Wolfenbüttel. In dieser Folge aus der Reihe „Aviso“ von Georg Ruppelt geht es um das Buch „Geschichte berühmter Hunde“ – und warum der Autor kein Tierfreund war.

Am 10. Oktober ist internationaler Welthundetag. Darüber werden sich auch die über fünf Millionen gemeldeten Hunde in Deutschland freuen. Gewiss dürfen sie an diesem Tag länger www.tier.tv schauen, das deutsche Tierfernsehen im Internet. „Very important Dogs“ gibt es auch in Film und Literatur zu sehen, wie etwa den Fernseh- und Film-Collie Lassie und seinen Vorläufer seit der Stummfilmzeit, Rin Tin Tin, der alle und alles rettende Superschäferhund. In Lucky-Luke-Comics tritt dessen Gegenteil auf, die trottelige Töle Rantanplan.

Hundeprominenz ist in der Medienwelt reichlich vorhanden: Obelix’ Idefix, der Knet-Hund Gromit, Muppet-Hund Rowlf, Jerry Lee, der „Partner mit der kalten Schnauze“ von James Belushi, der Serienheld „Kommissar Rex“ und die Stars der Disney-Welt, Pluto, Pongo und Perdita, Susi, Strolch und Strolchi. Nicht zu vergessen der philosophischste aller Hunde, Snoopy, der Beagle aus den Peanuts.

Es gibt eine ältere Publikation zum Thema, nämlich die „Geschichte berühmter Hunde“ des Anne François Joachim Fréville, 1796 zuerst als „Histoire des chiens célèbres“ in Paris erschienen und später mehrfach, auch in deutscher Sprache, wieder aufgelegt. Fréville war offenbar der erste Schriftsteller, der sich dieser Thematik umfassend annahm. Es gibt mehrere deutsche Übersetzungen, einige finden sich in der Herzog-August-Bibliothek.

Hundeautor Fréville waren Katzen zuwider

Anne François Joachim Fréville wurde 1749 in Paris geboren, wo er 1832 auch starb. Er war an verschiedenen Stellen als Hauslehrer tätig, so unterrichtete er auch die beiden Söhne des Herzogs von Luxembourg. Fréville war ein Hundefreund, allerdings kein Tierfreund schlechthin. Offenbar kam ihm, dem Erzieher, die Natur des Hundes in dieser Hinsicht besonders entgegen. Ein Tier, das sich gar nicht oder kaum erziehen lässt, ist ihm dementsprechend denn auch äußerst zuwider, nämlich die Katze. Man lese den Schluss seines einführenden „Historischen Abrisses“. Er ist eine Philippika gegen die Katze, dieses „Ungeheuer“, diesen „Hausfeind“ – so das letzte Wort seiner Einführung.

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Im Hildesheimer Olms Verlag ist 2010 eine vom Aviso-Autor betreute neue Edition der „Geschichte berühmter Hunde“ erschienen. Als Textgrundlage wurde die deutsche Ausgabe von 1797 (Leipzig bei Johann Samuel Heinsius) gewählt. Übersetzer war der bedeutende Philosoph, Literarhistoriker und Lexikograf Johann Gottfried Gruber.

Der Hund ist Gegenstand vieler historischer Erzählungen

Über 50 anrührende Erzählungen über die Tapferkeit, Treue und Klugheit berühmter Hunde enthält das Buch, beginnend mit den Hunden des biblischen Lazarus. Kupferstich-Illustrationen zeigen beispielsweise Argus, den Hund des Odysseus: „Erkannte seinen Herrn, welcher nach 20 Jahren zurückkehrte, und starb vor Freuden über dessen Anblick.“

Georg Ruppelt erzählt jede Woche Geschichte und Geschichten aus Stadt und Kreis. Ruppelt war stellvertretender Direktor der Herzog-August-Bibliothek und Direktor der Gottfried-Wilhelm- Leibniz-Bibliothek.
Georg Ruppelt erzählt jede Woche Geschichte und Geschichten aus Stadt und Kreis. Ruppelt war stellvertretender Direktor der Herzog-August-Bibliothek und Direktor der Gottfried-Wilhelm- Leibniz-Bibliothek. © BZ

Oder Mustapha, den Hund eines Kanoniers, der für seinen gefallenen Herrn die Kanone zündet und die Feinde damit in die Flucht schlägt. „Nach dieser muthigen That legt sich der Hund neben den Leichnam seines Herrn; er leckt seine Wunden und bleibt so ohne zu fressen und zu saufen 22 Stunden.“

Das Windspiel wird dem englischen König Georg II. vorgestellt, der ihm ein „Gnadengehalt, wie einem braven Diener, gab“. Vielleicht stimmt manche Leserin, mancher Leser nach der Lektüre der „Geschichte berühmter Hunde“ und auch aus eigener Erfahrung dem Satz des preußischen Königs Friedrichs II. zu, der meinte: „Hunde haben alle guten Eigenschaften der Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.“