Berlin. 80 Prozent vom letzten Nettoeinkommen als Rente sind das Ziel. Selbst Gutverdiener müssen dafür etwas tun. Was sinnvoll sein kann.

Wenn das 50. Lebensjahr überschritten ist, rückt die Rente näher, zumindest gedanklich. Spätestens jetzt sollte man sich mit dem finanziellen Auskommen im Ruhestand beschäftigen. Was gilt es zu beachten? Und wie bekommt man am Ende genug zum Leben raus? Alle wichtigen Fragen und Antworten im Überblick.

Welche Schritte sind mit über 50 wichtig für die Rente?

Wer es noch nicht getan hat, sollte sich spätestens jetzt von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) beraten lassen. Für eine sinnvolle Beratung muss das gesetzliche Rentenkonto auf dem neuesten Stand sein. Relevant sind alle Beschäftigungszeiten, auch in der ehemaligen DDR oder im Ausland, zudem die Zeiten von Arbeitslosigkeit und Krankheit, Kindererziehung, Schul- und Studienzeiten, ehrenamtliche Pflege von Angehörigen.

Experten empfehlen, frühzeitig die Rentenlücke vorzusorgen.
Experten empfehlen, frühzeitig die Rentenlücke vorzusorgen. © imago images/Ralph Peters | imago stock&people via www.imago-images.de

„Versicherte können eine Kontenklärung jederzeit beantragen und ihr Versicherungskonto damit auf den aktuellen Stand bringen“, sagt Gundula Sennewald, Rentenexpertin bei der DRV Bund. „Das ist beispielsweise auch in Kombination mit der Beantragung von Kindererziehungszeiten möglich.“ Auch wenn Unterlagen – aus welchen Gründen auch immer – erst nach dem Beginn einer Rente eingereicht werden, wird das Versicherungskonto überprüft und für maximal vier Jahre rückwirkend die Rente neu berechnet.

Wie kann man im höheren Alter noch finanziell vorsorgen?

Sparplan mit vermögenswirksamen Leistungen, Direktversicherung vom Arbeitgeber, Sparplan auf einem breit angelegten Aktienindex mit einem kostengünstigen, börsengehandelten Indexfonds (ETF) sind mögliche Lösungen. Nur ist im Alter 50plus das Problem, dass wesentlich weniger Zeit bis zum Rentenbeginn zur Verfügung steht, um auf diesem Weg Geld anzusparen. Bei der Direktversicherung setzen einige Anbieter eine Grenze von 55 Jahren für den Abschluss.

Wie viel Geld braucht man im Ruhestand?

Rund 80 Prozent des Nettogehalts werden als erstrebenswerte Rentenhöhe angesehen. Denn im Ruhestand wird in der Regel etwas weniger Geld als im Arbeitsleben benötigt, weil etwa Fahrten mit dem Auto zur Arbeit wegfallen oder die Beiträge für eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr aufgebracht werden müssen.

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Orientiert man sich bei der Berechnung der individuellen Rentenlücke an den durchschnittlichen Ausgaben eines Rentnerhaushalts, wie sie vom Statistischen Bundesamt berechnet wurden, fällt die Rentenlücke ganz anders aus: Eine Akademikerin mit ihrer rund 2160 Euro hohen Rente hätte dann gar keine Lücke mehr, weil die durchschnittlichen Ausgaben einer Frau im Rentenalter nach Angaben der Statistiker bei rund 1700 Euro pro Monat liegen.

Bei einem verheirateten Facharbeiter würde sich die Rentenlücke auf knapp 200 Euro verringern, wenn man die Hälfte der Ausgaben eines Paares anrechnet. Aber ein angelernter Beschäftigter mit einer niedrigen Rente von 1058 Euro hätte eine Rentenlücke von rund 770 Euro. Sein geringes Einkommen zwingt ihn jetzt schon zu einem unterdurchschnittlichen Lebensstil.

Lässt sich die Rentenlücke von Niedrigverdienern noch schließen?

Für Ältere mit einem aktuellen Nettoeinkommen von knapp 1800 Euro im Monat ist es unmöglich, die absehbare Rentenlücke von 350 Euro zu schließen, wenn es nicht noch eine große Erbschaft gibt. Würde man 50 Euro vom eigenen Einkommen zusammen mit Abgabenvorteilen und Zuschüssen des Arbeitgebers (alles in allem 103 Euro monatlich) über seinen Arbeitgeber in eine Direktversicherung investieren, prognostiziert die Allianz eine monatliche Rente von 67 Euro.

Sie könnte noch höher ausfallen, wenn der Arbeitgeber mehr beisteuert als den obligatorischen Zuschuss. Einen Vorteil hat die niedrige Zusatzrente: Sie wird nicht mit Abgaben zur Kranken- und Pflegeversicherung belastet.

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Steckt eine Niedrigverdiener die 50 Euro in einen Aktien-ETF auf dem weltweiten Aktienindex MSCI Word, hat er ein höheres Anlagerisiko. Wenn es so gut läuft wie in der Vergangenheit, hat er dann aber auch mehr Geld zur Verfügung. Die historische Durchschnittsrendite dieser Anlage liegt bei 7,2 Prozent. Nach 17 Jahren Ansparzeit kann daraus ein Kapital von rund 19.600 Euro werden. Bei einem mit zwei Prozent verzinsten Entnahmeplan kann er so über 20 Jahre monatlich knapp 100 Euro entnehmen, bevor das Kapital aufgebracht ist.

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Dennoch bleibt die finanzielle Situation des Niedrigverdieners im Alter völlig unbefriedigend. Er hat deshalb einen Anspruch auf einen Zuschlag zu seiner Altersrente, der häufig als Grundrente bezeichnet wird. Das Berechnungsverfahren ist mehr als kompliziert. Die DRV prüft von sich aus, ob die Voraussetzungen für den Zuschlag erfüllt sind. Im Schnitt werden 86 Euro als Zuschlag pro Monat gezahlt.

Wie sorgt der Facharbeiter zusätzlich vor?

In den vergangenen Jahren hat er sein Reihenhaus saniert. Bereits in zwei Jahren wird das Eigenheim abbezahlt sein. Dann fallen die monatlichen Raten für die Rückzahlung des Kredits weg. So bleiben ihm also bis zur Rente noch sieben Jahre, um das bislang für das Abbezahlen des Hauses aufgewendete Geld für die Altersvorsorge anzulegen und die drohende Rentenlücke zu verringern.

Zudem ist er verheiratet und seine Frau rechnet mit einer etwas höheren Rente. Zusammen werden sie rund 3000 Euro gesetzliche Rente im Monat haben – plus das in den letzten Jahren angesparte Geld. Und sie können mietfrei wohnen.