Berlin. Wer in Italien zum Arzt muss, riskiert lange Wartezeiten und Zuzahlungen. Was Sie im Italien-Urlaub beachten müssen, erfahren Sie hier.

Wer eine Reise nach Italien plant, denkt an berühmte Städte wie Rom, Mailand oder Venedig, an die Skigebiete in den Alpen oder die Strände an den italienischen Küsten. Eine plötzliche Erkrankung oder ein Unfall während des Aufenthalts kommt wohl den wenigsten in den Sinn.

Doch wenn ein Arztbesuch im Ausland notwendig wird, tut man gut daran, die Regelungen der gesetzlichen Krankenkassen und privaten Versicherungen zu kennen. Wir haben alle Fragen und Antworten rund um den Arztbesuch in Italien zusammengefasst.

Gesundheitssystem in Italien: Struktur, Finanzierung und die Rolle der Azienda Sanitaria Locale (ASL)

Das italienische Gesundheitssystem (auf italienisch: servizio sanitario nazionale, kurz SSN) ist überwiegend steuerfinanziert und soll jedem Bürger und jeder Bürgerin eine kostenlose Grundversorgung garantieren. Auf lokaler Ebene sind alle Zuständigkeiten bei der Azienda Sanitaria Locale (ASL) gebündelt, dem kommunalen Gesundheitsamt. Die Hausärzte und Hausärztinnen des staatlichen Systems arbeiten entweder mit der ASL zusammen oder sind direkt bei ihr angestellt.

Krank in Italien: Wo finde ich den richtigen Arzt?

Wenn Sie die Leistungen des staatlichen Gesundheitsdienstes in Anspruch nehmen möchten, müssen Sie sich zunächst beim Servizio Sanitario Nazionale anmelden. Bei der Anmeldung werden Sie aufgefordert, einen Hausarzt (medico convenzionato) zu wählen. Wenn Sie Kinder unter sechs Jahren haben, müssen Sie einen Kinderarzt (pediatra) wählen.

Um Ihnen die Arztwahl zu erleichtern, stellt Ihnen die örtliche Gesundheitsbehörde eine Liste zur Verfügung. Allgemeinmediziner oder Hausärzte für die ganze Familie (medici generici) finden Sie in den Gelben Seiten unter Medici Generici; Spezialisten oder Fachärzte unter Specialisti und dem jeweiligen Fachgebiet. Für welchen Arzt Sie sich entscheiden, spielt keine Rolle. Es gibt keine Vorschrift, dass die Praxis in Ihrer Nähe sein muss. Jedes Familienmitglied erhält eine eigene Registrierungsnummer und eine Karte (tessera sanitaria), die bei jedem Arztbesuch mitgeführt werden muss.

Neben den Einzelpraxen gibt es auch viele Allgemeinmediziner, die in Gemeinschaftspraxen (poliambulatori) tätig sind. Diese Gemeinschaftspraxen können entweder öffentlich in einem Gebäude der Azienda Sanità Locale (ASL) oder privat sein. Sie bieten oft spezielle Dienstleistungen an, die in herkömmlichen Arztpraxen nicht verfügbar sind, zum Beispiel aus den Bereichen Kardiologie oder Dermatologie. Eine Liste der Gemeinschaftspraxen oder Krankenhäuser in Ihrer Nähe erhalten Sie bei Ihrer örtlichen Gesundheitsbehörde.

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Italien: Wann sind die Arztpraxen geöffnet?

Die Öffnungszeiten der Arztpraxen sind unterschiedlich. Die meisten Praxen haben morgens von 8.00 bis 10.00 Uhr und nachmittags von 15.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Es kann aber auch vorkommen, dass eine Praxis nur von Montag bis Freitag vormittags von 8.00 bis 13.00 Uhr geöffnet hat.

 Ärzte kümmern sich auf der Corona-Notfallstation im Krankenhaus Mellino Mellini, Chiari (Italien), um einen Patienten.
Ärzte kümmern sich auf der Corona-Notfallstation im Krankenhaus Mellino Mellini, Chiari (Italien), um einen Patienten. © Luca Bruno/AP/dpa

In Italien ins Krankenhaus gehen: Termine und Wartezeiten

In der Regel werden keine festen Termine vergeben, sondern es gilt das Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Es empfiehlt sich daher, frühzeitig in der Praxis zu erscheinen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Der Hausarzt untersucht Sie und stellt Ihnen bei Bedarf ein Rezept (ricetta) aus, das Sie in der Apotheke einlösen können.

Die technische Ausstattung der Hausarztpraxen ist eher einfach: Für viele Untersuchungen, die in Deutschland direkt beim Hausarzt durchgeführt werden, ist in Italien eine Überweisung zum Facharzt erforderlich. Für Labor- oder Röntgenuntersuchungen vereinbart der Hausarzt einen Termin im nächstgelegenen Krankenhaus. Falls ein Facharzt konsultiert werden muss, wird der Hausarzt auch einen Spezialisten empfehlen, der im Rahmen der staatlichen Sozialversicherung tätig ist.

Hausarzt in Italien: Worauf Sie achten müssen

In Italien kommt es häufig vor, dass Hausärzte, die im staatlichen Gesundheitsdienst tätig sind, auch als Privatärzte oder Spezialisten praktizieren. Es kann daher sein, dass Ihnen Ihr Hausarzt einen privaten Termin für spezielle Behandlungen anbietet. In diesem Fall finden die Untersuchungen in der Regel in separaten Privatpraxen statt, die von den öffentlichen Praxen getrennt sind. Wenn Sie jedoch nicht genau wissen, was Ihnen fehlt, sollten Sie zuerst einen Hausarzt aufsuchen.

