Wolfsburg. Es mangelt nicht nur an coronagerechten Räumen, um wieder alle Zweigstellen der Stadtverwaltung zu öffnen. Und die Kompetenzzentren müssen warten.

Oft stand die Frage seit dem Frühjahr im Raum: Wann öffnen wieder alle Sprechstellen der Verwaltung in den Stadt- und Ortsteilen? Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind unverändert bis heute nur die Verwaltungsstellen in Fallersleben und Vorsfelde in Betrieb. Neu ist das Problem geschlossener Sprechstellen allerdings nicht.

Schon seit 2018 vorübergehende Schließungen

Denn schon seit 2018 kam es wiederholt zu vorübergehenden Schließungen der Anlaufstellen, in denen die Bürger Verwaltungsangelegenheiten vor Ort erledigen können. Damals war es so, dass die Stadt ihr Personal wegen unbesetzter Stellen und Krankheitsfällen immer wieder zusammenziehen musste.

„Personalausfälle“ waren seit Februar 2018 wiederholt als Grund genannt worden. „Unbesetzte Stellen“ hatte der Leiter des Referats für Rats- und Rechtsangelegenheiten, Tim Baedermann, im Mai 2018 im Finanzausschuss eingeräumt. Auch 2019 kam es zu Schließungen, die die Stadt aber nicht mehr in der Presse bekanntmachte.

Seit Ausbruch der Corona-Krise sind nur Fallersleben und Vorsfelde in Betrieb

Die aktuelle Situation resultiert zunächst aus dem Ausbruch der Corona-Krise: Mitte März schloss die Stadtverwaltung bis auf die beiden großen alle Sprechstellen; und auch dort wird nur noch mit Terminvergabe gearbeitet, freie Öffnungszeiten gibt es bis auf Weiteres nicht.

Wie im Rat der Stadt vorige Woche zu erfahren war, gibt es aber auch immer noch ein Personalproblem. Die FDP hatte in einer Ratsanfrage wissen wollen, wie es mit den Sprechstellen weitergeht und nach dem Sachstand zum Aufbau von vier Kompetenzzentren gefragt.

Stadt arbeitet an Wiedereröffnung aller Sprechstellen

„Bei dieser Konzentration der Kompetenzen setzt die Stadt Wolfsburg auf die Freiwilligkeit der betreffenden Ortsräte“, sagte Erster Stadtrat Dennis Weilmann. Als Beispiele nannte er die geplanten Fusionen für Ehmen und Mörse sowie Fallersleben und Sülfeld. „Wir arbeiten daran, die übrigen Sprechstellen unter Berücksichtigung der aktuellen Gegebenheiten wieder zu öffnen.“ Kriterium sei neben den Örtlichkeiten eine gleichmäßige Verteilung der wieder zu öffnenden Sprechstellen im Stadtgebiet.

Personell bleibt es aber schwierig: Wie der Dezernent sagte, arbeiten in den Ortschaftsangelegenheiten 15­ Leute mit umgerechnet 14,25 Vollzeitstellen. Davon seien beziehungsweise würden im nächsten halben Jahr sieben Stellen vakant. Hinzu komme eine dauererkrankte Person. Jedoch würden nur fünf Stellen neu besetzt: die Abteilungsleitung zum 1. November und vier weitere im Laufe des Novembers.

FDP fragt nach Konzept für Kompetenzzentren

Marco Meiners (FDP) hakte nach: Wann denn der Prozess der Zusammenlegung von Sprechstellen und die Vorlage eines Konzepts für Kompetenzzentren durch die Verwaltung vorangetrieben werde.

Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) konterte: „Das hört sich ein bisschen danach an, als wären wir die Verhinderer.“ Er habe aber im Fraktionssprecherkreis gefragt, ob diese Entwicklung gewollt sei. „Da ist sehr deutlich gesagt worden, dass das nicht in dieser Legislatur passieren soll.“ Daher habe die Verwaltung davon Abstand genommen.

Verwaltung würde Kompetenzzentren gern einführen

FDP-Fraktionssprecherin Kristin Krumm hatte das anders in Erinnerung: Die Kompetenzzentren seien gar nicht thematisiert worden, es sei nur um die Zusammenlegung von Ortsräten gegangen, „da gab es aus der Politik eine klare Ablehnung“.

Doch Mohrs blieb dabei: Beides sei diskutiert worden. Und schob nach: „Wenn Sie uns den Auftrag geben, würden wir den sofort annehmen. Unser Interesse ist es, diese Kompetenzzentren einzuführen.“

Leser ärgert sich über Zustand einer Sprechstelle

Was ein solches Zentrum für Ehmen und Mörse betrifft, so soll das in der Gothaer Straße entstehen. Das erfuhr Jürgen Raschke aus Ehmen, der über die Dauerschließung und den Zustand der dortigen Sprechstelle verärgert ist und deswegen schon Anfang September bei der Stadt nachfragte, vom Ortsbürgermeister. Peter Kassel: „Leider kommt es dabei immer wieder zu Verzögerungen, die uns die Verwaltung mit der Pandemie erklärt.“

Erst im Oktober bekam Raschke Antwort von der Stadt. In der Gothaer Straße werde es einen barrierefreien Zugang geben und eine bessere Optik. „Die Zugänglichkeit wird jedoch abhängig von der weiteren Entwicklung der Pandemie zunächst nicht möglich sein.“

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