Almancil. Der Außenbahnspieler des VfL Wolfsburg will in den Europacup. Dafür arbeitet er nicht nur mit den Beinen, sondern auch mit dem Kopf

Wenn Ridle Baku im Trainingslager des VfL Wolfsburg mal Zeit für sich hat, zieht er sich gerne auf sein Zimmer zurück und greift zu einem Buch. Aktuell liest er etwas von Tim Grover, ein Geschäftsmann und Personal Trainer. Grover hat schon mit Sportgrößen wie Kobe Bryant und Michael Jordan zusammengearbeitet. Er hat die Basketball-Legenden dabei unterstützt, alles aus sich herauszukitzeln, um ihr volles Potenzial abzurufen.

Baku macht sich auf den Seiten Notizen. Markiert Stellen, die ihm besonders wichtig erscheinen. Auch er ist ständig dabei, an sich zu arbeiten. Nicht nur an Dribblings, Flanken und Torschüssen. Sondern auch an seinem Geist, der richtigen Denkweise und Einstellung als Profisportler. „Um immer wieder neue Dinge in das eigene Spiel und die eigene Persönlichkeit einzubringen“, wie der 24-Jährige sagt.

Ridle Baku verpasste den WM-Zug

Der Kopf muss mitspielen. Das vergangene Jahr war für Baku geprägt von Höhen und Tiefen. Er war eigentlich in den erweiterten Kreis der deutschen Nationalmannschaft aufgerückt. Doch bei den Wölfen lief es zu Saisonbeginn gar nicht. Viel Kritik musste Baku einstecken. Er lief seinem Potenzial hinterher. Den WM-Zug hat er verpasst. In einem kurzen Telefonat hatte Bundestrainer Hansi Flick dem Außenbahnspieler mitgeteilt, dass er ihn nicht mit nach Katar nehmen werde. „Eine Begründung gab es nicht. Das war in dem Moment aber auch nicht wichtig. Es war nur wichtig, dass ich weiß, woran ich bin, ob ich dabei bin oder nicht“, sagt Baku.

Die besten Chancen habe er ohnehin nicht gehabt. „Das weiß ich auch.“ Aber leise Hoffnungen hatte er sich natürlich trotzdem gemacht. Zu spät war der VfL nach dem Tiefschlaf zum Saisonbeginn aufgewacht. Zu spät hatte Baku seine Form zurückerlangt.

Mehr zum VfL Wolfsburg:

Der VfL Wolfsburg ist als Team zusammengewachsen

Aber: Er hat sie zurückerlangt. Während der Serie von neun ungeschlagenen Spielen in Serie wusste er zu überzeugen. „Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert“, sagt Baku, „jetzt sind wir in den letzten Spielen so richtig als Mannschaft zusammengeschweißt worden. Jeder war für den anderen da. Ich glaube, das war in den ersten Spielen nicht in dieser Form der Fall. Da sieht man mal, was das ausmacht. Und wenn jeder an einem Strang zieht, läuft’s auch wieder.“

Und am besten soll es nach der Winterpause gleich weiterlaufen. Nach dieser so ungewöhnlichen Winterpause. Auch für den 24-Jährigen war es „schwierig abzuschalten“. Klar, schließlich war sein Team gerade voll im Saft – und hätte am liebsten direkt weitergespielt. Jetzt steht die heiße Phase der Vorbereitung an. An der Algarve. Wo sich das Team auf den Wiederbeginn der Bundesliga einstellt, ist Baku egal. Ob in Portugal, Spanien oder in Wolfsburg. Wobei: Vielleicht sei es auch ganz gut, keinen Lagerkoller in der Heimat zu riskieren und im Ausland „mal den Kopf frei zu kriegen“.

Niko Kovac steuert die Intensität

Wolfsburgs Trainer Niko Kovac steuert die Intensität der Trainingstage feinfühlig. Am Montag war Feuer in den Übungen – besonders in der Nachmittagseinheit. „Wichtig ist es, das auf die Spiele zu übertragen. Die Intensität nur im Training zu zeigen, bringt gar nichts“, sagt Baku. Am Dienstag stand dann eher der Spaß im Vordergrund. Die Spieler zockten bei einem Fußballtennis-Turnier. Bakus Team wurde Dritter. Eigentlich will er natürlich immer gewinnen. An diesem Tag war der Bronzeplatz aber mal in Ordnung. Auch das gehört dazu. Der Ehrgeiz muss da sein – aber steuerbar.

Sobald die Punktrunde wieder losgeht, können Baku und Co. ihn wieder stärker von der Leine lassen. Der 24-Jährige kann es übrigens kaum erwarten, bis am 21. Januar um 15.30 Uhr das Spiel gegen den SC Freiburg angepfiffen wird. „Ich bin bereit. Ich könnte schon spielen“, sagt er.

Ist die Gier beim VfL Wolfsburg zurück? „Definitiv, ja“

Und die Wolfsburger haben ein Ziel vor Augen. Die Europacup-Ränge sind nur noch zwei Punkte entfernt. Treibt das die Gier nach Erfolg? „Definitiv, ja“, sagt Baku. In der Vorsaison, als die Wölfe förmlich durch die Liga humpelten, hatte Baku noch angeprangert, das genau diese Gier vielleicht ein Stück weit gefehlt hat.

Ridle Baku arbeitete daran, dass ihm mentale Spannungsabfälle nicht passieren. Unter anderem mit seiner Lektüre. Zum Glück hat er in Almancil überhaupt ausreichend Ruhe zum Lesen. Sein Zimmer muss er sich nämlich mit niemandem teilen. „Ich bin ganz froh darüber, dass ich ein Einzelzimmer habe“, sagt er und lacht.