Berlin. Das Start-up Bling und die Telekom bieten einen neuen Tarif für den Nachwuchs an. Doch der Kinderschutzbund ist nicht davon überzeugt.

Bereits mit 14 Jahren hat fast jedes Kind in Deutschland ein eigenes Smartphone. Viele Eltern allerdings fragen sich, was ihr Nachwuchs mit dem Gerät eigentlich so macht, welche Internetseiten besucht und welche Apps genutzt werden. Eine Lösung dafür kommt jetzt vom Start-up Bling, das in Zusammenarbeit mit der Telekom einen Handytarif für Kinder auf den Markt bringt.

Herzstück des Angebots ist eine App, die nicht nur auf dem Smartphone des Kindes, sondern auch auf den Endgeräten der Eltern laufen kann. Erziehungsberechtigte können darüber unter anderem einschränken, welche Apps der Nachwuchs nutzen kann. Auch das Besuchen von Internetseiten kann limitiert werden.

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Kinder wiederum sehen transparent über das Smartphone-Programm, wie es um die eigene Mediennutzung bestellt ist. Sollte das verfügbare Datenvolumen arg strapaziert worden sein, zeigen das zum Beispiel abhebende Luftballons an. Bling hat in Zusammenarbeit mit dem Verein Nummer gegen Kummer zudem ein Sorgentelefon integriert.

Kinder sollen spielerisch verantwortliche Smartphone-Nutzung lernen

Die junge Firma mit Sitz in Berlin verdient ihr Geld eigentlich mit einer Bankkarte für Kinder und will dem Nachwuchs so den verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Finanzen beibringen. Der Weg hin zum ersten eigenen Mobilfunkangebot des Unternehmens sei da nicht mehr weit gewesen, so Bling-Gründer Nils Feigenwinter gegenüber dieser Redaktion. Feigenwinter sagt, er habe beobachtet, dass sich Anforderungen der Eltern beim ersten Bezahlen so wie auch bei den frühen Schritten im Internet ähnelten.

„Es soll sicher sein, der Umgang soll nachhaltig und Schritt für Schritt erfolgen, die Kinder zudem vor Missbrauch geschützt werden“, erklärt der Gründer. Das Angebot von Bling und Telekom ist ab monatlich zehn Euro für ein Datenvolumen von sieben Gigabyte zu haben. Telefon- und SMS-Flatrate sind inklusive. Das Angebot kann monatlich gekündigt werden. Tarife gesondert für Kinder gibt es von fast allen großen Mobilfunkanbietern, darunter O2 und 1&1. Eine App, die ähnliche Funktionen für Eltern und Kinder bietet wie die von Bling, gibt es dazu aber nicht.

Bling-Handytarif für Kinder: Kinderschutzbund warnt vor dem Angebot

Verena Pausder, Investorin bei Bling, sieht in der Smartphone-Anwendung laut Mitteilung den nötigen „Kontrollrahmen“ für Eltern und eine „sehr hilfreiche Lösung für die ganze Familie“. Pausder ist auch Vorsitzende des Deutschen Start-up-Verbands. Der Deutsche Kinderschutzbund sieht das Angebot dagegen kritisch. Es gebe bereits gute, geprüfte Filterprogramme ohne die Anbindung an ein kostenpflichtiges Finanz-Dienstleistungspaket, sagte der Vizepräsident des Kinderschutzbundes Joachim Türk dieser Redaktion. „Beim aktuellen Angebot scheint uns zudem die Gefahr nicht ausgeschlossen, dass Kinder beim digitalen Bezahlen in Kostenfallen geraten und ihr Erspartes ausgeben“, so Türk weiter.

Auch aus kinderrechtlicher Sicht hat der Bund Bedenken. „Wir warnen davor, strikte Kontrolle durch die Eltern schon als Vermittlung von Medienkompetenz misszuverstehen. Auch bei solchen Apps ist es erforderlich, dass sich Eltern mit ihren Kindern absprechen, ihnen Privatsphäre einräumen und ihnen mit zunehmenden Fähigkeiten weitere Freiheiten einräumen“, sagte der Kindervertreter. Unklar sei zudem, wie der Anbieter Daten aus der Nutzung des Kombi-Pakets auswerte. „Hier scheint uns eine klare Aussage, darauf zu verzichten, angebracht“, so Türk.

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