Hannover. Azubis in Niedersachsen hadern mit ihrer Lehre, obwohl viele Unternehmen dringend Fachkräfte suchen. Besonders in einer Branche sind sie unzufrieden.

Hohe Belastung schon in der Ausbildung: Der Unmut von Niedersachsens Azubis wächst. Landesweit seien 69,3 Prozent der Azubis mit ihrer Ausbildung zufrieden, während es vor einem Jahr noch 75,6 Prozent gewesen waren. Das ergab der am Montag vorgestellte Ausbildungsreport 2018 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für Niedersachsen. So gaben etwa fast zwei Drittel (61,1 Prozent) der angehenden Köche an, regelmäßig Überstunden ableisten zu müssen. Landesweit arbeiten 31,1 Prozent aller Befragten regelmäßig länger als vorgesehen - teils ohne Ausgleich durch Freizeit oder Bezahlung.

Strafzahlungen als letzte Konsequenz

Vor allem die Auszubildenden im Handel seien unzufrieden - nur knapp die Hälfte von ihnen wolle im erlernten Beruf weiter arbeiten, hieß es im Ausbildungsreport. Die Arbeitgeber müssten die Ausbildung verbessern, forderte David Matrai, Verdi-Landesfachsekretär Groß- und Außenhandel. „Sonst laufen ihnen weiterhin die Leute weg. Der häufig beklagte Fachkräftemangel ist hausgemacht. “ Der Anteil unzufriedener Azubis sei angesichts des fehlenden Nachwuchses einfach zu hoch, mahnte Ute Neumann, Leiterin der Abteilung Jugend beim DGB-Bezirk Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt.

Rund 1500 Azubis befragt

DGB-Bezirkschef Mehrdad Payandeh forderte eine Qualitätsoffensive der Betriebe, außerdem seien mehr Berufsschullehrer und eine bessere Ausstattung der Berufsschulen notwendig. Er sprach sich zudem für Sanktionen bei gravierenden Verstößen im Betrieb aus: „Als letzte Konsequenz muss es Strafzahlungen geben.“ Für den Ausbildungsreport wurden 1485 junge Männer und Frauen in den 20 häufigsten Ausbildungsberufen in Niedersachsen befragt.

Regelmäßige Überstunden

Nach der DGB-Studie müssen 27,4 Prozent der Auszubildenden im Handel ihre Berufsschulzeit nacharbeiten. Dazu kommt: Für die Lehrlinge sei es oft schwer, sich gegen Überstunden zu wehren. Nur wenige trauten sich, diese abzulehnen oder nach einem Ausgleich zu fragen. 17,7 Prozent der regelmäßig Betroffenen gaben an, mehr als fünf Überstunden pro Woche leisten zu müssen. 11,4 Prozent der Azubis werden für Überstunden weder bezahlt noch können sie diese mit Freizeit ausgleichen.

Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, Volker Müller, betonte dagegen, Azubis hätten im Moment gute Karten. 3754 unbesetzten Ausbildungsplätzen stünden nur 2635 unversorgte Bewerber gegenüber. „Daher verwundert es nicht, dass der DGB in den Umfrage-Ergebnissen das Haar in der Suppe suchen muss“, kritisierte er. Aber auch Müller forderte, die Landesregierung müsse an den Berufsschulen für mehr Personal sorgen. Die Unterrichtsversorgung dort liege bei unter 90 Prozent. dpa