Im Urlaub zum Arzt: Wer übernimmt die Kosten?

Obwohl das öffentliche Gesundheitssystem in Italien für die Patientinnen und Patienten grundsätzlich kostenlos ist, fallen für viele Leistungen Zuzahlungen an, die auf regionaler Ebene festgelegt werden. Diese Zuzahlungen werden häufig als "Ticket" bezeichnet. Auch Rezeptgebühren sind üblich.

Besuche beim Hausarzt, Kinderarzt, Pflichtimpfungen, Pflichtuntersuchungen während der Schwangerschaft und Krankenhausaufenthalte sind dagegen kostenlos. Auch ein HIV-Test kann in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen unentgeltlich und anonym durchgeführt werden.

Darüber hinaus haben Menschen mit geringem Einkommen oder chronischen Krankheiten die Möglichkeit, sich von der Ticketgebühr befreien zu lassen. Kinder unter sechs Jahren sind landesweit von der Zuzahlung befreit, wenn das jährliche Familieneinkommen unter 36.151,98 Euro brutto liegt, so die Verbraucherzentrale.

Welche Krankenversicherung braucht man in Italien?

Eine kostenlose Behandlung ist auch mit der Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) möglich, die in ganz Europa und damit auch in Italien gültig ist. Die Zuzahlungen sind jedoch die gleichen wie für italienische Patienten. Touristen können mit der EHIC einen Hausarzt (medico di base) wählen. Eine entsprechende Liste ist bei der örtlichen ASL erhältlich. Der Hausarzt kann bei Bedarf eine Überweisung zu einem Facharzt ausstellen.

Die Behandlung chronischer Krankheiten wie zum Beispiel Dialyse ist in Italien nicht durch die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) abgedeckt. In solchen Fällen sollten Sie vorab entsprechende Vereinbarungen mit Ihrer Krankenkasse und dem Leistungserbringer am Urlaubsort treffen.

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Privatärzte und Fachärzte: Was kostet ein Arztbesuch?

In Italien können Sie jederzeit einen Termin bei einem Privatarzt, Facharzt oder Spezialisten vereinbaren. Fachärzte sind entweder an Krankenhäuser angeschlossen oder in großen Ärztezentren zu finden. Dort müssen Patienten jedoch oft monatelang auf einen Termin warten.

Um die langen Wartezeiten im öffentlichen System zu umgehen, kann es sinnvoll sein, einen Privatarzt aufzusuchen. Dies hat jedoch seinen Preis, da die Kosten nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung im Heimatland übernommen werden.

Bei einem Besuch beim Privat- oder Facharzt muss mit einer Anmeldegebühr von etwa zwölf Euro gerechnet werden. Hinzu kommen weitere Gebühren für jeden Arztbesuch, die je nach Art der Behandlung zwischen 40 und 160 Euro liegen können. Diese Gebühren müssen Sie in der Regel sofort nach dem Arztbesuch bar bezahlen, auch wenn Sie krankenversichert sind. Es ist daher ratsam, alle Quittungen aufzubewahren, da diese in der Regel steuerlich absetzbar sind.

Ist eine Auslandskrankenversicherung in der EU notwendig?

Wer eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hat, braucht sich um die Kosten einer ärztlichen Behandlung in Italien in der Regel keine Sorgen zu machen. Alle Kosten werden von der Auslandskrankenversicherung erstattet, auch die Behandlung in privaten Arztpraxen. Dies gilt jedoch in der Regel nur für neu auftretende Krankheiten. Die Kostenübernahme für bestehende Krankheiten, die sich in Italien verschlimmern könnten, ist in der Regel ausgeschlossen.

Die DKV bietet mit einer Auslandskrankenversicherung für 39 Euro im Monat bei einer Reisedauer von ein bis zwölf Monaten die volle Erstattung medizinisch notwendiger Heilbehandlungen durch Ärzte, Heilpraktiker, Chiropraktiker und Osteopathen sowie die Erstattung aller von Ärzten, Heilpraktikern, Chiropraktikern oder Osteopathen verordneten Arznei- und Verbandmittel. Ein Krankenhausaufenthalt und ein angemessener Krankenrücktransport sind ebenfalls versichert.

Der ADAC bietet für 16,40 Euro einen Jahresvertrag zum Schutz bei Krankheit und Verletzung im Ausland an. Dieser gilt weltweit, allerdings nur für die ersten 63 Tage einer Reise. Kinder bis 23 Jahre sind automatisch mitversichert. Der Vertrag umfasst medizinisch notwendige Behandlungen, egal ob ambulant, stationär oder beim Zahnarzt. Außerdem ist der Rücktransport im Krankheitsfall durch die Auslandskrankenversicherung abgedeckt.

Krank im Urlaub in Italien: Was tun im Notfall?

Bei Notfällen und Unfällen kann man sich an die Erste Hilfe der öffentlichen Krankenhäuser wenden. Dort wird zunächst die Dringlichkeit des Falles beurteilt, wobei akute Fälle Vorrang haben und weniger dringende unter Umständen längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen.

In vielen Regionen gibt es auch einen ärztlichen Notdienst für Touristen. In Rom ist dieser unter der Telefonnummer +39 06 570 600 auch nachts erreichbar. Er überweist auch an Fachärzte.