Wolfsburg. Ernährungscoach Katrin Schäfer gibt viele Tipps, wie man effizienter einkaufen und kochen – und so viel Geld sparen kann.

Um die 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle fielen im Jahr 2020 in Deutschland an, teilt das Bundesministerium für Ernährung mit. Der größte Teil davon – nämlich 59 Prozent, oder 6,5 Tonnen – landete in den Restmülltonnen der Privathaushalte. Wie können wir dazu beitragen, dass weniger Ressourcen verschwendet werden? Antworten gibt Ernährungsberaterin Katrin Schäfer.

Wie vermeide ich Abfall?

Müll zu vermeiden, fange schon im Kopf an, sagt Katrin Schäfer. „Am Anfang steht die Entscheidung“, sagt sie. Die Besinnung darauf, dass das, was wir einkaufen, Lebensmittel sind, die uns nähren und Power geben, sei die Grundlage der Motivation. Auf dieser Basis bauten alle weiteren Maßnahmen auf.

Was kaufe ich ein?

Das wichtigste: Eine gute Planung. „Jedem verschimmelt mal etwas im Kühlschrank. Wenn mir das aber immer wieder passiert, heißt das, dass meine Planung nicht gut war“, sagt Katrin Schäfer. Sie empfiehlt, für mindestens drei Tage – besser noch für die ganze Woche – vorzuplanen, was auf dem Tisch stehen soll. Wer zum Beispiel am Samstag einkaufen geht, kann für die Woche vorplanen; dabei kommen die Gerichte, die viele frische und leicht vergängliche Zutaten benötigen, auf die ersten Tage. Je länger gelagert werden muss, desto haltbarer müssen die Zutaten sein – eigentlich ganz logisch.

Wie kaufe ich ein?

Am besten mit Einkaufszettel. „Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die TK-Pizza in den Einkaufswagen wandert“, sagt Schäfer – die natürlich als Ernährungsberaterin für gesundes Essen plädiert. Bei Angeboten im Supermarkt sollte man vorsichtig sein. „Stellen Sie sich die Frage: Esse ich das wirklich, oder kaufe ich das nur, weil es günstig ist?“ Mit zwei Paletten Joghurt können ausgesprochene Freunde von Milchprodukten und größere Familien vielleicht etwas anfangen – aber insgesamt steige durch den Kauf größerer Mengen auch die Gefahr, dass ein Teil davon im Müll landet.

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Wie koche ich?

Zwei Sachen sind wichtig: Die benötigten Mengen richtig einzuschätzen. Aber auch, vorzuplanen. „Ich koche in der Regel einmal am Tag, und plane für eine Mahlzeit ein Resteessen ein“, sagt Schäfer. Wer ins Büro fährt, kann sich eine Tupperdose mit den Resten vom Abendessen mitnehmen. Wer im Homeoffice arbeitet, bedient sich am Kühlschrank.

Wie lagere ich richtig?

Wer gleich für die ganze Woche einkauft, muss sich über eine gute Vorratshaltung Gedanken machen. „Salat, Tomaten und Fenchel halten sich zwei bis drei Tage im Kühlschrank“, sagt Katrin Schäfer. Avocados und Birnen könne man in Zeitungspapier einschlagen, das unterstütze den Nachreifeprozess.

Wichtig sei, die Lebensmittel gleich aus der Verpackung zu holen. „Wenn Sie das Brot in der Plastikpackung lagern, brauchen Sie sich über Schimmel nicht zu wundern“, sagt Schäfer. Also: Am besten gleich ohne Plastikverpackung kaufen, ansonsten weg damit, sobald man in der Küche angekommen ist. Brot ist am besten im Brottopf aufgehoben.

Manches Gemüse hält länger durch als anderes. „Rote Bete, Kürbis, Zwiebeln, Kohl und viele weitere Wintergemüse können Sie ohne Weiteres auch länger lagern.“ Hauptsache, es bleibe am Lagerort dunkel, trocken und kühl. Auch Äpfel hielten eine ganze Weile, sagt Schäfer – allerdings nicht alle Sorten. „Viele Herbstsorten werden relativ schnell schlecht“, sagt die Ernährungsexpertin; als Lageräpfel eigneten sich aber unter anderem auch Äpfel der Sorten Boskop, Jonagold oder Melrose.

Was muss wirklich weg?

Man kennt es: Nach ein, zwei Tagen im Kühlschrank hat der Blumenkohl dunkle Stippen bekommen oder eine Tomate in der Großpackung hat Flaum. Und jetzt? Alles in die Tonne? „Dunkle Flecken auf dem Kohl würde ich großflächig herausschneiden“, sagt Katrin Schäfer, „wenn aber die ganze Pflanze betroffen ist, lieber weg damit“.

Bei Schimmelpilzen müsse man vorsichtig sein, da sie sehr resistent sind, den Kochvorgang oft überstehen und im Körper Schaden anrichten könnten. Auch bei Gemüse und Obst mit hohem Wasseranteil sollte man keine Experimente machen, weil sich die Sporen schon verbreiten, bevor der typische Schimmelflaum zu sehen ist, sagt Schäfer.

Aber: „Nicht alles, was nicht mehr ganz frisch ist, muss in den Müll“, so die Beraterin. Hier setze wieder die Wertschätzung ein. Trockenes Brot könne man zum Beispiel im Dampfbad wieder auffrischen. Braune Bananen gäben Kuchen als Zuckerersatz eine feine Note. Schrumpelige Äpfel schmeckten als Apfelmus. Schäfer: „Da kann man kreativ werden.“

Das sind Initiativen zur Lebensmittelrettung

Verschiedene Initiativen ermöglichen die Lebensmittelrettung vor dem Verderben. Dazu gehört die App „Too good to go“, über die Händler vor dem Ablauf stehende Lebensmittel zu günstigen Preisen verkaufen. Supermärkte wie Lidl bieten „Rettertüten“ an, gefüllt mit vergünstigten Waren. Das Projekt fairSpeisen in Meinersen ist eine Initiative des Vereins Aktiv für Menschen. Infos gibt es unter (0157) 53504962, Mail: aktivfuermenschen@web.de.

Die Initiative foodsharing ist engagiert, um Lebensmittel zu retten. In der Region gibt es Gruppen in Braunschweig, Cremlingen, Sickte, Lehre, Königslutter, Gifhorn Helmstedt, Peine, Salzgitter, Schöppenstedt, Schöningen, Wolfenbüttel und Wolfsburg. In der Harzregion in Goslar, Clausthal-Zellerfeld, Braunlage, Bad Lauterberg und St. Andreasberg. Weitere Infos unter www.foodsharing.de.