Neues Studium, neuer Elan – Gespräch mit dem Braunschweiger Politik-Professor Ulrich Menzel

Ulrich Menzel ist Politik-Professor und Geschäftsführender Leiter des Instituts für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig. Mit ihm sprach Sibylle Böge.

Was ist dran am neuen Studiengang "Integrierte Sozialwissenschaften"?

Die Philosophie lautet: Das alte Selbstverständnis der klassischen Fächer soll mit dieser neuen Konzeption verlassen werden. Es soll eine Schnittmenge aus verwandten Fächern geben. Wir gehen damit gezielt auf aktuelle gesellschaftliche Probleme ein, wie etwa den demographischen Wandel oder den Globalisierungsdruck. Diese haben gravierende Konsequenzen für die Arbeitswelt. Und damit muss man auf allen Ebenen umgehen können.

Warum soll man heute Sozialwissenschaften studieren?

Der Strukturwandel der westlichen Industriegesellschaften stellt Deutschland vor enorme Herausforderungen. Daraus ergeben sich interessante Berufsfelder in allen Unternehmen, Behörden, Verbänden etc. Mit der integrierten Ausbildung aus Politikwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre erwirbt man hervorragende Voraussetzungen, bei der Bewältigung wichtiger Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaft mitzuwirken.

Und warum in Braunschweig?

Die Region Braunschweig ist ein industrielles Zentrum Niedersachsens. Sie ist stark von den erwähnten Problemen betroffen. Daher gibt es hier ein besonderes Anwendungsfeld. Das ISW hat gute Kontakte zu den großen Betrieben.

Außerdem gibt es vielfältige Kooperationen, die etwa problemlos Praktikumsplätze ermöglichen. Man hat hier also einen vergleichsweise einfachen Einstieg. Dazu kommen die exzellenten Bedingungen am Campus Nord: Die technische Ausstattung ist hervorragend. Unsere Bibliothek wurde zweimal im "Stern-Ranking" mit "sehr gut" bewertet. Und: Das ISW gehört zwar zu den kleinen Instituten in Deutschland, dafür ist aber die Betreuung der Studierenden sehr gut und intensiv: Es gibt hier keine Massenabfertigung wie in Hamburg oder Berlin.

Die Politik- und Sozialwissenschaften in Braunschweig sind gerettet – wie aber ist die tatsächliche Stimmung im Institut?

Sehr positiv! Man hätte sich sonst ja auch die hohen Investitionen auf dem Campus Nord sparen können. Wir sind gut aufgestellt, mit einer guten Perspektive, das ist wichtig für uns – und auch für die TU. Wir konnten das Präsidium von unserem Konzept der Dienstleistung überzeugen: Wir haben uns auf die Welt spezialisiert, in der die Ingenieure und die Industrie sich bewegen – das hat eingeleuchtet.

Natürlich ist dies eine Technische Uni, aber die Frage muss gestellt werden: Woher kommen diejenigen, die in Braunschweig studieren? Die kommen nicht aus dem Ausland und nicht aus den Großstädten, sondern hier aus der Region. Und es wohnen eben nicht nur Leute hier, die Ingenieure werden wollen – das muss die TU bedienen.