Die Türkei zieht jedes Jahr viele deutsche Urlauber an, doch das Gesundheitssystem hat seine Probleme. Wie ein Arztbesuch dort abläuft.

  • Viele Menschen freuen sich das ganze Jahr auf ihren Urlaub
  • Umso unangenehmer ist es, wann man während der Reise plötzlich krank wird
  • Was sie bei einer Erkrankung während des Türkei-Urlaubs tun sollten, lesen Sie hier

Dass die Türkei nach Spanien und Italien das drittbeliebteste Urlaubsland der Deutschen ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Laut Statistika reisten im Jahr 2022 mit rund 5,7 Millionen Ankünften die meisten internationalen Touristinnen und Touristen aus Deutschland in die Türkei, gefolgt von Gästen aus Russland und Großbritannien.

Doch was passiert, wenn man in der Türkei krank wird und zum Arzt muss? Wie ist die medizinische Versorgung, wenn man im Urlaub unerwartet ins Krankenhaus muss? Antworten auf diese Fragen finden Sie hier.

Gesundheitsversorgung in der Türkei: Regionale Unterschiede in der Qualität

Die medizinische Versorgung in der Türkei weist regionale Unterschiede hinsichtlich Qualität und Zugang auf. Während Patienten in den türkischen Großstädten wie Istanbul eine sehr gute Behandlungsqualität in privaten Arztpraxen erwarten können, ist dies in abgelegenen, ländlich geprägten Gebieten nicht der Fall. Hier sind die Wege zu den Ärzten oft weit und die Behandlungsqualität entspricht nicht deutschen Standards.

Seit 2006 ist zudem die Sozialversicherungsanstalt Sosyal Güvenlik Kurumu, kurz SGK, der einzige Sozialversicherungsträger. Der Versicherungsschutz umfasst die meisten nicht bereits bestehenden Gesundheitsprobleme und deckt Operationen, Behandlungen und Schwangerschaften ab.

Lesen Sie auch: Türkei: RKI alarmiert – Deutsche mit "Magen-Botox" vergiftet

Arztbesuch in der Türkei: Urlaubskrankenschein ersetzt Europäische Krankenversicherungskarte

Die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) wird in der Türkei nicht anerkannt. Stattdessen benötigen Reisende in der Türkei einen Urlaubskrankenschein. Versicherte erhalten den Vordruck T/A 11 von ihrer gesetzlichen Krankenkasse. Es empfiehlt sich, diesen vor der Einreise in die Türkei zu beantragen. In der Regel genügt ein Anruf bei der Krankenkasse, um den Schein per Post zugeschickt zu bekommen. Wurde der Auslandskrankenschein nicht vor Reiseantritt beantragt, kann er auch nachträglich bei der SGK beantragt werden.

Mit dem Urlaubs- oder Auslandskrankenschein können sich Reisende in staatlichen Gesundheitseinrichtungen, Universitätskliniken oder privaten Einrichtungen, die einen Vertrag mit der SGK abgeschlossen haben, kostenlos behandeln lassen. Voraussetzung ist, dass die Behandlung nicht bis zur Rückkehr nach Deutschland aufgeschoben werden kann. Besteht eine Erkrankung bereits vor Antritt der Reise, sollte im Vorfeld mit der Krankenkasse besprochen werden, ob und in welchem Umfang die Behandlungskosten am Urlaubsort übernommen werden.

Mehr dazu: Urlaub – Diese Dokumente brauchen Sie für Reisen

Urlaubskrankenschein im Ausland: Was tun, wenn trotzdem Barzahlung verlangt wird?

Dennoch kann es vorkommen, dass Touristen aufgefordert werden, die Rechnung direkt zu begleichen. In diesem Fall sollten sich die Betroffenen eine detaillierte Rechnung ausstellen lassen, aus der die erbrachten Leistungen genau hervorgehen. Die deutsche Krankenkasse entscheidet dann, ob und in welcher Höhe sie die Kosten erstattet. Erstattet wird höchstens der Betrag, der auch bei einer Behandlung in Deutschland erstattet würde. Wird der Reisende jedoch als Privatpatient behandelt, kann diese Grenze schnell überschritten werden.

Bei schweren Erkrankungen kann es auch zu Überweisungen an Fachärzte oder in andere Kliniken kommen. Dadurch können weitere Kosten entstehen, die der Patient zunächst selbst tragen muss. Es ist ratsam, sich so schnell wie möglich mit der Regionalstelle der SGK in Verbindung zu setzen, um eine Prüfung der Kostenerstattung zu beantragen, wenn zusätzliche Kosten für Fachärzte oder andere Kliniken entstanden sind.

Auch interessant: Türkei-Urlaub – Erdogan verkauft Strände an Investoren

Gesundheitsvorsorge in der Türkei: Vorteile einer Auslandskrankenversicherung

Mit einer Auslandskrankenversicherung müssen sich Reisende weniger Sorgen machen. Sie werden im Ausland wie Privatpatienten behandelt und können in den meisten Fällen auch private Arztpraxen in Anspruch nehmen. Die Kosten werden dann im Nachhinein erstattet, wenn die entsprechenden Rechnungen eingereicht werden.

Zu beachten ist jedoch, dass bestimmte Leistungen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen sein können. Dazu gehören in der Regel Behandlungen von Krankheiten, die bereits vor Reiseantritt bekannt waren. Außerdem übernehmen nicht alle Auslandskrankenversicherungen medizinisch sinnvolle Rücktransporte aus der Türkei.

Lesen Sie auch: Urlaub mit deutschem Pass – In diese Ländern brauchen Sie kein Visum

Behandlung von Touristen in türkischen Privatpraxen: Was ist zu beachten?

Alternativ können Sie sich jederzeit auf eigene Kosten in einer Privatpraxis behandeln lassen, die von der SGK akzeptiert wird. In Zusammenarbeit mit einigen privaten Arztpraxen ermöglicht die SGK sogar eine kostenfreie Behandlung für Touristen. Die SGK stellt eine Liste der Kooperationspartner in der Umgebung zur Verfügung, aus der die Patienten ihren Arzt frei wählen können.

In den meisten Fällen müssen Sie jedoch einen ermäßigten Satz bezahlen. Besonders hier ist Vorsicht geboten, da manche Ärzte von Touristen höhere Preise verlangen als von Einheimischen. Es kann daher sinnvoll sein, eine einheimische Begleitperson mitzunehmen, um die Preise zu überprüfen. Mit etwas Verhandlungsgeschick lässt sich der Preis in solchen Fällen oft noch herunterhandeln.