Gielde. 78 Komparsen stellen die Verletzten dar. Eine Verletztensammelstelle wird eingerichtet.

Ein Regionalexpress ist am Samstag gegen 11 Uhr an einem Bahnübergang in Gielde in einen Linienbus gekracht. 78 Menschen wurden verletzt, zwei verloren bei dem Unfall ihr Leben.

Das ist zum Glück nicht wirklich passiert. Es war das gruselige Szenario einer unangekündigten Großübung von Feuerwehren und Rettungsdiensten. Auch ein Hubschrauber der Bundespolizei kreiste über der Unglücksstelle.

78 Komparsen stellten die Verletzten dar. Ihre Wunden waren drastisch und realitätsnah geschminkt.
78 Komparsen stellten die Verletzten dar. Ihre Wunden waren drastisch und realitätsnah geschminkt. © Jörg Koglin

Angenommen wurde, dass nach der Kollision in dem Bus ein Feuer ausbrach. Verletzte mussten aus dem Bus und aus dem Zug befreit werden. Sie wurden zu einer Verletztensammelstelle gebracht, die in der Nähe des Unglücksortes unter einem Zelt eingerichtet worden war. An diesem Platz wurde nach den Verletzungsarten und -graden entschieden, in welche Krankenhäuser die Verletzten am besten gebracht werden sollten. Eine dunkle Rauchsäule sowie Kinderwagen, Gehgestelle und Gepäckstücke sorgten für eine realistische, dramatische Unfalldarstellung.

Die Rettungsdienste standen vor enormer Belastungsprobe

Alle sieben Feuerwehren der Gemeinde Schladen-Werla waren im Einsatz. Der Fachzug Technische Hilfeleistung der Kreisfeuerwehrbereitschaft des Landkreises Wolfenbüttel unterstützte die Feuerwehrleute nach Kräften. Rettungsdienste aus dem Landkreis und der Region standen vor einer enormen Belastungsprobe. Es gab 2 Tote, 78 Verletzte und zahlreiche unter Schock stehende Beteiligte. Weitere Einsatzkräfte der Notfallseelsorge waren im Dauereinsatz. Es war eine sehr realistisch ausgearbeitete Großübung, die es in dieser Größe im Landkreis Wolfenbüttel noch nicht gegeben hat.

Blick auf der Verletztensammelstelle, die neben dem Unglücksort unter einem Zeltdach aufgebaut war.
Blick auf der Verletztensammelstelle, die neben dem Unglücksort unter einem Zeltdach aufgebaut war. © Jörg Koglin

Das Konzept dazu hatten Gemeindebrandmeister Daniel Zalesinski, sein Stellvertreter im Amt, Peter Bartels, und Alexander Steek, Abschnittsleiter West, entworfen. „Wir haben alle Verletzten und auch die Toten geborgen“, sagte Zalesinski während seiner Manöverkritik im Anschluss an die Übung auf dem Hof von Landwirt Robert Vorlop. „Positiv ist, dass niemand bei der Übung verletzt wurde“, so Zalesinski weiter. Er räumte aber ein, dass es Alarmierungsprobleme gegeben habe.

Alexander Steek hatte eine Menge Zahlen parat: So seien an der Übung insgesamt 285 Menschen beteiligt gewesen. Allein von Feuerwehr und Rettungskräften seien es 185 Leute gewesen. 78 Komparsen hätten die Verletzten dargestellt. Ihre Wunden waren äußerst drastisch dargestellt. Der DRK Rettungsdienst wurde verstärkt von Helfern aus den Landkreisen Helmstedt und Seesen. Luftaufnahmen von der Übungen wurden mit Drohnen gemacht. Auch ein Helikopter der Bundespolizei kreiste zeitweilig über der Einsatzstelle.

Aufwendige Feuerwehr-Übung in Gielde – die Bilder

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Steek dankte allen Beteiligten sowie der Firma Alstom, die den Zug zur Verfügung gestellt hatte, und dem Reiseunternehmen Schmidt, die den Bus lieferte. Der Bus wurde anschließend in Einzelteile zerlegt und in Containern verschrottet. Auch diese Aufgabe übernahmen Feuerwehrleute. Auch das Wolfenbütteler Bestattungsunternehmen Mull war in die Übung mit einbezogen. Pfarrer Frank Ahlgrim dankte den Notfallseelsorgern. Für die Feuerwehrleute bot er noch Einsatznachgespräche an.

Bürgermeister: „Es ist wichtig, solche Lagen zu üben.“

Andreas Memmert, Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla, zeigte sich von der Übung sichtlich beeindruckt. Er erinnerte an das Bahnunglück in Eschede aus dem Jahr 1998, an Großbrände und Hochwassereinsätze. Mit Blick auf die Großübung meinte Memmert: „Es ist wichtig, solche Lagen zu üben. Solange ich hier Verantwortung trage, werden diese Übungen von der Gemeinde unterstützt.“ Die Übung wurde mit einem Imbiss beendet.