Wolfsburg. Ein 52-Jähriger ist im Februar aus etwa 20 Metern Höhe in den Tod gestürzt. Die Staatsanwaltschaft stoppte jetzt die Ermittlungen. Aus diesem Grund.

Nach dem tödlichen Arbeitsunfall in der Autostadt in Wolfsburg im Februar hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Ein strafbares Fremdverschulden liege nicht vor, teilte Staatsanwaltschaft Christian Wolters unserer Zeitung mit.

Ein 52-jähriger Wolfsburger war damals von einer etwa 20 Meter hohen Plattform in der Piazza der Autostadt in die die Tiefe gestürzt und noch vor Ort verstorben. Der Familienvater, der seit 8 Jahren in der Autostadt arbeitete, sollte eigentlich nur von unten schauen, ob Dachluken offenstehen und dies melden, schreibt die Staatsanwaltschaft. Offenbar weil man von einem höheren Punkt aus, eine etwaige Öffnung der Luken besser sehen konnte, hätten sich der später Verstorbene und ein weiterer Mitarbeiter eigenmächtig auf die Zwischendecke begeben.

Weil es an dem Tag sehr windig war, seien die beiden Arbeiter nicht auf das Dach gegangen, sondern nur auf die Zwischendecke. Auf der Zwischendecke gebe es Gehbereiche, die man nutzen muss. Diese seien auch mit Geländern hinreichend gesichert.

Führte eine spontane Aktion des 52-Jährigen in den Tod?

Die Staatsanwaltschaft vermutet jetzt, dass sich der 52-Jährige spontan entschieden, hat zu versuchen, eine Dachluke zu schließen. Dafür begab sich der Mann vom gesicherten Gehweg in den Bereich zwischen den Gehbereichen auf ein Lamellenblech, das für das Gewicht eines Menschen augenscheinlich nichts ausgelegt war, so dass das Blech beim Betreten aus der Halterung rutschte, der Wolfsburger dadurch das Gleichgewicht verlor und mit dem Blech in die Tiefe stürzte.

Ein vorwerfbares Verschulden anderer Personen sei insoweit nicht ersichtlich, weil dieser Bereich nicht zum Betreten vorgesehen und geeignet war.

Unfall ereignete sich Mitte Februar

Der Unfall ereignete sich am 17. Februar gegen 11.40 Uhr. Zwar leisteten Zeugen Erste Hilfe, später kümmerten sich Rettungskräfte und Notarzt um den schwer verletzten Wolfsburger. Dieser erlag aber noch vor Ort seinen Verletzungen.

Der Bereich der Absturzstelle im Konzernforum wurde weiträumig abgesperrt. Gästen und Mitarbeitern der Autostadt, die den Unfall miterlebten, wurde Unterstützung durch Notfallseelsorger angeboten. Die Autostadt und der Park blieben während der polizeilichen Ermittlungen geöffnet. „Die ganze Autostadt ist erschüttert über den schrecklichen Unfall. Wir werden alles in unserer Kraft stehende tun, um zur Klärung der Unfallursache beizutragen und die Arbeit der Polizei zu unterstützen. Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Angehörigen des Mannes und seinen Kolleginnen und Kollegen“, sagte Anja Kreß, Pressesprecherin der Autostadt.

Immer wieder schwere Arbeitsunfälle in Wolfsburg

In Wolfsburg kommt es immer wieder zu schweren Arbeitsunfällen. Erst im November 2020 stürzte ein 21 Jahre alter Wolfsburger auf einer Baustelle im Arnikaweg von einem Gerüst drei Stockwerke in die Tiefe und erlitt dabei tödliche Verletzungen.

An dem Gerüst fehlte ein Seitenschutz, die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelte wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung, stellte die Ermittlungen jedoch ein Jahr später ein. Die Ermittler waren zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem tödlichen Absturz um einen tragischen Unfall handelte, der womöglich durch eine Sehbehinderung des Arbeiters begünstigt wurde.

2016 wurde ein Mitarbeiter einer Baufirma in Nordsteimke verschüttet, als sein Trupp direkt an einer Hauswand ein Erdloch aushob. Seine Kollegen und die Feuerwehr versuchten vergeblich, ihn zu retten. Lebensgefährliche Verletzungen zog sich 2015 ein Handwerker auf einer Baustelle in Heiligendorf zu. Er war auf einem Gerüst ausgerutscht und sechseinhalb Meter in die Tiefe gefallen. Wie in den Steimker Gärten fehlte auch an diesem Gerüst der vorgeschriebene Seitenschutz. 2012 wurde ein Bauarbeiter im Hospizhaus in der Wolfsburger Innenstadt lebensgefährlich verletzt. Als bei Umbauarbeiten ein Schornstein einstürzte, wurde der 23-Jährige eingeklemmt und von Trümmerteilen getroffen.

Lesen Sie außerdem: