Mörse. Ernestine und Leonhard Lang begehen Montag mit vielen Gästen ihre eiserne Hochzeit. Die beiden leben seit 1975 in Wolfsburg und haben acht Kinder.

Acht Kinder, 21 Enkel und vier Ur-Enkel – diese stolze Lebensbilanz können Ernestine und Leonhard Lang ziehen. 65 Jahre sind die beiden Mörser jetzt verheiratet, feiern am 23. Mai ihre Eiserne Hochzeit – dann kommen sämtliche Familienmitglieder in den etwa 2000 Quadratmeter großen Garten im Querbrakenring, wo ein Partyzelt aufgestellt wird.

Ernestine und Leonhard Lang aus Mörse feiern eiserne Hochzeit – hier ein Bild aus dem Hochzeitsjahr.
Ernestine und Leonhard Lang aus Mörse feiern eiserne Hochzeit – hier ein Bild aus dem Hochzeitsjahr. © regios24 | Anja Weber

„Wir hatten 65 wunderschöne Jahre zusammen“, sagt der 86-Jährige und lächelt liebevoll seine gleichaltrige Frau an. Die nickt und lächelt ebenfalls. Dabei kommen die Zwei aus einfachsten Verhältnissen, haben immer gearbeitet, die Hände selten in den Schoß gelegt. Geboren wurden die rüstigen Senioren in Nachbardörfern in der heutigen Ukraine, 100 Kilometer von Odessa entfernt – sie am 6. Oktober 1935, er am 19. Juni gleichen Jahres.

Deutsche Bevölkerung wurde zwangsumgesiedelt

Ihre Kindheit war geprägt vom Zweiten Weltkrieg. Durch die Rückeroberung der Ukraine durch die Rote Armee 1943 wurde die deutsche Bevölkerung in der Heimat der damals Achtjährigen zwangsumgesiedelt. Drei Monate lang wurden sie „wie Vieh“ in Zugwaggons gepfercht. Am Ende fanden sich die Kinder mit ihren Müttern und Geschwistern in Kuibyschew in Tadschikistan in der Nähe der afghanischen Grenze wieder.

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„Nach uns hat keiner gefragt. Keiner wollte wissen, ob wir überlebt haben oder ob wir verhungert sind“, blickt Leonhard Lang zurück. Als 15-Jähriger fängt er als Treckerfahrer auf den Baumwollfeldern der Gegend an zu schuften. Ernestine ist es, die ihm in der Mittagszeit sein Essen bringt. Schon in diesen jungen Jahren finden die beiden zu Gott, verbringen viel Zeit in einer christlichen Jugendgruppe, wo Ernestine auch das Spiel der Mandoline lernt. „Bei den Gruppennachmittagen haben wir uns richtig ineinander verliebt“, sagen sie und schauen sich in die Augen.

25 Jahre verbringt das Paar in Mittelasien, später in Estland

25 Jahre verbringt das Paar in Mittelasien, dort werden ab 1958 sieben der insgesamt acht Kinder geboren, das letzte kommt 1972 zur Welt, da leben die Langs schon seit zwei Jahren in Estland. 1975 kommt die Großfamilie nach Wolfsburg, wo schon die beiden Mütter leben. 1976 fängt Leonhard Lang als Staplerfahrer im Volkswagenwerk an zu arbeiten, wo er bis zum vorzeitigen Ruhestand mit 58 Jahren bleibt. Im selben Jahr fangen sie an, das Haus in Mörse zu bauen – alle packen mit an, auch Tanten und Onkels.

Das Bauen wird Leonhard Langs große Leidenschaft: „Dafür hat mein Herz geschlagen.“ Neben seinem Glauben füllt ihn dieses „mehr als nur ein Hobby“ bis heute aus. 1975 sind die Langs zwei der neun Mitglieder, die die Immanuelgemeinde Wolfsburg gründen, die heute in Westhagen beheimatet ist. „Wir hatten mit unseren Brüdern und Schwestern in der Gemeinde so viel Freude, so viel Spaß. Das ist unser Ein und Alles“, betont das Jubel-Paar. Leonhard Lang war jahrelang im Kirchenvorstand, zeichnet für den Neubau in der Schweriner Straße 27 und den am Dresdener Ring sowie den Ausbau des Freizeithauses in Elend verantwortlich, beide sangen im Chor, Ernestine spielte im Orchester Mandoline.

„Wir haben immer alles miteinander beredet“

Ihr Rezept für eine glückliche Ehe? „Lasset nie die Sonne über eurem Zorn untergehen.“ „Wir haben immer alles miteinander beredet. Und die Berge von Problemen so zur Seite gesprochen. Wie in jeder Küche hat es auch mal in unserer Küche geraucht, es war nicht immer alles golden. Aber wir sind nie ohne Versöhnung ins Bett gegangen“, erklären sie einvernehmlich.