Berlin. Lauterbachs Kampfansage an die Homöopathie ist längst überfällig, denn Gesundheitspolitik sollte auf Wissenschaft basieren. Ein Pro.

Ich habe mein Kind in einer der größten Universitätskliniken Europas zur Welt gebracht. Als es mit dem Stillen nicht so recht klappen wollte, zauberte eine Schwester ein Plastikröhrchen aus ihrer Kitteltasche und schüttelte ein paar weiße Kügelchen in meine Handinnenfläche. Globuli an einem Ort der Wissenschaft, in einem Haus, das bekannt ist für sein medizinisches Spitzenniveau. Ich war einigermaßen fassungslos. Geschluckt habe ich die Kügelchen trotzdem. Ich war zu müde, um zu diskutieren.

Laura Réthy, Redakteurin im Ressort Leben.
Laura Réthy, Redakteurin im Ressort Leben. © Sapna Richter | Sapna Richter

Der Glaube an die Wirkung homöopathischer Mittel ist in Deutschland weitverbreitet. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Homöopathie-Union aus dem Jahr 2021 hat mehr als die Hälfte der Befragten schon Erfahrung mit der alternativen Therapieform gemacht, für weitere 16 Prozent käme eine Anwendung infrage. Dabei ist es nicht nur so, dass die Wirkung von Globuli & Co. umstritten ist und dass man über Sinn und Unsinn eines Einsatzes diskutieren könnte. Nein. Die Wirkung ist bis heute wissenschaftlich nicht klar nachgewiesen.

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Homöopathie als Kassenleistung: Es geht nicht ums Geld

Geschichten darüber, dass Homöopathie Menschen geholfen hat, gibt es viele. Und es sind bestimmt ehrliche Geschichten. Aber ob es in diesen Fällen nun ein Placebo-Effekt war, Zufall oder Glück eine Rolle gespielt haben – all das reicht nicht aus, um die Finanzierung von Homöopathie durch die gesetzlichen Krankenkassen zu rechtfertigen. Es geht hier nicht ums Geld, viel Ersparnis bringt die Streichung, die Karl Lauterbach plant, nicht – die Rede ist von bis zu 50 Millionen Euro im Jahr. Es geht um dieses Prinzip, das gerade in der Gesundheitspolitik gelten muss: Wissen statt Glauben.

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