Heiligendorf. In der Heiligendorfer St.-Adrian-Kirche wurde Ostern anders zelebriert als üblich. Es gab sogar eine Klagemauer. Danach wurde es aber fröhlicher.

Völlige Dunkelheit, nur durchzogen von ein wenig Kerzenlicht, und Grabesruhe herrschten in der tiefschwarzen Nacht von Ostersamstag auf -sonntag in der St.-Adrian-Kirche. Mit der offenen Kirche und einem Frühgottesdienst um 5.30 Uhr wurde in diesem Jahr zum ersten Mal ein etwas anderes Osterfest in Heiligendorf zelebriert.

Es war die erste Aktion von Pastorin Julia Josephine Braunsteiner, die am 1. Februar ihren Dienst in Heiligendorf und Hattorf angetreten hat. „Das ist so schön. Dieses Licht und der Duft der Kerzen, das hat mich tief berührt. Wenn es früh am Ostersonntag draußen hell wird, weiß ich, dass Jesus auferstehen wird“, sagt Rita Becker.

Eine Mini-Klagemauer nach Jerusalemer Vorbild

Die Lektorin war die erste Besucherin, die die Gelegenheit zum innigen Gebet, zum Entzünden eines Herzenslichtes und zum Niederschreiben dessen, „was das Herz schwer macht“, nutzte. Dafür lagen Zettel und Stift an einer kleinen aus Mörtelsteinen auf einem Tisch errichteten „Klagemauer“ bereit. Wie beim Jerusalemer Original bestand danach die Möglichkeit, den gerollten Zettel in die Mauerritzen zu schieben. „Wenn die Kirche geschlossen ist, verlese ich die Anliegen, um sie Gott ans Herz zu tragen“, verrät die Pastorin.

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Die 30-Jährige ist sich sicher: „Die Menschen brauchen gerade in der heutigen hektischen Zeit einen Ort, an dem sie so sein können, wie sie sind. Wo sie sich emotional abladen können. Da darf man klagen, da darf man Schmerz empfinden. Jesus selbst hat ja Leid und Schmerz durchlitten, und so finden wir in ihm jemanden, der den Schmerz mit uns fühlt.“

Für die Oster-Rallye in Heiligendorf wurde sich einiges ausgedacht

Etwas fröhlicher ging es dann mit der Feier der Auferstehung und einer Oster-Rallye am Sonntag ab 11 Uhr auf dem Gelände rund um das Gotteshaus zu: Der Startschuss fiel im Gemeindehaus an der Klöppelnstraße – hier gab es die Ostergeschichte zum (Nach-)Lesen in die Hand. Von dort aus führte ein Weg mit sechs Stationen durch die Kirche, an der Tür neben dem Altar wieder heraus, durch den Bibelgarten bis hin zu dem kleinen Weg zwischen Kirchturm und dem Grundstück der Familie Krösche.

Auch die Konfirmanden von St. Adrian waren involviert

Dort gab es dann zum Abschluss einen besonderen Segen durch Julia Josephine Braunsteiner. Die Stationen vorbereitet hatten die 25 Konfirmanden: Sie hatten Osterkekse gebacken, für die Eiersuche 200 Ostereier gekocht und eingefärbt sowie Ostereier aus weißer Pappe ausgeschnitten, auf die die Teilnehmer Wünsche an Gott formulieren konnten. Unter dem Motto „Frieden fürs Herz“ galt es an einer Station, weiße Plastikeier mit Friedenssymbolen zu gestalten.

Braunsteiner: „Jeder, der ein selbst angemaltes Ei an die Zweige hängt, darf sich dafür ein Ei, das jemand anderes dort hingehangen hat, mit nach Hause nehmen. Quasi Frieden to go.“ In der St.-Adrian-Kirche sorgte währenddessen alle 15 Minuten Organist Michael Tschorsnig mit der neuen Kirchenband für besinnliche Klänge.