Wolfsburg. Bei der WM spielte der VfL-Stürmer keine Minute, in der Bundesliga hatte er zuletzt Pech. Nun gibt’s eine Kampfansage an die Kollegen.

Es hätte eine dicke Chance für Jonas Wind sein sollen. Der Offensivmann von Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg reiste mit dem dänischen Nationalteam zur WM nach Katar. Auf den 23-Jährigen halten sie große Stücke in seiner Heimat. Vielleicht hätte er eine der Entdeckungen des Weltturniers werden können. Leider bleiben die Hoffnungen im Konjunktiv. Für Wind kam es ganz anders. Keine einzige Minute konnte er in der Wüste sammeln. Die gesamte dänische Mannschaft enttäuschte, flog mit nur einem Punkt in der Vorrunde raus.

Und dennoch: Für einen so jungen Profi ist so eine WM doch sicher eine wertvolle Erfahrung – selbst wenn er nur zuschauen konnte. Oder überwiegt doch die Frustration, weil ein Einsatz ausblieb? „Es ist ein bisschen von beidem“, sagt Wind, „es ist das größte Turnier, bei dem man dabei sein kann. Als Kind träumt man davon, bei einer WM zu spielen. Ich habe zwar nicht gespielt, aber ich war dennoch da. Trotzdem bin ich ein wenig enttäuscht.“

Keine Minute bein der WM: Eine Oberschenkelverletzung bremste Jonas Wind aus

Das Turnier startete aber auch unter schlechten Voraussetzungen für den 23-Jährigen. Vor dem letzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde in Hoffenheim (2:1) zwickte plötzlich der Oberschenkel wieder. An der hinteren Seite. Das ist die Stelle. an der Wind schon zuvor verletzt war und den Wölfen deshalb wochenlang fehlte. Die Klub-Verantwortlichen nahmen ihn damals aus dem Kader, um dem Dänen den WM-Traum nicht durch eine schwerere Verletzung zu verbauen. Trotzdem konnte Wind bis zum ersten Turnierspiel nicht mit seiner Delegation trainieren. „In dieser Partie war ich dann zwar auf der Bank, war aber nicht einsatzbereit. In den nächsten beiden Spielen habe ich mich gut gefühlt, der Trainer entschied sich aber für andere Spieler. Ich wollte natürlich spielen. Aber so ist es eben manchmal“, sagt der 15-fache Nationalspieler.

Nun ist die WM vorbei. Seit ein paar Tagen ist Wind wieder in der VW-Stadt. Zuvor durfte er noch ein wenig Zeit in seiner Heimat Kopenhagen verbringen. Energie tanken. Die Familie und Freunde sehen. Auch ein bisschen feiern. Die Verletzung bereitet ihm nun keine Probleme mehr. „Ich fühle mich gut“, sagt Wind. Zeit, bei den Wölfen wieder anzugreifen.

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Senkrechtstarter beim VfL Wolfsburg

Nachdem er im Januar dieses Jahres in Wolfsburg angekommen war, wurde der Offensivspieler zu einer der positiven Erscheinungen einer verkorksten Saison. Er half den Grün-Weißen mit fünf Toren und einer Vorlage bei der Stabilisierung im Abstiegskampf. Er war ein Senkrechtstarter, hatte keine Probleme mit der Anpassung an die deutsche Beletage.

Die zweite Jahreshälfte lief dann nicht mehr so geschmeidig. Die Oberschenkelverletzung bremste ihn aus. Sieben Spiele verpasste er deshalb. Der Stammplatz, den er sich in der Vorsaison noch unter einem anderen Trainer erarbeitet hatte, war plötzlich futsch.

Jonas Wind: „Die letzten fünf Monate waren nicht die besten“

Dass Wind nun in Wolfsburg langfristig ein ähnliches Schicksal droht wie in Katar, ist aber in etwa so wahrscheinlich wie es ein WM-Triumph der Gastgeber war. „Die letzten fünf Monate waren nicht die besten. Aber ich schaue nach vorne und hoffe, dass ich meine Minuten bekomme und dem Team helfen kann“, sagt der 23-Jährige.

Nachdem die Verletzung ihn zwischen dem zweiten und dem zehnten Spieltag außer Gefecht gesetzt hatte, kam der Däne bei den Grün-Weißen schon wieder auf fünf Einsätze – wenn auch nur einer davon länger als 25 Minuten dauerte. Beim 4:0-Erfolg über Bochum steuerte er sein bislang einziges Saisontor bei. Gegen Dortmund (2:0) stand er erstmals in dieser Saison in der Startelf. Auch Trainer Niko Kovac weiß um Winds Qualität.

Die Konkurrenz heißt Lukas Nmecha und Omar Marmoush

Einfach wird es trotzdem nicht. Die Konkurrenz ist groß. Die Plätze sind rar. Mittlerweile hat Kovac ein 4-3-3-System etabliert. „Ich sehe mich selbst als Stürmer. Aber mein Spielstil unterscheidet sich etwas von der typischen Neun, die hauptsächlich im Strafraum steht. Ich lasse mich gerne etwas fallen“, sagt Wind. Dann kann er das Spiel früh aufnehmen und seine Kollegen in Szene setzen. Eine hängende Spitze kommt in dieser Formation aber nicht vor – und das ist die Position, die Wind bevorzugt. Was ihm bleibt, ist die Sturmspitze. Da heißen die Hauptmitbewerber Lukas Nmecha und Omar Marmoush. Kein Fallobst.

Kann Wind seinen Stammplatz trotzdem zurückerobern? „Ich hoffe es. Das ist der Plan“, sagt er. Wenn ihm das gelingt. kommt auch Dänemark-Coach Kasper Hjulmand über kurz oder lang nicht an Jonas Wind vorbei.