Berlin. Wer fernsehen will, braucht dafür nicht immer einen Kabelanschluss. Günstige und gute Alternativen gibt es hier im Vergleich.

Thorsten Nowag

Der Fernseher, einst unangefochtener Mittelpunkt des Wohnzimmers und Fenster zur Welt, steht nun vor einer kleinen, aber feinen Veränderung: der Abschaffung des „Nebenkostenprivilegs“. Dieses sperrige Wort bezeichnet die Umlagefähigkeit des Kabelanschlusses in der Betriebskostenabrechnung. Auf diese Weise haben Hauseigentümer und Hausverwaltungen bisher Sammelverträge mit Kabelnetzbetreibern abgeschlossen. Und dann die Kosten für den Kabelanschluss über die Nebenkostenabrechnung auf alle Mietparteien verteilt.

Das mag zur Einführung vor rund 40 Jahren eine bahnbrechende Neuerung gewesen sein, wuchs doch die analoge Senderauswahl von drei auf bis zu 30 TV-Programme an. Doch in Zeiten von digitalen Übertragungswegen und der Möglichkeit, Bewegtbild direkt über das Internet kostenfrei zu konsumieren, ist das Ende des Nebenkostenprivilegs zum 30. Juni 2024 mehr als angebracht.

Nun haben Mietende und TV-Konsumenten freie Wahl beim Fernsehempfang und müssen nicht für etwas bezahlen, das sie nicht nutzen. Die Kabelnetzbetreiber sehen das naturgemäß anders und malen ein Schreckgespenst von unerschwinglich teuren Kabelanschlüssen und Kostenexplosionen für Verbraucherinnen und Verbraucher an die Wand.

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Wer treu bleibt, zahlt ein wenig mehr

In einer realistischen Betrachtung mag der Preis für Kabelanschlüsse ein wenig steigen, doch nach Prognosen der Verbraucherzentrale um höchstens zwei bis drei Euro im Monat. Erste Erfahrungswerte belegen, dass sich der Preis für Einzel-Kabelanschlüsse, nachdem Sammelverträge aufgelöst wurden, auf etwa acht bis zehn Euro je Monat einpendelt. Wer mit seinem bisherigen Kabelanbieter zufrieden ist und ein faires Angebot ohne Panikmache erhalten hat, darf getrost bleiben.

Fernsehempfang: Das sind die besten Alternativen

1. DVB-T2 HD – steht für das Fernsehen über eine kleine Zimmerantenne. In vielen Regionen und vor allem Großstädten lassen sich so circa 40 Sender in hochauflösender Qualität empfangen. Der Empfang der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ist kostenfrei. Für das Freischalten der Privatsender muss man mit rund 8 Euro pro Monat rechnen.

2. IPTV vom VDSL-Anbieter – steht für den TV-Empfang, der in Kombination von einigen VDSL-Anbietern angeboten wird und zugebucht werden kann. So stellt der Internetanbieter nicht nur ein Modem bzw. Router für den Internetanschluss zur Verfügung, sondern auch noch einen Receiver, der an das Fernsehgerät angeschlossen wird. Ähnlich wie man es vom Kabel-TV-Receiver kennt. Auch beim Thema Programmauswahl ähnelt diese Lösung dem Umfang des klassischen Kabel-TV-Anschlusses. Kosten: circa 5 Euro pro Monat.

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3. IPTV (Streaming) – steht für „Internet-TV“ also den TV-Empfang direkt über das Internet. Dazu braucht man eine stabile Internetverbindung ab 16 Megabit pro Sekunde und einen Smart-TV oder einen HDMI-Stick wie zum Beispiel Google Chromecast oder Amazon-Fire-TV-Stick. Zusätzliche monatliche Kosten fallen nicht an – vorausgesetzt, man hat schon einen Internetanschluss. Dann lassen sich über die Smart-TV-Apps oder die HDMI-Sticks direkt Livestreams der TV-Sender auswählen.

Oder man greift auf die üppigen Mediatheken zu. So gibt es die größte Auswahl an TV-Sendern ohne Mehrkosten, wenn man sich einen kostenfreien Account bei der entsprechenden TV-Sender-App beziehungsweise beim Hersteller des HDMI-Sticks eingerichtet hat. Möchte man dann doch mal die Gefilde des linearen TV-Konsums verlassen, lassen sich über HDMI-Sticks am einfachsten Online-Streaming-Plattformen wie Netflix, Disney+ und Co. erkunden.

4. Satellitenfernsehen – hier kommt das TV-Signal über die Satellitenschüssel. Diese Alternative bietet sich nur bedingt für Mieter an, bedarf es doch meist einer speziellen Genehmigung fürs Anbringen der Schüssel an der Hausfassade. Außerdem liegen die Gesamtkosten für Montage und Einrichtung der Anlage bei 550 bis 1100 Euro.

Vorsicht vor Haustürgeschäften

Grundsätzlich gilt wie immer: Nicht von Beratern überrumpeln lassen. Die meist freiberuflichen Verkäufer sind als Medienberater im Auftrag der Kabelnetzbetreiber unterwegs und werden auf Provisionsbasis bezahlt. Falls plötzlich eine Auftragsbestätigung im Briefkasten liegt oder unerwünschte Werbe-Anrufe das Telefon nicht zur Ruhe kommen lassen, kann die Verbraucherzentrale helfen.

Auch wenn so manche TV-Werbung, in bester Sendezeit, Panik vor dem Ende des Nebenkostenprivilegs macht – Ruhe bewahren. Niemand wird von heute auf morgen den Fernsehanschluss verlieren. Es bleibt mehr als genug Zeit, sich gründlich über Alternativen zu informieren, wie man am günstigsten fernsehen kann – am besten im passenden Finanztip-Ratgeber.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.