Wolfsburg. Der 30-Jährige muss sich vor dem Amtsgericht verantworten. Seine Ex-Frau erhebt schwere Vorwürfe. Der Sohn ist traumatisiert.

Trauriger Höhepunkt eines Falles von häuslicher Gewalt in Wolfsburg: Am 13. Januar 2022 benutzte ein 30-Jähriger sein Auto als Waffe gegen seine von ihm getrennt lebende Ehefrau (29): Auf einem Kindergartenparkplatz in Westhagen rammte er mehrfach mit seinem Auto das Fahrzeug seiner Ex-Frau, in dem neben der Frau und dem gemeinsamen Sohn (5) auch zwei Arbeitskollegen saßen. Nach fünfmonatiger Untersuchungshaft gab es nun ein Urteil vor dem Amtsgericht: Wegen gefährlicher Körperverletzung in fünf Fällen, Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr muss sich der Verurteilte drei Jahre lang bewähren, um nicht ein weiteres Jahr in Haft zu kommen.

Wolfsburger rammt Auto, in dem Ex-Frau und Sohn sitzen

2016 waren der gelernte Automechaniker und seine damals schwangere Ehefrau aus dem Ausland nach Deutschland gekommen. Nachdem er sie mehrfach geschlagen hatte, trennte sie sich Ende 2019 und der Mann wurde wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Knapp ein halbes Jahr später kassierte er erneut eine Verwarnung wegen Verstoßes gegen das Gewaltschutzgesetz.

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Nachdem der Umgang der Getrenntlebenden dann wohl einige Zeit lang geordnet verlief, eskalierte die Gewalt erneut am 3. Januar 2022: Der Mann schlug seine Frau bei der Übergabe des gemeinsamen Sohnes auf offener Straße am Stralsunder Ring mehrfach ins Gesicht und auf den Körper. 15 Sekunden lang würgte er sie mit einem Schal und drohte: „Ich werde dich töten!“ Dies alles geschah vor den Augen des gemeinsamen Sohnes. Die hinzugerufene Polizei stellte beim so genannten „Bodycheck“ der Frau Spuren der Gewalt im Gesicht, am Kehlkopf und am Körper fest, so dass diese in die Notaufnahme des Klinikums verbracht wurde.

Wolfsburger ignoriert das Annäherungsverbot

Nur zehn Tage später wollte die Frau ihren Sohn wie üblich vom Kindergarten abholen. Da sie jedoch noch unter Schmerzen aus dem Angriff vom 3. Januar litt, fuhr ihr Arbeitskollege und inzwischen neuer Lebensgefährte (37) den Wagen, ein weiterer Arbeitskollege (34) saß mit im Wagen. Plötzlich tauchte der Ex-Mann trotz Annäherungsverbotes auf dem Parkplatz auf und rastete beim Anblick des neuen Lebensgefährten aus: Mit dem Kopf versuchte er erst, das Beifahrerfenster einzuschlagen, trat dann die Scheibe auf der Fahrerseite ein und den Außenspiegel ab. Dann setzte er sich in sein Fahrzeug, nahm Anschwung und rammte das Auto seiner Frau mit den vier Insassen mehrmals. Die Insassen erlitten Schnittwunden durch Scherben sowie Schleudertraumata.

Frau und Sohn zogen aus Angst um

Aus Angst verließ das Opfer ganze drei Tage und Nächte mit ihrem Sohn nicht die Wohnung, bis der Mann am 17. Januar in U-Haft genommen wurde. Im Prozess berichtete der neue Lebensgefährte des Opfers: „Der Sohn ist seit den Vorfällen total verändert. Er ist vollkommen traumatisiert und ängstlich.“ Auch eine Kindergärtnerin berichtete schockiert: „Wir machten uns Sorgen um die Mutter und den Sohn: Von heute auf morgen haben wir sie nicht mehr gesehen. Sie sind inzwischen aus Wolfsburg weggezogen.“ Das Opfer selbst bestätigte vor Gericht alle Anklagepunkte und offenbarte: „Die Familie meines Ex-Mannes hat mir Geld geboten, damit ich vor Gericht aussage, alles sei in Ordnung.“

Richter geht über das geforderte Strafmaß der Staatsanwältin

Der Richter verurteilte den geständigen Angeklagten zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten sowie einem Anti-Aggressionstraining und ging damit über das von der Staatsanwaltschaft geforderte Maß hinaus. „Die fünf Monate Untersuchungshaft scheinen bei Ihnen Einsicht bewirkt zu haben. Deshalb setze ich die Strafe zur Bewährung aus. Aber werden Sie nochmals gewalttätig, werde ich knallhart gegen Sie vorgehen.“