, um so ein Zeichen gegen die aktuelle Verkehrspolitik zu setzen. Mit einem ausgebreiteten Banner forderten sie konkret das Tempolimit von 100 Stundenkilometern in Deutschland.

Die Autostadt machte am Freitagmorgen von ihrem Hausrecht Gebrauch, sodass der Pavillon gegen 7.50 Uhr durch Einsatzkräfte der Polizei geräumt wurde. Wie Wolfsburgs Polizeisprecher Thomas Figge berichtete, wurden 13 Aktivisten bis 8.30 Uhr aus dem Pavillon entfernt. Eine Aktivistin hatte die Autostadt schon vorher wegen eines medizinischen Notfalls verlassen. Sie habe wegen der polizeilichen Maßnahmen erst vier Stunden später ein Krankenhaus aufsuchen können, schrieb „Scientist Rebellion“.

Polizei Wolfsburg räumt Autostadt-Pavillon nach 40 Stunden

Die Räumung des Pavillons lief nach Darstellung der Polizei ohne Zwischenfälle ab: „Es gab keinen Widerstand und es ist alles im Rahmen des Möglichen abgelaufen“, so Thomas Figge.

Am Mittwoch begann die Protestaktion in Wolfsburg. Die Aktivisten schütteten Kunstblut auf die Treppen vor der Autostadt.
Am Mittwoch begann die Protestaktion in Wolfsburg. Die Aktivisten schütteten Kunstblut auf die Treppen vor der Autostadt. © DieVideomanufaktur.de | Martin Dziadek

Da einige Aktivisten auf dem Boden des Porsche-Pavillonsfestklebten, mussten die Einsatzkräfte Öl als Hilfsmittel einsetzen, um sie loszulösen. Gegen die Aktivisten wurden Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs, Nötigung und Sachbeschädigung eingeleitet. Die Höhe der Sachbeschädigungen wird derzeit ermittelt.

Klimaaktivisten drohten in Wolfsburg mit Hungerstreik

„Es war ein friedlicher Protest“, betonte Scientist-Rebellion-Pressesprecher Fabian Dablander nach der Aktion. „Es hieß, dass uns die Geschäftsführung der Autostadt unterstützen und nicht räumen würde. Das hat dann am Freitagmorgen anders ausgesehen.“

Die Autostadt-Geschäftsführung erklärte, sie habe sich entschieden, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen, um eine gesundheitliche Gefährdung der Klimaaktivisten zu vermeiden. Einige von ihnen hätten einen Hungerstreik angekündigt und erste gesundheitliche Beeinträchtigungen gezeigt. Armin Maus erläuterte am Wochenende, zwei der Protestler seien bereits ernsthaft krank gewesen. „Unser Angebot, das Gebäude freiwillig zu verlassen, hatten die Aktivistinnen und Aktivisten leider nicht angenommen“, so der Autostadt-Chef.

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