Leverkusen/Wolfsburg. Nach der ersten Saisonniederlage gegen Hoffenheim melden sich die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg bei Bayer Leverkusen mit einem Kantersieg zurück.

Kurzzeitig war es erschüttert, das Selbstverständnis der Fußballerinnen des VfL Wolfsburg. Mit einem Großteil der Spielerinnen unter Normalform, so der sportliche Leiter Ralf Kellermann, hatte es nach 1:0-Führung eine nicht für möglich gehaltene 1:2-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim gegeben. Die eröffnet es Verfolger FC Bayern, aus eigener Kraft wieder deutscher Meister werden zu können. Die Tabellenspitze hält allerdings weiter der VfL. Die Reaktion fiel vielleicht nicht heftig aus für Gegner Bayer Leverkusen, aber die Grün-Weißen haben sich einen guten Teil ihres Selbstverständnisses zurückerarbeitet. Am Ende stand ein verdienter 4:1 (2:0)-Erfolg, bei dem vieles, aber nicht alles, wieder gut lief.

In Leverkusen werden sie sich fragen, ob auch sie dem VfL ein Bein hätten stellen können, wenn Schiedsrichterin Melissa Joos nicht Jill Baijings Tor zurückgepfiffen hätte, weil Nationalkeeperin Merle Frohms bei deren zweitem Schussversuch kurzzeitig schon die Hand auf dem Ball hatte (4. Minute). Ein einfacher Pass hatte die Wolfsburger Abwehr zuvor düpiert. Die Situation hätte man nicht unbedingt abpfeifen müssen.

Alexandra Popp geht voran

Harte Fakten schufen dann die Wolfsburgerinnen in Person von Alexandra Popp. Die Anführerin hatte sehr deutlich von einem Ausrutscher gegen die TSG gesprochen. Und mit diesem Selbstverständnis brachte sie ihre Mannschaft dann in Leverkusen auch wieder zurück in Spur: Erst per Kopf nach Flanke von Lena Lattwein, die ihr 100. Bundesliga-Spiel absolvierte, und dann nach tollem Direktspiel über die linke Seite, dieses Mal nach Flanke von Rückkehrerin Svenja Huth (Gelb-Rot-Sperre), erneut mit dem Kopf. Binnen drei Minuten hatte die Anführerin für klare Verhältnisse gesorgt. „Wir hatten uns vorgenommen, hier ein gutes Spiel abzuliefern, ein wesentlich besseres als vergangene Woche. Das hatte uns extrem gewurmt“, so die 31 Jahre alte Offensivspielerin bei MagentaSport. Jule Brand sagte: „Wir hatten etwas gutzumachen, wir waren alle nicht zufrieden, wollten das Spiel vergessen machen.“

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Vor allem für das Wolfsburger Selbstverständnis waren ihre Treffer und der Sieg in Leverkusen (in der Vorsaison hatte es an dieser Stelle ein 1:1 gegeben) „extrem wichtig“, so Popp. „Wir können wieder selbstbewusst in die nächsten Spiele und Wochen gehen. Darüber sind wir sehr froh.“

Tommy Stroots Joker stechen

Der VfL hat vieles gut gemacht in Leverkusen, hatte viel Spielkontrolle, zwingende Chancen – die dritte gute in Durchgang 1 vergab Startelf-Rückkehrerin Jill Roord, die den Pfosten traf – und Bayer weitgehend gut im Griff. Dieses Bild ergab sich auch nach der Pause, in der Wolfsburg-Coach Tommy Stroot sich eine weitere herausragende Qualität seines Kaders zunutze machte: Er wechselte in der Offensive, und keine 60 Sekunden später hatte seine Mannschaft nachgelegt. Joker Jule Brand leitete über links selbst ein, Tabea Waßmuth und Ewa Pajor bekamen den Ball noch nicht über die Linie, aber die Nationalspielerin selbst setzte nach – 3:0. Waßmuth legte bald darauf das vierte Tor nach, und weitere hätten folgen können. Vor allem nach den zahlreichen Standards hätten sie sich beim VfL sicherlich eine noch größere Gefahr gewünscht, zumal Bayer in der Nachspielzeit auf diese Weise noch zum Ehrentreffer kam.

Dieser Schlusspunkt – den Leverkusens Torschützin Lilla Turanyi fast wie einen Siegtreffer bejubelte – ärgerte die Gäste extrem, wie Popp zugab. Ihr Trainer legte seinen Fokus auf die Dinge, die besser funktionierten als in der Vorwoche. Stroot betonte: „Das Allerwichtigste: Wir haben das Gefühl von einem Sieg, von sehr viel Kontrolle. Darauf bauen wir nächste Woche auf.“

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Entscheidende Wochen für die VfL-Frauen

Gleichwohl gibt es Verbesserungsbedarf. Wie Leverkusen mit einem Pass in Minute 4 die Abwehr ausgehebelt hatte, wird den VfL wurmen. Lena Oberdorf meinte: „Perfekt war es noch nicht, aber es war ein guter Start.“ Start? Bestenfalls von neuen Siegesserien, die gegen die TSG endeten. Zu Hause hatte Wolfsburg in der Liga zuletzt im November 2016 verloren, hatte das gesamte Jahr 2022 auf nationaler Ebene alles gewonnen.

Nicht zu stoppen: Alexandra Popp köpfte in dieser Szene das 2:0 gegen Bayer Leverkusen.
Nicht zu stoppen: Alexandra Popp köpfte in dieser Szene das 2:0 gegen Bayer Leverkusen. © imago | BEAUTIFUL SPORTS

Der Trainer freute sich über die Rückkehr des „Gewinner-Gefühls“ vor entscheidenden Wochen. Nach dem Liga-Heimspiel gegen Turbine Potsdam am Freitag (19.15 Uhr) geht’s dann mit dem Viertelfinale in der Champions League gegen Paris St. Germain (Mittwoch, 22. März, 21 Uhr in Paris und Donnerstag,
30. März, 18.45 Uhr in der VW-Arena) sowie dazwischen dem Bundesliga-Spitzenspiel bei Bayern München (Samstag, 25. März, 17.55 Uhr) weiter.

Fußballerinnen des VfL Wolfsburg wieder auf Kurs

Durch den deutlichen Erfolg bei Bayer ist der VfL vielleicht noch nicht ganz wieder da, wo er sich vor dem Hoffenheim-Heimspiel gesehen hat – aber die richtige Richtung hat er eingeschlagen und unter Beweis gestellt, dass die Niederlage nicht mehr als ein Ausrutscher war.

Spiel kompakt:

Bayer Leverkusen: Repohl – Ostermeier, Friedrich, Turanyi, Marti (89. Blagojevic) – Gräwe – Emmerling (65. Matysik), Baijings, Senß, Kögel (75. van Deursen) – Arfaoui (65. Bücher).

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms (71. Wedemeyer), Hendrich, Janssen, Rauch – Oberdorf (71. Jonsdottir), Lattwein (65. Waßmuth) – Huth, Roord (65. Brand), Popp (83. Demann) – Pajor.

Tore: 0:1 Popp (13.), 0:2 Popp (16.), 0:3 Brand (66.), 0:4 Waßmuth (78.), 1:4 Turanyi (90.+2).

Gelbe Karten: – / –.

Schiedsrichterin: Melissa Joos (Leinfelden-Echterdingen).

Zuschauer: 1476 im Ulrich-Haberland-Stadion.