Berlin. Die Aktivität der Sonne könnte in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen. Das hat auch Folgen für die Erde – positive und negative.

Eigentlich kennt man sie vor allem aus den skandinavischen Ländern, in vergangenen Jahr waren sie aber auch in Deutschland zu sehen: Polarlichter. Und auch 2024 stehen die Chancen gut, das Himmelsspektakel in unseren Breitengraden zu sehen.

Verantwortlich für die Polarlichter ist die Sonnenaktivität. Und diese könnte in diesem Jahr sogar ihren Höhepunkt erreichen. Das haben Wissenschaftler des Indischen Zentrum für Weltraumforschung herausgefunden.

Bisher galten vor allem die sogenannten Sonnenflecken als Indikator für die Aktivität. Das sind Stellen auf der Sonne, die kühler sind als ihre Umgebung und dadurch dunkler erscheinen. Ihre Entstehung lässt sich folgendermaßen erklären: Permanent wirbelt heiße Materie aus dem Inneren der Sonne an die Oberfläche. Dieser Vorgang kann durch lokale Verstärkungen des Magnetfelds der Sonne behindert werden. Dadurch entstehen schließlich etwas kältere Stellen auf der Sonnenoberfläche: die Sonnenflecken. Je mehr Sonnenflecken zu erkennen sind, desto höher ist die Aktivität der Sonne. Eine exakte Vorhersage ließ sich bisher allerdings auch aufgrund der Sonnenflecken nicht treffen.

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Sonnenflecken sind kühlere Stellen auf der Sonnenoberfläche, die dunkler erscheinen.
Sonnenflecken sind kühlere Stellen auf der Sonnenoberfläche, die dunkler erscheinen. © IMAGO | ZUMA Wire

Sonnenaktivität soll zwischen Januar und September Höhepunkt erreichen

Die indischen Wissenschaftler haben nun jedoch ein neues Verfahren entwickelt, mit dem die Prognose der Sonnenaktivität verbessert werden kann. Dafür analysierten sie Daten zum solaren Magnetfeld, den Sonnenflecken und der Sonnenaktivität der vergangenen 50 Jahre. Dabei stellten sie fest, dass auch das solare Magnetfeld, also das Magnetfeld, das die Sonne umgibt und in seiner Grundstruktur dem der Erde ähnelt, Hinweise auf die Aktivität der Sonne gibt.

Genauer beobachteten sie einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Sonnenflecken und der Abnahme des solaren Dipolmoments, also der Stärke des Magnetfelds. Diese Abschwächung gehe dem Aktivitätshöhepunkt der Sonne um rund ein Jahr voraus, wodurch die Vorhersage der Aktivität früher möglich sei, schreiben die Wissenschaftler in der Studie, die im Fachmagazin „Monthy Notices of the Royal Astronomical Society“ veröffentlich wurde.

Dass die Aktivität der Sonne schwankt, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Im Durchschnitt erreicht sie alle elf Jahre einen Höhepunkt. Dazwischen nimmt die Aktivität erst ab und anschließend wieder zu. Die Wissenschaftler des Indischen Zentrums für Weltraumforschung kommen zu dem Schluss, dass die Sonnenaktivität im aktuellen Zyklus bereits in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen wird. Genauer: Wahrscheinlich im Januar 2024. Der mögliche Zeitraum erstreckt sich allerdings bis in den September.

Das deckt sich mit aktualisierten Berechnungen des Zentrums für Weltraumwettervorhersage (SWPC) der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA. Diese hatte bereits im Oktober ihre Vorhersage auf Basis der Sonnenflecken aktualisiert und einen Höhepunkt der Aktivität für Januar bis Oktober 2024 prognostiziert.

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Sonnenaktivität für Entstehung von Polarlichtern verantwortlich

Die hohe Aktivität der Sonne macht sich auch auf der Erde bemerkbar. Denn: Je aktiver die Sonne ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von Sonneneruptionen, die auch als Sonnenstürme bezeichnet werden. Bei diesen können bis zu mehreren Zehnmilliarden Tonnen hochenergetische Teilchen ins All geschleudert werden – und bis zur rund 150 Millionen Kilometer entferneten Erde gelangen. Dabei ist es auch möglich, dass sie in das Magnetfeld der Erde eintreten.

Geschieht das, sind auf der Erde Polarlichter zu beobachten. Sonnenstürme können allerdings auch negative Effekte haben und beispielsweise zu Schäden bei Satelliten führen. Auch ein Ausfallen des Stromnetzes ist theoretisch möglich.

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