Wolfsburg. Jürgen Lübeck gibt seine Apotheke in bester Wolfsburger Innenstadtlage nach 29 Jahren auf. Das hat auch mit der Porschestraße zu tun.

Fast 30 Jahre lang hat Jürgen Lübeck die Stadt-Apotheke in der Porschestraße betrieben. Nun gibt der Wolfsburger Apotheker das Geschäft in der Fußgängerzone auf. Am 30. Juni ist Schluss.

Lübeck ist erst 59 Jahre alt, die im Frühjahr 2020 übernommene Petri-Apotheke in Vorsfelde werden seine Frau und er behalten. Aber nicht die Stadt-Apotheke in bester Innenstadtlage. „Leider“, sagt Lübeck am Telefon.

Die Stadt-Apotheke schließt, weil mehrere ungünstige Faktoren zusammenkamen. Faktor Nummer 1: Weniger Kunden. 30 bis 40 Kunden weniger als vor der Corona-Pandemie zählt Jürgen Lübeck pro Tag. „Das ist Umsatz, der fehlt.“ In der Porschestraße sei ab dem frühen Nachmittag kaum noch etwas los. „Es ist an vielen Tagen übelst leer.“

Stadt-Apotheke in der Porschestraße schließt Ende Juni

Faktor Nummer 2: Mangelndes Vertrauen, dass sich dies ändert. Jürgen und Marta Lübeck können nicht einschätzen, ob sich Wolfsburgs Haupteinkaufsstraße zum Guten oder Schlechten entwickelt. Der Apotheker könnte sich vorstellen, dass die von der Volksbank für 2028 angekündigte Eröffnung der Brawo-Arkaden noch mehr Kunden aus dem unteren Teil der Porschestraße abziehen wird. „Vielleicht geht es ja gut“, sagt er. „Ich hoffe für die Geschäfte, dass es sich positiv auswirkt.“

Faktor Nummer 3: Die Miete. Lübecks Mietvertrag stand zur Verlängerung an. Aufgrund des Umsatzrückgangs wollte der Wolfsburger eher weniger als mehr Miete zahlen. Der Apotheker und sein Vermieter wurden sich nicht einig.

E-Rezept und Entwicklung der Fußgängerzone als Risikofaktoren

Faktor Nummer 4: Personalprobleme. In Apotheken muss während der Öffnungszeiten immer ein Apotheker anwesend sein. Angestellte Apotheker sind aber schwer zu finden, ebenso wie Pharmazeutisch-Technische Assistenten. Lübeck und seine Frau mussten seit der Übernahme der Petri-Apotheke häufig springen. Das möchten sie nicht mehr.

Faktor Nummer 5: Risiko E-Rezept. Ab 2023 soll es für gesetzlich Versicherte nur noch digitale Rezepte statt rosafarbener Zettel geben. Lübeck könnte sich vorstellen, dass dann Kunden zu Versandapotheken abwandern und ihre Medikamenteonline kaufen. „Das ist ein großes Risiko“, meint der 59-Jährige. Bereits die Eröffnung der Easy-Apotheke neben der City-Galerie bedeutete neue Konkurrenz.

Jürgen Lübeck übernahm die Stadt-Apotheke 1993

Der gebürtige Göttinger war zunächst in der Stadt-Apotheke angestellt, bevor er sie 1993 übernahm. Zehn Jahre später zog die Stadt-Apotheke aus dem Ladenlokal neben dem Kaufhaus WKS an den jetzigen Standort um.

Nach der Schließung wechseln zwei Mitarbeiterinnen mit nach Vorsfelde. Die anderen haben neue Stellen gefunden, zum Teil in einer anderen Wolfsburger Apotheke. „Das ist kein Problem“, sagt Lübeck. „Wir haben ja Fachkräftemangel.“