Hamburg. Den Sommer an der Küste verbringen – und das in der eigenen Ferienwohnung: Dieser Wohntraum ist nicht mehr überall unerschwinglich.

Die Lage am deutschen Immobilienmarkt entspannt sich allmählich wieder. Von der optimistischeren Stimmung wollen jetzt auch die Verkäufer von Ferienimmobilien profitieren. Doch auch an Ferienwohnungen und Ferienhäusern in Deutschland hat der Preisrückgang bei Immobilien Spuren hinterlassen. Davon sind in diesem Jahr noch mehr Regionen an Ost- und Nordsee als im Vorjahr betroffen, wie die Auswertung von Preisen aus dem aktuellen Marktbericht zu Ferienimmobilien in Deutschland von Engel & Völkers zeigt.

Bei Engel & Völkers klingt das allerdings etwas anders: „Ferienimmobilien in Deutschland sind ein Fels in der Brandung, kaum ein Markt zeigt sich so resistent“, sagt Till-Fabian Zalewski, Geschäftsführer von Engel & Völkers für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die extreme Euphorie für eine eigene Ferienimmobilie, die während der Pandemie entfacht wurde, sei durch die normalisierte Reisesituation nur wenig abgeflacht.

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Die nüchternen Zahlen sprechen eine etwas andere Sprache: In der Hälfte der 24 untersuchten Regionen an Nord- und Ostsee sind die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in guter Lage gefallen, darunter in vier Regionen sogar stark, was einem Preisrückgang von mehr als 20 Prozent entspricht. Die Preisveränderungen wurden an dem jeweils niedrigsten Wert der Preisspanne gemessen und mit dem Vorjahr verglichen.

Nordsee: Preisrückgang um mehr als 20 Prozent auf Inseln

Im Vorjahr waren bei Ein- und Zweifamilienhäusern erst zehn Regionen von einem Preisrückgang betroffen. Am stärksten fallen jetzt die Rückgänge in der Nordseeregion aus. Von Preisrückgängen von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sind Juist, Norderney, Wangerooge und die Region Wilhelmshaven betroffen. Für Norderney bedeutet das allerdings, dass in guter Lage die Preisspanne für Einfamilienhäuser statt bei 2,5 Millionen Euro noch immer bei 1,8 Millionen Euro beginnt.

Sehnsuchtsort Sylt: Preise für Ferienimmobilien sind hier nach wie vor hoch.
Sehnsuchtsort Sylt: Preise für Ferienimmobilien sind hier nach wie vor hoch. © picture alliance / Schoening | Schoening

Allerdings waren 2023 die Preise auf der Nordseeinsel noch kräftig gestiegen. Auch in der Region Wilhelmshaven, einem im Vergleich zu den Inseln noch preisgünstigen Standort, gibt es nun nach steigenden Preisen in 2023 stark fallende Preise. Die günstigsten Häuser beginnen bei 250.000 Euro. Im Vorjahr wurden noch mindestens 400.000 Euro von den Verkäufern aufgerufen.

Fallende Preise bei Häusern gibt es auch in Ostfriesland auf Baltrum und Spiekeroog, was einem Preisrückgang von bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Ebenfalls in dieser Größenordnung sind die Preise in St. Peter-Ording, Büsum, Husum, Grömitz sowie auf Fehmarn und Usedom gefallen.

Nach Einschätzung von Engel & Völkers achten Käufer auch immer mehr auf energieeffiziente und nachhaltige Ferienimmobilien. „Objekte geringer Energieeffizienzklassen werden spürbar weniger nachgefragt, woraus sich eine zunehmende Diskrepanz bei der Preisentwicklung im Vergleich zu sanierten und neuen Objekten ergeben kann“, sagt Zalewski. Weitere Gründe für die Kaufzurückhaltung bei Ferienimmobilien sind die gestiegenen Zinsen für die Finanzierung.

Sylt: Auf der beliebten Urlaubsinsel bleiben Preise stabil

Auf der beliebten Ferieninsel Sylt bleiben die Preise stabil. Unter fünf Millionen Euro ist kein Einfamilienhaus in der Regel zu bekommen, und schnell kann dafür auch die doppelte Summe ausgegeben werden. Neben Starnberger See und Tegernsee zählt Sylt zu den Regionen mit den bundesweiten Spitzenpreisen. Und es gibt Regionen, in denen die Preise für Ferienhäuser bereits wieder deutlich steigen, also um mehr als 20 Prozent. Dazu zählen die Insel Föhr, Travemünde und in Mecklenburg-Vorpommern Fischland/Darß/Zingst.

Bei den Eigentumswohnungen in guter Lage gibt es in 15 von 24 untersuchten Regionen an Nord- und Ostsee fallende Preise. Das sind nochmals zwei mehr als im vergangenen Jahr. Im Unterschied zu den Ferienhäusern gibt es aber keine Preisrückgänge von mehr als 20 Prozent. Fallende Preise werden auf den Inseln Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog registriert, ebenso auf Amrum und Föhr. Dennoch sind knapp 5000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche der günstigste Einstiegspreis für eine Eigentumswohnung in guter Lage. Niedrigere Preise ab 3500 Euro pro Quadratmeter gibt es in Büsum und Grömitz sowie auf Fehmarn. Unter 3000 Euro liegen die Einstiegspreise nur in der Region Wilhelmshaven und in Husum.

Reetgedeckte Häuser bleiben ein Wohntraum für viele Urlauber.
Reetgedeckte Häuser bleiben ein Wohntraum für viele Urlauber. © Getty Images | eyewave

Auch auf Rügen und Usedom fallen die Preise für Eigentumswohnungen in guter Lage. Nach den Daten von Engel & Völkers liegen die Einstiegspreise in guter Lage bei 5000 Euro für beide Inseln. Das Immobilienportal Immowelt weist 260 Ferienimmobilien allein auf Rügen aus, die zum Verkauf stehen, überwiegend Ferienwohnungen. Allein 65 werden davon im Ostseebad Sellin angeboten.

Immobilien: So schätzen Experten den Markt für 2024 ein

Wer sich dagegen an der Nordsee umsieht, muss mit deutlich höheren Preisen kalkulieren. Für einen Neubau im Kurort Duhnen liegen die Quadratmeterpreise zwischen 7600 und 8400 Euro. In Westerland auf Sylt werden zwar 200 Ferienimmobilien angeboten, aber es geht kaum etwas unter 10.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Dabei sind die Häuser mit den Ferienwohnungen meist aus den 1970er-Jahren. Ein saniertes Objekt in einem Zweckbau aus dieser Zeit mit 40 Quadratmetern Wohnfläche zum Preis von 340.000 erscheint da unter den vielen Angeboten fast schon als Schnäppchen.

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Engel & Völkers bleibt optimistisch. Der Makler geht davon aus, dass Ferienimmobilien 2024 wertstabil bleiben werden. In Regionen, in denen es 2023 zu Preisrückgängen kam, rechnen die Experten mit einer Stabilisierung des Preisniveaus. In den beliebtesten Ferienorten könnte das knappe Angebot mittelfristig wieder zu steigenden Preisen führen, sagt Zalewski.