Wolfsburg. Mitte Februar rückten Polizei und Feuerwehr zu einem Großeinsatz aus. Die Spur führt zu einer jungen Wolfsburgerin. Das Motiv scheint klar.

Knapp zwei Monate nach dem Großeinsatz in Mitte-West hat die Polizei Wolfsburg die mutmaßliche Verursacherin des Fake-Notrufs ermittelt, der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste mehrere Stunden lang in Atem hielt. Wegen einer „unklaren Bedrohungslage“ sperrten die Einsatzkräfte im Februar Teile der Grauhorststraße und Königsberger Straße. Polizisten rückten teils schwer bewaffnet an.

Eine 22-jährige Wolfsburgerin geriet ins Visier der Polizei. „Wir haben intensive und umfangreiche Ermittlungsarbeit durchgeführt“, sagt Melanie aus dem Bruch. Die junge Frau zeige sich geständig und einsichtig, schildert die Wolfsburger Polizeisprecherin. Auch das Motiv scheint klar: „Sie wollte mal schauen, ob die Nora-App funktioniert“, berichtet aus dem Bruch. Über die offizielle Notruf-App der Bundesländer können Nutzerinnen und Nutzer per Smartphone einen Notruf absetzen, ohne sprechen zu müssen.

Ermittlungen wurden an die Staatsanwaltschaft übergeben

„Das Fatale an so einer Aktion ist: Während des Einsatzes sind die Kolleginnen und Kollegen eingebunden und stehen an anderer Stelle nicht zur Verfügung“, sagt aus dem Bruch. Die Polizei ermittelte wegen Missbrauchs von Notrufeinrichtungen und Vortäuschens einer Straftat. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft übernommen.

Für die mutmaßliche Hinweisgeberin könnte es teuer werden: Im Fall einer Verurteilung wird sie neben den Gerichtskosten auch die Kosten für den Einsatz tragen. Die Summe liegt laut Schätzungen von Melanie aus dem Bruch im fünfstelligen Bereich, allein die Polizeikosten gehen in die Tausende. Ein Großaufgebot der Polizei rückte aus. „Es arbeiteten nicht nur Kollegen vor Ort, sondern auch im Hintergrund“, so die Polizeisprecherin.

Zusätzlich waren Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz. Der Betreiber der nahe gelegenen HEM-Tankstelle musste zwischenzeitlich den Betrieb einstellen. Und auch die Busse der WVG konnten nicht wie geplant fahren.

Tag des Notrufs: Großeinsatz für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst

Ausgerechnet am 11. Februar, dem Tag des Notrufs, meldete die mutmaßliche Verursacherin über die App „Nora“, dass eine Familie in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Königsberger Straße von mehreren Tätern bedroht werde. Polizisten sperrten daraufhin den Bereich rund um das Mehrfamilienhaus weiträumig ab, evakuierten benachbarte Wohnungen. Bewohnerinnen und Bewohner kamen zeitweise in einem Bus der WVG unter. Nach gut vier Stunden stellte sich heraus: Die Wohnung war komplett leer.

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