Hehlingen. Sie leitete bis zum Frühjahr den Literaturkreis und liest um die 120 Bücher jährlich.

Überwältigend. Einfach überwältigend. Ich bleibe stehen und sehe die Wände hinauf und hinunter: Bücher, überall Bücher. Unzählige, sorgfältig eingestellt in deckenhohe, weiße Holzregale. Im Obergeschoss geht es so weiter. Annegret Schulze lächelt. Sie kennt andere Reaktionen: Ungläubiges Staunen darüber, dass sie Bücher sammelt, eine private Bibliothek aufgebaut hat. Wegwerfen nach dem Lesen, haben ihr Besucher sogar geraten. Das trifft ihren Nerv. Denn Schulze liebt und liest Bücher. Etwa 120 jährlich.

Überall, zu jeder Zeit. Auch beim Fernsehen, wenn ihr Mann gebannt auf den Monitor schaue, vertiefe sie sich in ein Buch. Es sind anspruchsvolle Werke. Nicht eines, dass man „im Supermarkt vom Stapel greifen kann“. Sie kennt sich aus, hat Siegfried Lenz ebenso gelesen wie Günther Grass, Julie Zeh wie Elfriede Jelinek. „Die letzten hundert Jahre interessieren mich“, und antwortet mit einem klaren Nein, als ich sie nach einer Biografie von Madame Pompadour oder Victoria Luises frage.