Wolfsburg. Micky van de Ven hat bisher jede einzelne Sekunde in dieser Saison für den VfL Wolfsburg gespielt. Die gesteigerte Wichtigkeit wird nun belohnt.

Mark van Bommel hat während seiner Zeit beim VfL Wolfsburg wahrlich nicht viel Positives hinterlassen. Klar, seine vier Spiele andauernde Siegesserie zu Beginn der abgelaufenen Saison war ertragreich. Überzeugend spielten die Wölfe damals aber auch nicht. Danach ging es sportlich stetig bergab. Aber Moment ... Einen großen Dienst hat er den Grün-Weißen aber in jedem Fall geleistet. Der Niederländer mit Legendenstatus in der Heimat hatte im Sommer 2021 großen Anteil daran, Landsmann Micky van de Ven in die VW-Stadt zu lotsen.

Der Innenverteidiger hatte damals einen Vertrag bis 2025 unterschrieben. Den hat er nun vorzeitig verlängert. Van de Ven bleibt bis 2027 beim VfL. Das gab der Klub am Freitag bekannt.

Micky van de Vens Profil ist begehrt

Na ja, ob der 21-Jährige schlussendlich wirklich so lange im grün-weißen Dress auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Denn er erfüllt ein Profil, das Begehrlichkeiten weckt – und zwar auf dem gesamten Kontinent. Van de Ven bringt so ziemlich alles mit, was von einem modernen Spieler für das Deckungszentrum erwartet wird. Er ist Zweikampfstark. Er ist robust. Er ist blutjung. Und er ist Pfeilschnell. Sein Top-Speed in der laufenden Spielzeit wurde mit 35,9 Stundenkilometern gemessen. Das ist der beste Wert innerhalb seines Teams. Innerhalb der gesamten Beletage waren nur sieben Spieler schneller. Damit nicht genug: Der Niederländer ist Linksfuß. Ein gefragtes Attribut.

In seiner Premierensaison beim VfL hatte Van de Ven noch Anpassungsprobleme. Da kam er nur fünf Mal zum Einsatz. Zudem setzte ihn eine langwierige Oberschenkelverletzung mehr als zwei Monate lang außer Gefecht. Was einmal aus ihm werden könnte, erkennt aber auch Ex-Wölfe-Coach und Van-Bommel-Nachfolger Florian Kohfeldt. Im Kicker-Interview sagte der 40-Jährige: „Micky van de Ven, der lange ausfiel und sich jetzt reingespielt hat, besitzt sowieso riesiges Potenzial.“

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Niko Kovac: „Ich glaube, dass ihm noch ein, zwei Jahre hier in Wolfsburg sehr guttun würden“

Und in der laufenden Punktrunde ist van de Ven gar nicht mehr aus dem VfL-Aufgebot wegzudenken. 2250 Minuten lang stand er bislang in 25 Partien auf dem Platz. Der Rechenschieber gibt Aufschluss: Van de Ven verpasste noch keine einzige Zeigerumdrehung. Das gelang im Wölfe-Team nicht einmal Keeper Koen Casteels.

Ein steiler Aufstieg. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Defensivmann vor zwei Jahren beim FC Volendam noch in der 2. niederländischen Liga kickte. „Micky spielt eine richtig, richtig gute Saison“, sagt VfL-Trainer Niko Kovac, „aber: Ein Jahr ist kein Jahr, sage ich. Diese Leistung muss man immer wieder bestätigen. Ich glaube, dass ihm noch ein, zwei Jahre hier in Wolfsburg sehr guttun würden. Aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringt.“

Van de Vens Vertrag ohne Ausstiegsklausel

Ob der 21-Jährige noch so lange bleiben wird? Einfach wird es für den VfL Wolfsburg nicht, van de Ven so lange am Mittellandkanal zu halten. Mit der Vertragsverlängerung hat der Klub das Gehalt des Innenverteidigers dem Leistungsstand gemäß nach oben angepasst. Eine Ausstiegsklausel gibt es nach unseren Informationen nicht.

Allerdings haben sich die Wölfe schon unter der Ägide von Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer auf die Fahnen geschrieben, junge Spieler weiterentwickeln und bei einem Leistungssprung gewinnbringend verkaufen zu wollen. Einmal hat der Klub eine solche Chance bereits verpasst. Und zwar im Sommer, als van de Ven nach Wolfsburg kam.

Was war da noch mit Maxence Lacroix?

Da kam Innenverteidiger-Kollege Maxence Lacroix gerade aus einer herausragenden Saison. Auch er war ein Jahr zuvor aus der Zweitklassigkeit vom FC Sochaux gekommen. Nun wollte RB Leipzig den Franzosen haben. Mehr als 20 Millionen Euro Ablöse sollen die Sachsen geboten haben. Der VfL lehnte ab. Verlängerte stattdessen mit Lacroix. Seither läuft der 22-Jährige seiner Leistung aber hinterher. Ein derartiges Angebot für Lacroix dürfte in absehbarer Zeit nicht noch einmal hereinflattern.

Bei van de Ven aber haben die Wolfsburger jetzt langfristig die Karten in der Hand – egal, ob er bis 2027 bleibt oder vorher geht. Und irgendwie dürften sie auch Mark van Bommel ein kleines bisschen dafür dankbar sein.