Wolfsburg. Die CO2-Ziele aus Brüssel hält Autoexperte Bratzel für ambitioniert. VW-Chef Diess warnt vor „Kohle“-Autos.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will keine Bußgelder für die Fehler der Vergangenheit verhängen, bekräftigte er am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde im Bundestag zu Diesel-Fahrverboten. „Unser Konzept sind nicht Strafen und Verbote, unser Konzept sind Anreize und Förderungen und die Hilfe für die Millionen von Dieselbesitzern.“ Bußgelder forderte die SPD für jedes Fahrzeug mit Schummelsoftware, wenn sich die Autobauer nicht endlich zu einer Hardware-Nachrüstung bekennen würden. Solch ein Bußgeld würde aber allein Volkswagen 12,5 Milliarden Euro kosten, argumentierte Scheuer. Zum Erhalt der Arbeitsplätze solle die Autoindustrie lieber in die Zukunft investieren.

Die kommt für Volkswagen nun schneller, als dem Autobauer lieb ist. Die EU-Umweltminister haben sich darauf verständigt, den Kohlendioxidausstoß von neuen Autos im Flottendurchschnitt zwischen 2021 und 2030 noch einmal um 35 Prozent zu senken. Die Bundesregierung setzte sich erfolglos für einen Wert von 30 Prozent ein. Letzteres hielte auch VW-Chef Herbert Diess für vertretbar. Eine Verschärfung der CO2-Ziele von 35 Prozent wäre jedoch ein unbeherrschter Übergang zur Elektromobilität, warnte er in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Der VW-Chef sprach von 100.000 Arbeitsplätzen – ein Viertel der Jobs in den Werken weltweit –, die wegfallen müssten. Denn mit der Reduktion um 35 Prozent müsste die Flotte bei Volkswagen zu mehr als einem Drittel elektrisch fahren. Und bei E-Autos soll die Wertschöpfung um rund 30 Prozent niedriger liegen als bei Verbrennern. Der Bau eines E-Autos ist in der Produktion deutlich einfacher, es besteht aus weniger Teilen: Getriebe und Auspuff etwa fallen weg. Das hat auch Auswirkungen auf andere Bereiche, zum Beispiel auf die Beschaffung oder die Qualitätsentwicklung. Mit einem Reduktionsziel von 35 oder 40 Prozent sei ein sozialverträglicher Personalabbau nicht mehr zu bewältigen, hieß es aus Konzernkreisen.