Wolfenbüttel. Der Landkreis Wolfenbüttel ist gut gewappnet, ein eigenes Testzentrum ist für den Krisenfall bereits aufgebaut. Es gibt bisher keinen bestätigten Fall.

Die Lage ist ernst, aber auf keinen Fall bedrohlich. Das macht Wolfenbüttels Landrätin Christiana Steinbrügge (SPD) im Exklusivinterview mit unserer Zeitung am Donnerstag deutlich. „Wir haben keine bedrohliche Lage. Es gibt keinen Grund zur Panik, aber es besteht ein Grund zur Achtsamkeit und Aufmerksamkeit für sich und andere“, sagt die Verwaltungschefin. Die Bürger seien aufgerufen, für sich einzuschätzen, welche Unternehmungen derzeit notwendig seien. „Jeder sollte sich fragen, ob er jetzt ins Theater, Kino oder Konzert gehen muss“, sagt Steinbrügge. Die Sozialdemokratin appelliert an das Prinzip der Solidarität. Es gehe nicht nur um den eigenen, sondern auch um den Schutz der anderen.

Veranstaltungen allerorts abgesagt

Mittlerweile haben viele Veranstalter und Einrichtungen in der Stadt und dem Landkreis Wolfenbüttel auf die Empfehlungen des niedersächsischen Gesundheits- und Sozialministeriums reagiert und Events verschoben oder abgesagt, die ein Risiko darstellen könnten. Die Kreisverwaltung wird jetzt kurzfristig eine entsprechende Allgemeinverfügung dazu erlassen.

Die Stadt Wolfenbüttel hat alle eigenen Veranstaltungen bis Ende März abgesagt (wir berichteten), das Aha-Erlebnismuseum schließt bis Mitte April und auch die Kinder- und Jugendbuchwoche wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Im Lessingtheater gibt es aktuell keine Aufführungen zu sehen und in der Kuba-Halle treten bis Ende März keine Musiker mehr auf. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

All diese Maßnahmen dienen einem Zweck: „Die Strategie, die hinter allem steckt, ist, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, damit unser Gesundheitswesen funktionsfähig bleibt“, erklärt die Landrätin, „es geht insgesamt darum, Kontakte zu reduzieren.“ Wäre auch eine Ausgangssperre wie in Italien im Landkreis Wolfenbüttel denkbar? Oder dauerhafte Schulschließungen? Das seien Entscheidungen, die auf Bundes- beziehungsweise Landesebene getroffen würden, erläutert Steinbrügge. Der Landkreis würde nur in begründeten Einzelfällen eine Schule schließen.

53 Menschen im Landkreis in Quarantäne

Derzeit gebe es keinen bestätigten Corona-Fall in Wolfenbüttel, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes Monika Schulze-Kökelsum im Gespräch mit unserer Zeitung. Momentan befinden sich 53 Menschen im Landkreis in häuslicher Quarantäne, bei 6 von ihnen lägen die Testergebnisse noch nicht vor, so Schulze-Kökelsum. Nicht alle in Quarantäne befindlichen Menschen werden getestet. „Wir testen nur in begründeten Fällen, nicht nur auf Verdacht“, sagt Steinbrügge. Es könne nicht jeder getestet werden. Das sei allein schon aus Kapazitätsgründen nicht möglich, so die Chefin des Gesundheitsamtes. „Es werden nur Menschen getestet, die Symptome zeigen und die aus einem Risikogebiet kommen oder mit einer infizierten Person Kontakt hatten“, berichtet die Landrätin. Sind die zwei Wochen Isolation rum und damit die Inkubation beendet ohne Symptome, dann gehe von der Person keine Ansteckungsgefahr mehr aus.

Proben werden in Braunschweig genommen

Die Probenabstriche bei Wolfenbütteler Corona-Verdachtsfällen werden aktuell in dem regionalen Testzentrum in Braunschweig genommen. Das Diagnostikzentrum erhält Informationen zu begründeten Verdachtsfällen von den Hausärzten. Dann wird geklärt, ob der Patient für die Probe nach Braunschweig kommt oder ein mobiles Team zu dem Patienten fährt. Ausgewertet werden die Proben in Geesthacht. Der Landkreis Wolfenbüttel ist für den Fall gerüstet, dass das Braunschweiger Testzentrum das Aufkommen nicht mehr bewältigen kann. „Wir haben ein eigenes Testzentrum in Zusammenarbeit mit dem DRK aufgebaut. Das ist jetzt im Stand-by-Modus und kann jederzeit aktiviert werden“, sagt die Landrätin. Dort könne dann sowohl stationär mit einer Drive-In-Lösung getestet werden als auch mittels einer mobilen Einsatzgruppe.

Virus – Herausforderung für Verwaltung

Täglich trifft sich ein internes Corona-Team des Landkreises zur Beratung. Bis zu zweimal die Woche kommen zudem der Leiter des Katastrophenschutzes, ein Vertreter des Rettungsdienstes, ein Vertreter der Bürgermeister des Landkreises, die verschiedenen Fachbereiche des Landkreises und die Landrätin zusammen, um über die aktuelle Lage abzustimmen. „Wir als Kreisverwaltung überlegen auch, wie wir funktionsfähig bleiben“, sagt Steinbrügge. So soll gesichert werden, dass alle Aufgabenbereiche wie die Jugendhilfe, die dringend bearbeitet werden müssen, abgesichert sind durch verschiedene Mitarbeiter. „Das ist auch für uns eine neue Situation“, sagt Steinbrügge. Mit Herausforderungen wie dem Hochwasser oder der Flüchtlingskrise sei sie nicht vergleichbar, so die Landrätin weiter: „Das hier ist größer. Es greift in das öffentliche Leben und in den Alltag der Menschen ein.“

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